Unterwegssein als ‚das Andere‘. ÖPNV-Erlebnisse und -Praktiken arabischer Migranten im Kontext diskursiver Fremdheitszuschreibungen
ANERKENNUNG
Project information
submitted by
Jan Philipp Zimmermann
Supervising professorship
Sozialwissenschaftliche Stadtforschung
Advisors
Prof. Dr. Frank Eckardt, M.Sc. Malena Rottwinkel
Degree programme:
Urbanistik (Bachelor of Science (B.Sc.))
Project description
In medialen und öffentlichen Debatten werden „muslimische Migranten“ immer wieder als gefährliche Fremde konstruiert. Diese diskursive Adressierung erfahren muslimisch-migrantisch gelesene Personen insbesondere während ihren alltäglichen Mobilitätspraktiken. Der ÖPNV als Ort des unfreiwilligen Aufeinandertreffens einer heterogenen, städtischen Öffentlichkeit ist für die Fahrgäste im diskursiv markierten Körper mit intensiven, emotionalen Erlebnissen verbunden. Diskursive Deutungsangebote des „Fremden“ werden in symbolischen Interaktionen aufgegriffen und verhandelt.
Die narrativen Interviews mit 14 männlichen, arabischen Migranten offenbaren, dass der ÖPNV einen wichtigen Sozialraum der städtischen Alltagswelt fremdgemachter Subjekte bildet. In rassistischen Ausgrenzungserfahrungen werden Bilder des Fremden reproduziert, durch positiv bewertete Behandlungen können situative Zugehörigkeitsgefühle entstehen. Doch auch in freundlichen Interaktionen können orientalisierende Motive des exotischen Anderen zutage treten.
Muslimisch-migrantische ÖPNV-Erfahrungen lassen sich jedoch nicht auf das passive Hinnehmen von Diskriminierung reduzieren. Die Interviewten schildern reflektierte Praktiken, mit denen sie rassistisches Verhalten konfrontieren und diskursive Bilder des Fremden dekonstruieren. Der ÖPNV wird somit zur sozialen Arena, in der gesellschaftliche Diskurse über Zugehörigkeit und Ausgrenzung alltagsräumlich verhandelt werden.