Ein Schloss nach dem Fall. Aushandlung von Sinnstiftung und Nutzung des Schlosses Schwarzburg in den 1990er Jahren
ANERKENNUNG
Project information
submitted by
Anna-Maria Weber
Supervising professorship
Raumplanung und Raumforschung
Advisors
Prof. Dr. phil. habil. Max Welch Guerra, Dott. Mag. Piero Sassi
Degree programme:
Urbanistik (Bachelor of Science (B.Sc.))
Project description
Thüringen ist ein Land der Residenzen: Die zahlreichen Adelshäuser haben ein dichtes Netz von Residenzen und Schlössern hinterlassen, die noch heute das Selbstverständnis des Freistaates prägen. Nach dem Ende der Monarchie 1920 wurden in der Weimarer Republik, dem NS-Regime und der DDR die Rechtsträger*innenschaft und die Zuständigkeit für die Erhaltung und Nutzung der Schlösser neuverteilt und umstruktuiert.
Für die ostdeutschen Bundesländer bedeutete die Wiedervereinigung 1990 eine erneute Gelegenheit, diese Strukturen grundlegend zu diskutieren. In der Thesis wird am Beispiel des Schlosses Schwarzburg mit Methoden der Oral History und Diskursanalyse untersucht, wie Narrative und Nutzungen der Thüringer Schlösser in den 1990er Jahren zwischen Politik, Verwaltung und Bevölkerung verhandelt wurden.
In den Nutzungsideen und Erhaltungsambitionen für Schloss Schwarzburg spiegelt sich wider, wie sich Politiker*innen um Aufschwung bemühten, wie eine neue politische und administrative Ordnung eingerichtet bzw. von der BRD adaptiert wurde und wie um ost- und westdeutsche Identitäten gerungen wurde. Die Thesis regt dazu an, das Erinnern in einer Gesellschaft durch Denkmale nicht auf romantisierte und glanzvolle Zeiten zu beschränken, sondern bis in jüngste Zeit zu denken. Außerdem trägt die Thesis dazu bei, das Verständnis für wirtschaftliche, kulturelle und politische Bedingungen der Wiedervereinigung auf diversen Ebenen zu vertiefen und ihre Auswirkungen bis heute zu verstehen.