Über den »Red Dot Award« durfte sich Carlotta Werner am 7. Juli 2014 freuen. Diesen erhielt die selbstständige Designerin für ihren Holzkohleherd »Eclair«, den sie in verschiedenen afrikanischen Ländern im Auftrag der GIZ entwickelte.
Schon an der Bauhaus-Universität Weimar beschäftigte sich Carlotta Werner mit der Beziehung von Kochen und Design. Im Rahmen ihres Diplomprojektes entwickelte die damals noch angehende Designerin im südindischen Pondicherry eine effizientere Variation des herkömmlichen Terrakotta-Herds sowie einen neuartigen Großküchenherd. Die erfolgreiche Diplomarbeit führte dazu, dass die Produktdesignerin einen Folgeauftrag von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) erhielt.
Zweieinhalb Jahre lang designte und entwickelt sie einen modernen und energieeffizienten Holzkohleherd für urbane Haushalte in Benin, Senegal und Liberia. Vor Ort analysierte Carlotta Werner die spezifischen Kochgewohnheiten und Alltagsanforderungen, unterhielt sich mit Handwerkern und Hausfrauen und bezog die allgemein vorherrschenden ästhetischen Ansichten sowie die lokalen Produktionsmöglichkeiten in den Designprozess ein. Carlotta Werner erläutert ihr Vorgehensweise folgendermaßen: »Entscheidend ist dabei, den Herd als ein komplexes System zu verstehen, bei dem die Ästhetik und Design ebenso wichtig, wie die technische Leistung ist. Das ist in einem afrikanischem Land nicht anders als in Europa. Für mich zeigt der Herd, wie Design die Akzeptanz und Verbreitung von Produkten fördert, und somit zur Lösung von globalen Problemen beitragen kann.«
Das Ergebnis der Analyse und des langen Gestaltungspozesses: »Eclair« - Ein manuell gefertigter Holzkohleherd, der durch seinen innovativen Aufbau den Holzkohleverbrauch um 30 Prozent und die Kochzeit um 20 Prozent senkt. Der CO-Ausstoß halbiert sich im Vergleich zu herkömmlichen Produkten. Die reduzierte Kochzeit brachte Carlotta Werner auch auf den Namen des Herdes. Denn »Eclair« ist französisch und bedeutet Blitz. In Benin und Burkino Faso hat sich der Name durchgesetzt. In Senegal heißt er »Taaru«, was so viel wie Schönheit und weibliche Eleganz bedeutet. In Liberia hat sich die Bezeichnung »Red Fire Pot« durchgesetzt.
Einer der großen Vorteile des Holzkohleherds ist, dass dieser von kleinen ansässigen Handwerksbetrieben seriell gefertigt und über die lokalen Vertriebsstrukturen auf Märkten verkauft wird. Dies stärkt die einheimischen Produzenten und spart Transportkosten. Der Herd bleibt dadurch mit etwa 6 Euro für Nutzerinnen und Nutzer erschwinglich. Besonders das ansprechende Design machte den Herd zu einem begehrten Produkt. In Benin wurden allein 2013 fast 30.000 Herde verkauft.
Die Jury des »Red Dot Awards«, die sonst Preise fast ausschließlich an Industrie-Design und Konsumprodukte vergibt, würdigte die Arbeit in ihrer Begründung: »Eclair ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie mithilfe von Design Ressourcen geschont und die Lebensbedingungen von Menschen verbessert werden können.«
Retrospektiv kann Carlotta Werner behaupten, dass ihr das Studium an der Bauhaus-Universität Weimar nicht nur den Kontakt zur GIZ über ihre Diplomarbeit gebracht hat. Auch die Herangehensweise und die Gestaltung des Designprozesses haben sie nachhaltig beeinflusst: »Das freie Projektstudium und das lösungsorientierte Denken im Studiengang Produktdesign haben mich sicher auf diese Aufgaben vorbereitet und mir den Blick geöffnet, was Design alles sein kann. Und zwar viel mehr als man auf den ersten Blick vermutet.«
Carlotta Werner ist auch nach dem »Red Dot Award« wieder im Auftrag der GIZ unterwegs. Für das Projekt »EnDev« in Liberia arbeitet sie an der Weiterentwicklung von »Eclair«. Außerdem plant die Produktdesignerin ein Kooperationsprojekt mit dem Soziologen und Designer Julien McHardy. Gemeinsam möchten beide die Forschung in der Entwicklungszusammenarbeit vertiefen und Kurse zur Produktentwicklung in afrikanischen und europäischen Hochschulen anbieten.
Über den Award:
Der Red Dot Design Award ist ein vom Design Zentrum Nordrhein Westfalen ausgeschriebener, international anerkannter Designwettbewerb, bei dem der »Red Dot«, ein roter Punkt, verliehen wird. Der Red Dot Design Award wird von einer internationalen Jury aus Fachkundigen an die Arbeiten verliehen, die eine herausragende Designqualität haben.
Die Ausstellung mit allen Gewinnern des »Red Dot Awards 2014« ist noch bis zum 3. August in Essen geöffnet:
Design on Stage – Winners Red Dot Award: Product Design 2014
8. Juli – 3. August 2014
Red Dot Design Museum
Gelsenkirchener Straße 181
45309 Essen
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.carlottawerner.de
http://fiveninetydesign.tumblr.com
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