Wohnraumfragen in der Magdeburger Neuen Neustadt. Annäherungen an die Produktion von beengten Wohnverhältnissen im Kontext von EU-2-Migration und dem Sachsen-Anhaltinischen Wohnraumaufsichtsgesetz
ENGERE WAHL
Project information
submitted by
Miriam Neßler
Supervising professorship
Sozialwissenschaftliche Stadtforschung
Advisors
Prof. Dr. Frank Eckardt, M.Sc. Anton Brokow-Loga
Degree programme:
Urbanistik (Master of Science (M.Sc.))
Project description
Wohnraum und seine Verteilung müssen in ihrer sozial-räumlichen und normativ-diskursiven Gemachtheit verstanden werden, um eine sozial-ökologisch gerecht(er)e Wohnflächenverteilung anstoßen zu können. Ich habe mich deshalb mit der Produktion beengter Wohnverhältnisse und den Aushandlungen um Überbelegung im Magdeburger Stadtteil Neue Neustadt befasst, wo im Sommer 2020 über 500 Menschen unter Quarantäne gesetzt wurden. Bereits 2018 war das Viertel Auslöser für das Sachsen-Anhaltinische Wohnraumaufsichtsgesetz, das u.a. durch einen Mindeststandard Überbelegung verhindern und beseitigen soll.
Mithilfe einer explorativ-ethnographischen Forschung, die nicht-teilnehmende Beobachtungen, Interviews sowie Medien- und Gesetzesanalysen umfasste, konnten sozial-räumliche Situationen, in denen viele Menschen auf wenig Wohnraum wohnen, und normative Vorstellungen davon, weswegen es sich um zu viele Menschen auf zu wenig Wohnraum handelt, rekonstruiert werden.
Beengte Wohnverhältnisse entstehen im Kontext von (Un)Zugänglichkeiten und sind mit Problemen für die v.a. rumänischen Bewohnenden verbunden. Politisch-medial hingegen werden sie erst durch ihre vermeintlich negativen Effekte auf das Quartier und im Kontext einer anti-migrantischen Grundhaltung problematisiert. Der Mindeststandard soll einerseits den Wohnstandard für alle anheben, kann andererseits aber zu weiteren Ausschlüssen von einkommensschwachen und von multiplen Diskriminierungen betroffenen Migrant*innen führen.