Klimabilanz der Alltagsmobilität der Mitarbeitenden der Bauhaus-Universität Weimar

Klimabilanz der Alltagsmobilität der Mitarbeitenden der Bauhaus-Universität Weimar

Bachelorarbeit

Erstellt von Tamara Beck
Betreut von Prof. Dr.-Ing. Eckhard Kraft & Dr.-Ing. Tonia Schmitz an der Professur Biotechnologie in der Ressourcenwirtschaft und Dipl. Ing. Philipp Viehweger an der Professur Verkehrssystemplanung

Bearbeitungszeit: 07.12.2020 – 01.02.2021

Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise müssen auch wissenschaftliche Einrichtungen wie die Bauhaus-Universität Weimar Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen finden. Der zurückgelegte Arbeitsweg bzw. das genutzte Verkehrsmittel der Mitarbeitenden verursacht einen großen Teil des CO2-Fußabdrucks der Bauhaus-Universität. Im Rahmen der von Frau Tamara Beck eingereichten Bachelorarbeit wurde anhand einer anonymen, digitalen Umfrage zum Mobilitätsverhalten der Beschäftigten eine CO2-Bilanzierung der Alltagsmobilität der Mitarbeitenden nach GHG-Protocol vorgenommen, um mögliche Einsparungspotentiale aufzuzeigen. Für das Jahr 2019 konnte ein CO2-Fußabdruck von 1.162 t CO2e ermittelt werden. Dabei fallen rund 75 % der verursachten Emissionen auf die Nutzung des privaten PKW, obwohl dieser nur von 24 % der Beschäftigten für ihren Arbeitsweg genutzt wird. 60 % der Befragten kommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das größte CO2-Einsparungspotential liegt im Home-Office, da somit konkret Wege eingespart werden können. Hierzu geben 87 % der Umfrageteilnehmer an, sich vorstellen zu können, mindestens einen Tag pro Woche von zu Hause aus zu arbeiten. Die abgefragte Bereitschaft zur Veränderung des eigenen Mobilitätsverhaltens der Mitarbeitenden kann bereits zu einer Einsparung von 268 t CO2e bzw. 23 % der gesamten, durch den täglichen Arbeitsweg verursachten Emissionen führen. Zudem sollte die Bauhaus-Universität die Umstellung auf umweltfreundliche Verkehrsmittel unterstützen, indem sie konkrete Maßnahmen wie bspw. den Aufbau sicherer Radabstellplätze oder auch die Verbesserung der Job-Ticket-Konditionen umsetzt.

Hintergrund

Die globale Klimakrise stellt auch eine wissenschaftliche Einrichtung wie die Bauhaus-Universität Weimar vor die Herausforderung, geeignete Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu ermitteln und schnellstmöglich umzusetzen. Die Alltagsmobilität der Mitarbeitenden spielt dabei eine große Rolle, da diese durch die zurückgelegten Arbeitswege einen großen Anteil an den verursachten CO2-Emissionen hat.

Zielsetzung

Ziel dieser Arbeit ist die Verbesserung der Umweltbilanz der Bauhaus-Universität Weimar. Vor diesem Hintergrund sollte der mit der Alltagsmobilität der universitären Mitarbeitenden (inkl. hilfswissenschaftlichen Mitarbeitenden) zusammenhängende Carbon Foot Print ermittelt und entsprechende Optimierungspotentiale eruiert werden. Hierzu wurde der Status-Quo des Mobilitätsverhaltens (Berichtsjahr 2019) über einen anonymen digitalen Fragebogen ermittelt und über eine Bilanzierung nach GHG-Protocol als Carbon Footprint [CO2e] quantifiziert. Weiterhin wurden Maßnahmen zur positiven Veränderung des Mobilitätsverhaltens ermittelt und in ihrer Wirkung auf den Carbon Footprint evaluiert. Es wurden folgende Forschungsfragen formuliert:

  • Welches Verkehrsmittel besitzt den größten Anteil am Carbon Footprint der Alltagsmobilität der Mitarbeitenden an der Bauhaus-Universität Weimar?
  • Welche Maßnahmen können den Ausstoß von klimawirksamen Treibhausgasen langfristig verringern und die Klimabilanz, in Bezug auf das Mobilitätsverhalten der Mitarbeitenden der Bauhaus-Universität Weimar, senken?
  • Wie viel t CO2e können eingespart werden, wenn die Mitarbeitenden der Bauhaus-Universität ihren Arbeitsweg über das anteilige Arbeiten im Home-Office reduzieren?

Von 1345 Beschäftigten (Grundgesamtheit N) der Bauhaus-Universität Weimar, wurden 344 verwertbare Fragebögen (Stichprobenumfang n) eingereicht. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 25,58 % und gewährleistet die Repräsentativität der Umfrageergebnisse bei einem Konfidenzniveau > 95 % und einer Fehlermarge von 5 %. Für die Berechnung des Carbon Footprint der Alltagsmobilität der Mitarbeitenden der Universität wurde die Stichprobe n auf die Gesamtheit der Beschäftigten N extrapoliert.

Ergebnisse

Die meisten Beschäftigten der Bauhaus-Universität wohnen in Weimar (65 %), Erfurt (5 %) und Jena (7 %). 23 % reisen aus anderen Orten wie u. a. Leipzig (2,62 %), Berlin (2,33 %), Bad Berka (0,58 %), Frankfurt (0,29 %) und Apolda (0,29 %) an. Dabei kommen rund 60 % der Beschäftigten zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit, 24 % nutzen einen privaten PKW und 14 % öffentliche Verkehrsmittel. Es werden keine Car-Sharing Angebote und kaum Fahrgemeinschaften genutzt. Von der insgesamt auf dem Arbeitsweg von den Beschäftigten zurückgelegten Strecke entfallen je 46 % auf PKW sowie ÖPV und lediglich 8 % auf Fahrrad und Fußweg.

Unter Berücksichtigung der jeweiligen Emissionsfaktoren und der zurückgelegten Strecke der Verkehrsmittel wurden durch die Alltagsmobilität der Universitätsmitarbeitenden im Jahr 2019 insgesamt 1 162 t CO2e verursacht. Hiervon entfielen knapp 75 % auf die An- und Abreise mit dem privaten PKW, welcher somit den Hauptemittenten darstellt, und 22 % auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
Hervorzuheben ist, dass, obwohl der PKW nicht das Hauptverkehrsmittel ist, er dennoch die meisten Emissionen verursacht, da er den größten Emissionsfaktor hat und fast die Hälfte der Arbeitswegstrecke im PKW zurückgelegt wird. Zudem geben 65 % der Teilnehmenden an, das Jobticket-Angebot der Universität nicht zu kennen und 87 % können sich vorstellen, mindestens einen Tag pro Woche von zu Hause aus zu arbeiten.

Die sich anschließende, konkrete Bilanzierung möglicher Zukunftsszenarien zeigte, dass die in der Umfrage abgefragte Bereitschaft zu einer umweltfreundlichen Mobilität bereits zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen der Universität führen kann:

  • Knapp 5 % der Mitarbeitenden können sich vorstellen, zukünftig auf den PKW zu verzichten und sich entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit zu begeben. Dies entspricht einer Einsparung von jährlich 13 t CO2e.
  • Etwa 2 % der Befragten können sich vorstellen, in Zukunft mit öffentlichen Verkehrsmitteln statt dem privaten PKW aus den Städten Jena und Erfurt nach Weimar anzureisen. Somit könnten jährlich 30 t CO2e eingespart werden.
  • Wird das oben genannte Home Office-Potential aufgegriffen und mit den Emissionen der sonst genutzten Verkehrsmittel verrechnet, können 175 t CO2e durch die Vermeidung einer An- und Abreise mit dem eigenen PKW sowie 50 t CO2e durch den Verzicht auf die Fahrt mit dem ÖPV eingespart werden. Dies entspricht einer Einsparung von insgesamt 19,4 % bezogen auf die durch Alltagsmobilität verursachten Gesamtemissionen.

Ausblick

Zusammenfassend können durch die Veränderung des Mobilitätsverhaltens im Rahmen der in der Umfrage angegebenen Bereitschaft der Mitarbeitenden bereits 268 t CO2e bzw. 23 % der gesamten, durch den täglichen Arbeitsweg verursachten Emissionen eingespart werden. Um ein umweltfreundliches Mobilitätsverhalten zu unterstützen und eine noch größere Bereitschaft unter den Universitätsangehörigen zu erzielen, wünschen sich die an der Umfrage Teilnehmenden konkrete Verbesserungen. Besonders häufig wurden genannt:

  • Die Erhöhung der Anzahl und Verbesserung der Radabstellanlagen an allen Universitätsstandorten (überdacht & diebstahlsicher z.B. mit Leipziger-Bügel)
  • Die Verbesserung der Radwege in und um Weimar (Sicherheit und Komfort)
  • Die Verbesserung der Konditionen für das Job-Ticket der UniversitätDie Verbesserung der ÖPV-Anbindung nach und in Weimar
  • Die Weiterführung der pandemiebedingten Regelung zum mobilen Arbeiten (Home-Office)
  • Die Umsetzung eines universitätsinternen Verleihsystems für Fahrräder, E-Fahrräder und Lastenräder (inkl. Ladestationen)

Durch die Umsetzung konkreter Maßnahmen kann die Universität in besonderer Weise zu einer nachhaltigen Mobilität beitragen und ihrer Rolle in der (Stadt )Gesellschaft gerecht werden.