Von der Anständigkeit und Unanständigkeit der Strukturen oder: Die Ästhetik technologischer Anordnungen
An der Professur Gestaltung medialer Umgebungen gehtes um die künstlerische Durchdringung unserer Umwelt mit sich rasant entwickelnden Technologien wie Internet, der Technoscience oder medialorganisierten Stadträumen.
Es sind nicht die klassischen Instrumente wie Petrischale und Pipette, mit denen sich Ursula Damm der Wissenschaft nähert. Dennoch erinnert ihre Berliner Wohnung eher an ein Labor als ein Hinterhofloft. In der Mitte des Raumes befindet sich ein Glaskasten, bestückt mit Mückenlarven, die über Wasserschläuche und Messgeräte im Gleichgewicht gehalten werden. In unmittelbarer Nähe ein großer Schreibtisch, schwer beladen mit Büchern. Forschungsliteratur ist mittlerweile eine Grundlage ihrer Kunst. Und dabei wollte Ursula Damm nach ihrer Schulzeit ausgerechnet von Büchern nichts mehr wissen.
„Ich habe nach der Schule beschlossen,zunächst überhaupt keine Bücher mehr zulesen. Das war ein ganz tiefes Bedürfnis. Ich hab‘ diese Art der Wissensvermittlung satt gehabt. Ich wollte erst einmal wieder wissen, wer ich bin.“ Mithilfe von Zeichnungen – bis zu 20 Stück am Tag – führt Ursula Damm in dieser Zeit so etwas wie ein inneres Tagebuch. Eine Methode, die ihr noch heute dabei hilft, gedankliche Konzepte zu erproben. Eine Art „körperliche Meditation über das Thema, das ich mir stelle“, sagt sie. Nachfünf Jahren stellt sie fest, dass es immer dieselben Formen sind, die beim Zeichnen entstehen. Ab hier merkt sie, dass es notwendig ist, einen Dialog aufzubauen mit einem Außen, das ein Sparringspartner wird.
„Ich wollte mich trainieren, nach draußenzu gehen, das Leben zu gestalten darüber,dass ich in Kontakt trete und Themen definiere.“ Von da an war für sie klar, dass sie nicht mehr themenfrei arbeiten würde.