Wintersemester 2015|16

Studienprojekt | 12 LP

Erholung ohne Ende - Denkmalpflegerischer Wert und stadträumliche Effekte des Massentourismus

Professur Denkmalpflege und Baugeschichte: Dr.-Ing. Daniela Spiegel
Professur Stadtplanung: Prof. Dr.-Ing. Barbara Schönig

Deutschland ist (auch) ein Tourismusland, als solches besonders beliebt bei seinen eigenen Einwohner/innen und seit eh und je liegen die beliebtesten Ziele an der See und in den Bergen. Tourismusgeschichtlich betrachtet reichen die Ursprünge bis ins 17. und 18. Jahrhundert zurück, jener Zeit, in der die ersten Seebäder- und Kurorte entstehen. Dabei handelt es sich  um einen Sondertyp von Stadt, dessen eigenständiges typologisches Profil vor allem im 19. Jh. geschärft wurde, als mit einem reichhaltigen Repertoire an Hotels - und Vergnügungseinrichtungen eine dem mondänen Publikum angemessene städtebauliche und architektonische Infrastruktur geschaffen wurde. Mit der Entprivilegisierung des Reisens nach dem Zweiten Weltkrieg öffneten sich die etablierten Tourismusorte dem Massentourismus. Vor allem in den 1960er und 1970er Jahren entstanden diesseits wie jenseits der innerdeutschen Grenze große Komplexe, die den städtebaulichen und architektonischen Maßstab der kleinstädtischen Erholungsorte nachhaltig veränderten und bis heute prägen: mancherorts überformt durch Um- und Weiterbau für zeitgemäße touristische Angebote, anderenorts lediglich noch als Überbleibsel aus einer längst verklungenen Zeit des Booms.

Diese Spuren des Massentourismus und ihre Entwicklung sucht das Projekt zu erforschen. Es stellt sich die Frage, wie die Kommunen mit ihrer eigenen Geschichte und den stetig wechselnden Anforderungen touristischer Nachfrage umgehen: Wie stehen sie zum eigenen baulichen Erbe, insbesondere der Boomphasen? Wo sieht man Rückbau- und wo Entwicklungsbedarf? Wie kann und muss die  Entwicklung in städtebaulicher, aber auch architektonischer Hinsicht gesteuert werden? Und inwiefern werden auch die Bedürfnisse der Bewohner berücksichtigt? Wie kann räumliche Entwicklung trotz der Abhängigkeit vom Tourismus den Ansprüchen lokaler Bevölkerung gerecht und dauerhaft funktionsfähig gestaltet werden?

Das interdisziplinäre Studienprojekt der Professuren Denkmalpflege & Baugeschichte sowie Stadtplanung untersucht Ursachen und Auswirkungen der touristischen Entwicklung auf Stadtentwicklung und -planung in kleinen Ferienorten im Kontext der Auseinandersetzung um Denkmalpflege und Nachkriegsmoderne sowie der räumlichen Tourismusforschung.