Baumaßnahmen an Außenanlagen der Van-de-Velde-Bauten
Nach etwa einem Jahr Bauzeit ist die neu gestaltete Außenanlage des Van-de-Velde-Ensembles an der Bauhaus-Universität seit Anfang April 2019 wieder zugänglich. Wir danken den Förderern und allen Beteiligten am Bauprozess. Impressionen von der feierlichen Einweihung finden Sie in einer Bildergalerie im Bauhaus.Journal Online.
Die Stadt Weimar hat 2014 beim Bund erfolgreich Mittel für die Umgestaltung der Außenanlage vor dem Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar eingeworben. Insgesamt 450.000 Euro werden in den kommenden Jahren aus dem Programm »Nationale Projekte des Städtebaus« über die Stadt Weimar an die Bauhaus-Universität Weimar fließen. In dem Programm waren Städte und Gemeinden unter anderem aufgerufen, Denkmalensembles und bauliche Kulturgüter von nationalem Rang (z.B. UNESCO-Welterbe) einzureichen.
Zuwendungsempfänger der Bundesmittel ist die Stadt Weimar. Die Fläche selbst ist im Besitz des Freistaates Thüringen und wird von der Universität genutzt. Bauherr der Arbeiten an den Außenanlagen der Van-de-Velde-Bauten ist das Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr.
Im Juni 2016 hat das Land Thüringen einen europaweit offenen Ideen- und Realisierungswettbewerb – nach den Grundsätzen und Richtlinien der EU-Dienstleistungsrichtlinie RL2014/24/EU sowie den Richtlinien für Planungswettbewerbe RPW 2013 – für Landschaftsarchitekten und Architekten ausgelobt.
Aus allen Wettbewerbseinreichungen hat Ende September 2016 eine Jury – bestehend aus Landschaftsarchitekten, Architekten, Vertretern des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft, des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, des Bundeinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung und der Bauhaus-Universität Weimar unter Vorsitz des Dresdner Landschaftsarchitekten Till Rehwaldt – fünf Arbeiten in die engere Wahl genommen. Die Preissumme von insgesamt 30.000 Euro wurde auf zwei Preise und drei Anerkennungen verteilt:
1. Preis (12.000 €)
Matthias Staubach, Landschaftsarchitekt, Berlin
Tancredi Capatti, Architekt, Berlin
2. Preis (7.500 €)
Franz Reschke, Landschaftsarchitekt, Berlin
Anerkennung (3.500 €)
Frank Kiessling, Landschaftsarchitekt, Berlin
Anerkennung (3.500 €)
Tobias Mann, Landschaftsarchitekt, Fulda
Johann Bierkandt, Architekt, Weimar
Anerkennung (3.500 €)
r+b landschaft s architektur, Dresden
» Zum Landschaftsarchitekturbüro Capatti Staubach
Beurteilung durch die Jury*
- Der Entwurf ist ein klarer und kraftvoller Versuch mit der Vergangenheit umzugehen. Gleichzeitig wird die gegenwärtige und zukünftige Funktionalität berücksichtigt.
- Die Gestaltung lässt die Kunstschule und die Kunstgewerbeschule gebührend zur Geltung kommen.
- Die Geschwister-Scholl-Straße wird in Ihrer originären Form erhalten und durch das verwendete Material ruhig und zugleich funktional gestaltet.
- Kritisch ist die Anordnung des Behindertenparkplatzes an der Marienstraße.
- Die Fläche vor der Kunstgewerbeschule wird als eine waagerechte, zur Kunstschule abgesenkte, Campuswiese strukturiert. Das großzügige Bankelement dient als Erinnerung an die Einfassung des Van-de-Velde-Gartens. Durch die Pflanzung weißer Frühjahrsblüher sollen die ehemaligen Gartenwege nachgebildet werden.
- Die sogenannte »Tree-Bühne«, d.h. die Fläche zwischen Hauptgebäude und Campus Office, westlich der Marienstraße 18, wird positiv beurteilt. Mindestens die vorhandene Linde sollte in Ihrer derzeitigen Form jedoch erhalten werden. Art und Höhe der Kronenansätze der neu zu pflanzenden Bäume ist zu überdenken. Die Sitztribüne an der Nordseite der sogennannten »Tree-Bühne« bietet eine gut gewählte Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeit. Die Nähe des Baumhains zum Gebäude Marienstraße 18 wird kritisch gesehen. Ebenso der Rückbau der vorhandenen Mauer.
- Der reduzierte Einsatz von Oberflächenmaterialien erscheint gelungen.
- An der Rückseite des Van-de-Velde-Gebäudes wird eine stärkere Verbindung zwischen Werkstätten und Freiräumen angestrebt. Die Hofflächen werden einfach und multifunktional gestaltet, so dass die Bereiche durch die Studenten auf verschiedenste Arten genutzt werden können. Die Pflanzung eines Kiefernhains hinter der Amalienstraße 13 ist plausibel.
- Die vorgeschlagene Gestaltung der Fläche am Giebelende des Hauptgebäudes (Ideenteil) erscheint angemessen. Die Reaktion auf die Giebelseiten beider Gebäude ist ausreichend. Der Raum bietet einen Orientierungsort für Touristen und Besucher und stärkt gleichzeitig die bauliche Gebäudefassung. Das Raumkonzept ist jedoch noch nicht ausgereift. Bei Erhalt der am Hauptgebäude befindlichen Platane besteht weiterhin eine unklare Baumsituation.
- Die empfohlenen Oberflächenmaterialien sind robust und relativ wartungsarm. Sie sind für die Gestaltung einer Campus-Freifläche angemessen. Das vorgeschlagene Beleuchtungskonzept respektiert den historischen Kontext und unterstützt die derzeitige und zukünftige Nutzung.