Denkmal Werte Dialog

Schlusspublikation "Werte."

Werte. - Cover

Soeben ist die Schlusspublikation von Denkmal Werte Dialog "Werte. - Begründungen der Denkmalpflege in Geschichte und Gegenwart" im Jovis Verlag erschienen.

Die Beiträge von Arnold Bartetzky, Anke Binnewerg, Bernd Euler-Rolle, Dominique Fliegler, Silke Haps, Hans-Rudolf Meier, Matthias Noell, Birte Pusback, Ingrid Scheurmann, Wolfgang Sonne, Susanne Thiele, Johannes Warda, Stephanie Warnke-De Nobili und Ulrike Wendland zeichnen die Wertelehre in historischer Perspektive nach und geben einen Überblick über aktuelle Fragen und Probleme. Daneben werden Aspekte städtebaulicher Denkmalpflege vorgestellt sowie neuere bildwissenschaftliche und erinnerungskulturelle Fragestellungen in ihren Bezügen zur Denkmalpflege diskutiert. Überblickstexte zur Begriffsgeschichte und Theorieentwicklung ausgewählter Denkmalwerte ergänzen die Publikation.

Denkmal Werte Dialog

Historisch-kritische Analyse und systematisch-praktische Konzeption denkmalpflegerischer Leitwerte

Leitwerte und Handlungsmaximen der Denkmalpflege sind nach der politischen Wende von 1989 europaweit unter Druck geraten und im theoretischen Diskurs wie der praktischen Handhabung in Frage gestellt worden. Scheinbar sichere fachliche Grundlagen haben ihre Allgemeinverbindlichkeit verloren, die Akzeptanz der Denkmalbehörden ist im Schwinden begriffen, das Gebot der umsichtigen Behandlung des kulturellen Erbes kollidiert zunehmend mit Wirtschaftlichkeitserwägungen - ohne dass praktikable neue Wertsysteme an die Stelle des Überkommenen getreten wären und der Stellenwert des kulturellen Erbes eine zeitgemäße Definition in der globalen Gesellschaft gefunden hätte. Eine neue Lust an der Vergangenheit spiegelt sich zudem in den zahlreichen Rekonstruktionsprojekten. Während historische Highlights weitgehend aus dem Baukasten verfügbar sind, treten authentische, bedrohte, "reale" Denkmale unterhalb der kulturellen Spitzenplätze in den Hintergrund. Es verschwindet, kurz gesagt, das Unspektakuläre am Historischen.

Unterschiedliche Aspekte können heute das Denkmal bestimmen - das materielle Zeugnis, seine Erlebnisqualität, sein Kunstwert, seine Funktion als Alleinstellungsmerkmal oder sein identifikationsstiftendes Potential. Die von Politik, Gesellschaft und Wissenschaft geforderten Antworten auf die Fragen nach den Aufgaben und Wertvorstellungen der Denkmalpflege sollen in diesem Forschungsprojekt durch eine kritische Revision denkmalpflegerischer Leitwerte und deren Verhältnis zueinander erarbeitet werden.

Das Projekt widmet sich neben der der fachinternen Vermittlung divergierender Positionen und Wertvorstellungen auch der Übersetzung denkmalpflegerischer Werte in die Gesellschaft bzw. der Rückübersetzung gesellschaftlicher Ansprüche in die denkmalpflegerische Praxis.

Für die mit Umbruch und Neuausrichtung konfrontierten Gesellschaften Europas erklärt sich die Relevanz des Forschungsvorhabens nicht nur angesichts der materiellen Begrenztheit und Unwiederbringlichkeit von Denkmalen, sondern auch aus dem Bedürfnis der Menschen nach identitätsstiftenden kulturellen Grundlagen. Denkmale repräsentieren den "Gemeinbesitz der Menschheit" -  wie es Goethe, Dehio und auch andere formuliert haben; in einer zunehmend durch Privatinteressen geprägten Gesellschaft kommt dessen Bewahrung und zukunftsfähiger Verankerung eine besondere Funktion zu. Diese Herausforderungen nimmt das Forschungsprojekt auf und zielt auf eine zeitgemäße Formulierung denkmalpflegerischer Werte und Wertsysteme. Wie lässt sich die Reflexion über kulturelle Identität und die gesellschaftlich-historische Selbstvergewisserung in Handlungswissen für die denkmalpflegerische Praxis übersetzen?

Die vier Teilprojekte untersuchen die der denkmalpflegerischen Praxis zugrunde liegenden Leitwerte historisch-kritisch und systematisch, wobei die Zeitbedingtheit solcher Werte, ihr Reflex auf gesellschaftliche Veränderungen und ihr zukunftsstiftendes und -strukturierendes Potential die Untersuchungen prägt.

 

Am Verbundprojekt sind folgende ForscherInnen und Institutionen beteiligt:

Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier, Bauhaus Universität Weimar, Fakultät Architektur, Professur Denkmalpflege und Baugeschichte.
Dr. Ingrid Scheurmann, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn, Abteilungsleitung Dokumentation und Denkmalvermittlung; TU Dresden, Fakultät Architektur, Vertretungsprofessur Denkmalkunde und angewandte Bauforschung.
Prof. Dr. Wolfgang Sonne, Technische Universität Dortmund, Fakultät Bauwesen, Lehrstuhl Geschichte und Theorie der Architektur (GTA).
Dr. Ulrike Wendland, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, Halle/S., Landeskonservatorin.

 

weitere Informationen zu den Teilprojekten

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