PDCON:Zeitmelodien

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Zeitmelodien~Timetunes

Ein Projekt von:
Moritz Schell
Frederic Seybicke

Im Projektmodul:
Interaktive Medien

Betreuer:
Prof. Jens Geelhaar
Max Neupert

Bauhaus-Universität 2011

I Synopsis

Zeitmelodien ist eine interaktive Installation von Moritz Schell und Frederic Seybicke, Studenten der Bauhaus Universität Weimar, bei der der Rezipient mit dem Glockenspiel des Weimarer Rathauses kommuniziert. Der Glockenschlag als Symbol der Zeit spielt ein Stück Musik, das einen Zeitgeist charakterisiert und wird zur Erinnerung des Besuchers an seinen persönlichsten Bezug zur Zeit - Den Tag der Geburt:
Im Rahmen der Pure Data Convention vom 8.8-12.8.2011 konnten die Besucher des Weimarer Marktplatzes ihr Geburtsdatum per SMS an das Porzellanglockenspiel im Rathausturm schicken. Das Glockenspiel antwortete darauf mit der Melodie des Liedes, dass an diesem Tag auf Platz eins der deutschen Single-Charts stand.

II Konzept

II.1 Rahmenbedingungen

Das Projekt entstand im Rahmen der Pure Data Convention 2011. Die Pure Data Convention ist ein internationaler Kongress von Anwendern und Entwicklern mit Vorträgen, Workshops und Konzerten rund um die innovative Programmiersprache pure data. Zu diesem Anlass ergab sich in Kooperation mit der Stadt Weimar die Möglichkeit eine interaktive Installation für das Glockenspiel im Rathausturm zu konzipieren und umzusetzen. Die Installation sollte zum festen Bestandteil der Convention werden und vom 8.8.-12.8.2011 täglich aktiv sein.
Gleichzeitig ist der Marktplatz mit seinem Wochenmarkt, den Buden den anliegenden Geschäften und Restaurants ein gesellschaftliches Zentrum und touristisches Highlight der Stadt Weimar. Deshalb war es uns bei der Entwicklung des Konzeptes wichtig eine Installation zu entwerfen, die nicht nur einem Programmiersprachen affinen und Medienkunst bewanderten Fachpublikum der Convention zugänglich ist. Vielmehr wollten wir unsere Installation für ein möglichst breites Publikum von Bürgern und Touristen der Stadt verstehbar und erlebbar gestalten. Demzufolge suchten wir in der Konzeptionsphase nach:

  • einer möglichst selbsterklärenden Idee,
  • einem nachvollziehbarem Konzept und
  • einer einfachen Interaktionsmöglichkeit.

II.2 Idee

Die Idee für die Installation entstand in einem Brainstorming rund um die Funktion und Symbolik des Glockenspiels und dem Bezug des Besuchers dazu:
Die Kernfunktion des Glockenspiels im Rathausturm ist die eines Zeitinstruments – das Glockenspiel spielt zu jeder viertel Stunde eine kleine Melodie. Abstrahiert kann der Glockenschlag als ein Symbol der Zeit gesehen werden – Er ist die Melodie der gegenwärtigen Zeit.
Der Tag der Geburt ist ein ganz persönlicher Bezug eines jeden Menschen zur Zeit. Einerseits wird er zum jährlichen Festtag – ein Ausdruck der Freude und der Erinnerung für Familie und Freunde über und an die Geburt des Gefeierten. Andererseits beschreibt er die Zugehörigkeit zu einer Generation (z.B. „die 68er“) und damit zu einem bestimmten Zeitgeist mit dem man aufgewachsen ist.
Die (deutschen) Single-Charts repräsentieren seit ihrer Einführung eine bestimmte Musik zu einer bestimmten Zeit – und bisweilen auch das Lebensgefühl einer Generation. Der Charthit ist rückblickend die Melodie einer vergangen Zeit.
In der Kombination dieser drei Elemente entstand das Konzept für die Installation Zeitmelodien: Der Besucher schickt seinen Geburtstag und bekommt dafür die Melodie seiner Geburt vom Porzellanglockenspiel des Weimarer Rathauses.

II.3 Interaktion

Da die sich Installation im öffentlichen Raum befand und über mehrere Tage aktiv sein sollte, ergaben sich einige Rahmenbedingungen, für die Suche nach dem geeigneten Interface:

  • Diebstahlsicher
  • Vandalismus geschützt
  • Wetterfest
  • unabhängig von Lichtwechsel
  • Barrierefrei
  • etc

Kurzum, wir versuchten größere Aufbauten (Barrierefreiheit, Sicherheitsmaßnahmen, etc.) und elektrische Aufbauten (Regensicher, TÜV, Sicherheit, etc) möglichst zu vermeiden und suchten stattdessen nach einem mobilen Interface. Zudem sollte das Interface leicht zu bedienen sein und einer größtmöglichen Besucherschar intuitiv zugänglich sein.

Deshalb wählten wir als Interface für die Installation schließlich das Handy: Die Besucher sollten eine SMS mit ihrem Geburtsdatum an das Glockenspiel senden. Zum einen konnten wir davon ausgehen, dass die meisten Besucher ein Mobiltelefon besitzen und zudem es auch zu bedienen wissen, zum anderen gingen wir damit den oben beschriebenen Problemen aus dem Weg.

Zusätzlich zu dem auditiven Erlebnis des Glockenspiels wollten wir an dem Rathausturm neben der Uhr ein visuelles Feedback für den Besucher anbringen. Für jede gesendete SMS sollte auf einer LED-Tafel (Variante: Großformatiges Plasma Display), Datum und Songtitel erscheinen – eine Referenz für den Besucher, dass der Charthit zu seinem gesendeten Datum abgespielt wird. Leider konnte dieses Element schließlich aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden. Das Angebot der Event- und Studiotechnik GmbH adapoe (Variante 1: LED Modul + Controller, 1.200€ Netto; Variante 2: 50" Plasma Display (TV), 900€ Netto) überstieg das Budget.