Bewegte Bilder, prägnante Vorträge, gelöste Gemüter
Der diesjährige Wissenschaftstag, organisiert vom Dezernat Forschung und der Bauhaus Research School, wartete unter dem Motto »In Bewegung« mit einer Fülle an Inspirationen für Interessierte aus allen Fakultäten auf. Als Highlight wurden die Gewinner des Posterwettbewerbs und Elevator Pitches gekürt. Zu Gast war auch Tom Tykwer, Regisseur und Mitglied des Hochschulrates. Er berichtete von seinem filmischen Engagement in Ostafrika.
Zur Begrüßung würdigte Prof. Andrea Osburg, Prorektorin für Forschung und Kunst, beispielhafte Forschungsaktivitäten des letzten Jahres und hob besonders hervor, dass fünf EXIST-Gründerstipendien in einer Förderhöhe von 524.000 Euro eingeworben sowie sechs Patente angemeldet werden konnten. Ebenso konnte im August eine Antragsskizze für eine DFG-Mitgliedschaft eingereicht werden. Die Prorektorin gab schließlich den Anwesenden mit auf den Weg: »In Bewegung zu bleiben ist für uns Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler essentiell«.
Nach einer Einführung durch die Forschungsdezernentin Dr. Kristina Schönherr führte Tom Lahmer, Direktor des Instituts für Strukturmechanik und Juniorprofessor für Stochastik und Optimierung, als Moderator durch den ersten Teil der Veranstaltung. Im zweiten Programmteil erhielt Dr. Daniela Spiegel, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Denkmalpflege und Baugeschichte, das Mikrofon.
Danach wurde Wissenschaft in gut verdaulichen Portionen präsentiert: Zehnminütige Vorträge mit anschließenden Fragerunden ermöglichten Einblicke in ganz unterschiedliche Forschungsbereiche.
»Verkehrsdigitalisierung« und »Elektromobilität« waren die Stichworte des ersten Vortrages von Prof. Uwe Plank-Wiedenbeck, Verkehrssystemplanung. Zur Förderung von innovativen Energien und einer optimalen Steuerung des Verkehrs im Sinne der Verkehrsteilnehmer wurden im Projekt sMobiliTy erfolgreich Dienste und Services am Beispiel der Stadt Erfurt entwickelt. Der zweite Vortrag widmete sich der Frage, wie Computertomographie für industrielle Zwecke eingesetzt werden könnte. Nachdem die Vermessung der höchsten Talsperre Deutschlands durch Bilder von Röntgenstrahlung gelungen ist, arbeitet das Forschungsteam von Prof. Volker Rodehorst, Computer Vision in Engineering, nun daran, Einzelteile von Geräten zu separieren sowie deren 3D-Volumen darzustellen und auszuwerten.
Eindrucksvolle Bilder bot auch der »Videopionier« Prof. Herbert Wentscher, Visuelle Kommunikation. In seinem Vortrag stellte er mit Hilfe von Thesen des Filmtheorethikers Béla Balázs die Bedeutung von innerer und äußerer Bewegung im Film dar und appellierte an ein »richtiges Maß der Filmbewegung«.
Mit dem ICE-Theater oder »Inszenierungen für vorbeifahrende Züge – ein multimediales Projekt im Saaletal«, das über den Kreativfonds der Universität gefördert wurde, knüpften Prof. Jörn Hintzer und Prof. Jakob Hüfner, Experimentelle Television, an. Bereits seit 2013 werden Konzepte für eine filmische Landschaft entwickelt, die aus dem Zugfenster eines vorbeifahrenden ICEs zwischen Dornburg und Camburg wahrnehmbar ist. Damit soll der Blick der Passagiere »von Excel-Tabellen« wieder auf die durchquerte Region und Landschaft gelenkt werden.
Zu guter Letzt teilte Tom Tykwer, Regisseur und Mitglied des Universitätsrats, sein Engagement aus Kenia mit dem Publikum: Im Rahmen von »One Fine Day Films« wird in Nairobi in Zusammenarbeit mit der DW-Akademie und der lokalen Filmproduktionsfirma Ginger Ink. der Aufbau einer professionellen Szene von Filmschaffenden verschiedener Bereiche gefördert. Ziel ist es, durch Workshops technisches Know How und eine eigene Filmsprache für Interessierte vor Ort zu generieren.
Ein ganz besonderer Bestandteil der Veranstaltung war der Nachwuchswettbewerb um das beste Poster und den dazugehörigen Elevator Pitch. Teilgenommen hatten zehn Kandidaten, darunter Promovierende, aber auch Masterstudierende und Alumni aller Fakultäten. Eine interessante, unterhaltende und allgemeinverständliche Präsentation der Forschungsfrage bzw. des Projektes stand dabei im Vordergrund. Es wurden Preise im Gesamtwert von 400 Euro verliehen. 90 Sekunden, in etwa die Länge einer Fahrstuhlfahrt, hatten die Teilnehmenden aus Brasilien, dem Iran, Deutschland und Indien Zeit, ihr Thema einer interdisziplinären Jury der Bauhaus-Universität Weimar zu präsentieren (Prof. Sven Bertel, Raimo Harder, Dr. Luise Nerlich, Ricarda Löser). Das Publikum durfte mit Hilfe von Stimmzetteln ebenfalls über die Vergabe eines Preises jeweils für das beste Poster und den besten Vortrag entscheiden.
Gewinner des Jurypreises in der Kategorie Poster ist der Brasilianer Leonardo Hermel, Masterstudent im Bereich Media Art and Design. Seine Projekt »Human Devices – Analog Social Experiment« steckt zwar noch in den Kinderschuhen, wurde aber gestalterisch sehr überzeugend präsentiert und erklärt. Mit einem ebenfalls sehr prägnant gestalteten Poster und einer außergewöhnlichen 90-sekündigen Performance mit dem wandelbaren Kleidungsstück »Articulando« erhielt Aline Martinez, Masterstudentin Media Art and Design, gleich mehrere Preise: den Publikumspreis für ihr Poster sowie Publikums- und Jurypreis beim Elevator Pitch.
Sehr überzeugend in der Gesamtpräsentation war die Doktorandin Stefanie Wetzel (Usability | Instructional Design). Ihre App »Rotate it!« analysiert individuelle Lösungsstrategien bei 3D-Rätseln von Schülern und hilft so, räumliche Fähigkeiten individuell zu trainieren. Die Jury verlieh Wetzel den Gesamtpreis für »Wissenschaftskommunikation«.
Die Poster des Nachwuchswettbewerbs werden ab Dezember bis Anfang 2016 im Erdgeschoss des Hauptgebäudes zu sehen sein.
Der Wissenschaftstag bot auch eine gute Gelegenheit, einen Eindruck aktueller durch den Kreativfonds geförderter Projekte und Nachwuchsideen vor dem Oberlichtsaal zu erhalten:
- Schrift Stadt Bild
- Bau eines Pavillons für die Gemeinschaftsschule Weimar
- Caffenol
- Lightroom
- »Fleisch, oder was der Vegetarier sonst so nicht isst« (Magazin)
- »PORT - Studentisches Magazin« (Magazin)
Der nächste Wissenschaftstag findet im November 2016 statt.
Dezernat Forschung: dezernat.forschung[at]uni-weimar.de
Bauhaus Research School: research-school[at]uni-weimar.de
Text: Isabella Weigand, Studentische Mitarbeiterin der Universitätskommunikation