Ein Neujahrsgruß mit erlösendem Ausgang.

Eigentlich war alles wie immer - die Weihnachtstage verbrachten die eTeachler bei ihren Familien, es gab jede Menge Geschenke und gutes Essen und alle schliefen sich mal so richtig aus. Nach unzähligen Mahlzeiten, Kekspausen und Punschsessions war dann so langsam auch die Motivation wieder da, mal den Laptop anzuschalten und eMails zu checken. Also dann - einmal durchschnaufen, Laptop an und Mailprogramm starten, dachte sich Neri vom Koordinationsteam. Und auch das war wie immer - es flatterten allerlei Anfragen zu Kursangeboten, Tagungshinweise und Technikanfragen ins Postfach. Dazwischen steckte aber eine Nachricht, die ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließ. In der Betreffzeile stand: "Sometimes you win, sometimes you learn!" War das wieder nur eine Spam-Nachricht mit Infos zu irgendeinem tollen Supergewinn oder Bankkonto in Afrika? Oder steckte mehr dahinter?

Immerhin stand im Text noch etwas von lebenswichtigen Fragen und Erlösung - und dann in Großbuchtstaben quer übers ganze Textfeld - was sollte das denn sein? Kann ja kein Mensch lesen. War da einer auf der Tastatur eingeschlafen oder handelte es sich doch um eine verschlüsselte Botschaft? Wahrscheinlich erlaubte sich hier jemand einen Scherz, dachte Neri. Trotzdem versuchte sie, eine Systematik zu finden, mit der sich dieser Buchstabensalat entschlüsseln ließ. Denn wenigstens stand das komplette Alphabet auch gleich noch mit in der E-Mail.

Nicht nur, dass der Text in der E-Mail ziemlich rätselhaft war. Das Büroklammer-Symbol am oberen Rand des digitalen Briefs verwies darauf, dass es offensichtlich auch noch einen Anhang gab. Und da wusste man ja nun inzwischen zu gut, dass diese Dateien ganze Festplatten, Computersysteme...und überhaupt ganze Existenzen zerstören konnten. Neri tropfte eine Schweißperle von der Stirn: "Soll ich - oder soll ich nicht?" dachte sie. Eigentlich war es jetzt auch schon egal. Und die Kollegen vom Rechenzentrum würden das schon wieder hinbekommen, wenn wirklich etwas schief gehen würde. Also Mauszeiger - Klick - und Öffnen...Was bitteschön sollte das wieder sein? Ein junger Typ und ein paar seltsame Hieroglyphen? Ging es hier um Onlinedating? Oder etwas ganz anderes? Was könnte das wohl bedeuten?

Wie auch immer, das konnte auf jeden Fall keine gewöhnliche Spam-Nachricht und irgendwie auch kein Gewinnspiel sein. Vielleicht war eine der eTeach-Kontaktstellen über die Feiertage in Not geraten und wusste sich nicht anders zu helfen? Und hatte nur noch die kontakt@eteach-Adresse im Kopf behalten? Vielleicht gab es ja eine E-Mail-Signatur, die für Erhellung sorgen konnte. Im unteren Teil der Nachricht gab es zwar etwas Kleingedrucktes - das war aber genauso Unleserlich, wie der ganze Rest dieser Botschaft. Neri nahm sich ihr Notizbuch und versuchte, die Punkte und Striche ganz ordentlich abzuschreiben. Irgendwie kam ihr zumindest diese "Sprache" bekannt vor.

Dafür, dass Neri eigentlich nur mal E-Mails checken wollte, wurde das hier so langsam zu einer echt anstrengenden Angelegenheit. Also erstmal Schluss mit der digitalen Post - und einen Blick in den Briefkasten am Hoftor werfen, dachte sich Neri. Gesagt, getan - auch da stapelte sich Weihnachtswünsche, Neujahrsgrüße, ein paar Rechnungen und eine lokales Anzeigenmagazin war auch dabei. Nichts aufregendes also. Oder doch? Ganz unten im Briefkasten lag schon ziemlich zusammen geknüllt und ramponiert - ein Flyer, oder Werbeblättchen? Ein Buchstabenrätsel?! Stand das etwa in Zusammenhang mit dieser verrückten E-Mail? Neri sah sich vorsichtig um und ging schnell zurück ins Haus.

Und wie schon die ganze Geschichte irgendwie undurchsichtig war, so sah auch auch die Rückseite des Flyers ziemlich mitgenommen aus - Wasserflecken, abgerissene Ecken und Wortfetzen, die auf den ersten Blick überhaupt keinen Sinn ergaben. Oder konnte man da noch einen Zusammenhang herstellen?