Erfurt-Haifa-Projekt zum Dialog der Architekturen der Moderne macht wichtigen Schritt
Ein Forschungsprojekt an der Bauhaus-Universität Weimar beschäftigt sich in Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden Erfurts und Haifas mit der modernen Architektur der 1920er und 30er Jahre, die in beiden Städten sehr markante Beispiele hervorgebracht hat. Ziel ist es, den durch Archivrecherche, Fotografie und Film untersuchten Dialog zwischen diesen Orten zu untersuchen. Zur Semester-Endkritik sind am 1. Februar 2018 von 10.30 Uhr bis 18.30 Uhr Interessierte in Raum 109 im Hauptgebäude herzlich eingeladen.
Während Erfurt sich in den 1920ern zu einer modernen Metropole Thüringens entwickelte, die auch die neue Architektur des Neuen Bauens und des Bauhauses in ihren neuen Siedlungs- und Architekturprojekten verwirklichte, hat sich auch Haifa unter der Britischen Mandatszeit nach dem Ersten Weltkrieg mit neuen Einflüssen auseinandergesetzt und eine eigene Moderne hervorgebracht. In den 1930ern, mit dem Zuzug von Architekten und Architektinnen, die aus dem nationalsozialistischen Deutschland emigrieren mussten, hat sich in Haifa eine ganz besondere Architektur und Stadtplanung entwickelt, die sowohl die international noch gut vernetzte arabische Moderne als auch die in Israel sogenannte Bauhaus-Moderne vereint.
Die beiden Städte Erfurt und Haifa sind seit dem Jahr 2000 in einer Städtepartnerschaft verbunden. Durch dieses Forschungsprojekt mit Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar soll diese Partnerschaft belebt und ausgebaut werden und sich letztlich auch durch generationsübergreifende und interdisziplinare Dialoge und eine Ausstellungen in beiden Städten vermittelt werden.
Das Projekt wird von Prof. Dr. Ines Weizman, Professorin für Architekturtheorie, Dr. Mark Escherich, Denkmalpfleger in Erfurt und wissenschaftlicher Mitarbeiter in Weimar und dem künstlerischen Mitarbeiter der Bauhaus-Universität Jens Hauspurg geleitet. Seit Anfang Oktober 2017 beschäftigen sich in der Forschungsgruppe 15 Studierende mit dem Projektthema. Nach einem Thüringenbesuch von Waleed Karkabi und Adi Roitenberg vom Building Conservation Department der Stadt Haifa im vergangenen November waren die Studierenden vom 30. Dezember 2017 bis zum 8. Januar 2018 auf Exkursion.
Exkursionsrückblick
Zum besseren Verständnis des zum Teil widerspruchsvollen Landes begann die Exkursion mit einer aufschlussreichen Bustour mit dem Architekten und Theoretiker Zvi Efrat und der Architektin und Historikerin Gili Merin zum Ghetto Fighters’ House Museum in Lohamei Hagetaot, der Stadt Akko sowie in den Norden Israels entlang der libanesischen Grenze. In den darauf folgenden Tagen stand vor allem Haifa im Mittelpunkt des Programms. Neben Treffen und Führungen mit Professoren und Dozenten des Technion-Israel Institute of Technology und der WIZO Academy of Design and Education waren wiederum Waleed Karkabi und Adi Roitenberg von der Stadtverwaltung maßgebliche Partner vor Ort. Die Stadtführungen durch die sehr unterschiedlichen Stadtteile und zu den zahlreichen baulichen Meisterwerken waren für die deutsche Studiengruppe beeindruckend und zeigten schnell das Potential des angestrebten Dialoges auf. Dass sich die Verbindungen und Zusammenhänge nicht auf architektonische Bilder beschränken, zeigten Feldstudien zum Alltag und Gebrauch der Bauten. Nutzer wurden interviewt und deren Interaktionen mit den Bauwerken untersucht. Solche Studien wurden auch kombiniert mit Recherchen in Bibliotheken und Archiven. Persönlichen und kollektiven Erinnerungen, die sich mit Orten und Bauten verbinden, konnte so nachgegangen werden.
Das Projekt Erfurt/ Haifa – Architekturen der Moderne in dialogischen Bildern soll im September 2018 in Erfurt und 2019 in Haifa ausgestellt werden.