contact.bauhaus | Mut, Neugier, Zuversicht.

Liebe Alumni,

die Angehörigen der Bauhaus-Universität Weimar haben ein gemeinsames Bekenntnis veröffentlicht, mit dem ein Zeichen gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt und für eine offene Gesellschaft und das friedliche Miteinander in Vielfalt und Freiheit gesetzt werden soll. Mehrere hundert Angehörige der Universität sowie weitere Personen unterstützen dieses Bekenntnis bereits mit ihrer Unterschrift. Auch Sie können den Text »Mut, Neugier, Zuversicht: Bekenntnis zu einer offenen Gesellschaft« mit unterzeichnen.

Prof. Dr. Jutta Emes
Vizepräsidentin für Internationalisierung und Digitalisierung

Der Text: Ein offenes Bekenntnis zu einer offenen Gesellschaft

Wir, die Lehrenden, Mitarbeiter*innen und Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar, bekennen uns zur gemeinsamen Gestaltung einer freien und offenen Gesellschaft mit allen Mitbürger*innen in Weimar, unserem Land, in Europa und der Welt. Dieses Bekenntnis erfolgt in Anerkennung aller Herausforderungen, die damit verbunden sind.

Diese Herausforderungen in Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur sind vielfältig. Wir stellen fest, dass gleiche Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe noch nicht erreicht sind, dass mitunter Misstrauen besteht und gleichzeitig ein nervöses Unvermögen, weltweite Vorgänge zu verstehen oder zu verarbeiten. Ohne Zweifel gibt es Übergriffe und auch den Missbrauch von wirtschaftlicher, wissenschaftlicher, gesellschaftlicher oder medialer Macht. Diese Herausforderungen sind aber nicht zu beantworten mit undeutlichen Gefühlen von Vergeblichkeit, Missmut, Angst oder Hass. Diese Gefühle sind schlechte Berater und ermüdende Begleiter, denn sie verengen und verkleinern die Kräfte von Herz und Verstand.

Unsere Kraft besteht in der kritisch reflektierten Vermehrung von Wissen, der Entwicklung von Können sowie der Neugier und der Freude über Lösungen für eine lebenswerte und gemeinwohlorientierte Gesellschaft. Dies schließt ein, dass wir fortwährend an einem gesellschaftlichen Umfeld arbeiten, um Kreativität, Selbstreflektion und Lösungen zu ermöglichen. Dies beinhaltet auch das Machen von Fehlern sowie einen zuversichtlichen Umgang mit jenen Fragen, deren Lösungen wir heute noch nicht kennen. Des Weiteren braucht es Zeit, Geduld, Freude und mitunter auch eine Prise Humor, um das notwendige Verständnis zu entwickeln, damit Menschen in wechselseitiger Achtung miteinander forschen, leben und arbeiten können.

Die zivilen Kräfte einer Gesellschaft nutzen die verfassungsrechtliche Grundlage der Freiheit und Unversehrtheit, damit Ideen und Lösungen entwickelt werden und Arbeit vollbracht werden kann. Die drei Gewalten der Demokratie: die gesetzgebende Gewalt, die rechtsprechende Gewalt und die vollstreckende Gewalt garantieren dies. Die Bürger*innen einer zivilen Gesellschaft werden die Wirkung dieser drei Gewalten im Alltag weder nachahmen noch nachäffen. Denn in einem Rechtsstaat ist das »Recht des Stärkeren« kein Gesetz, sondern nur ein widerliches Vorkommnis. Unterstellungen und Verdächtigungen ersetzen nicht den Staatsanwalt. Vorurteile und Rechthaberei ersetzen nicht den Richterspruch. Das eigenmächtige Ausüben von Gewalt in Wort und Tat bedeutet somit keine Unterstützung des Rechtsstaats, sondern selbst eine Straftat.

Somit stehen wir auf das Schärfste gegen die Ausgrenzung und den Populismus sowie gegen die Hetze oder die Diskriminierung von unseren Mitbürger*innen. Diskriminierung in jeglicher Form ist Gewalt und sie tut weh. Heutige Diskriminierung ist ebenfalls eine Ursache für zukünftige Gewalt und muss daher heute erkannt, benannt und beendet werden.

Wir in Weimar, Deutschland, Europa und der Welt entdecken, lernen und arbeiten daran, wie unterschiedlichste Bürger*innen erfolgreich miteinander leben können. Viele gute Beispiele auf dem bisherigen Weg sind unterbewertet. Misslungene Beispiele erscheinen mitunter medientauglicher und somit gegenwärtiger. Es ist aber längst erwiesen, dass auch die verschiedensten Menschen friedlich miteinander leben können, wenn nicht an die Angst oder den Hass appelliert wird, sondern an den Mut, aufeinander zuzugehen und eine Gesellschaft gemeinsam zu gestalten.

Wir sehen daher in der Vielfalt aller Mitbürger*innen, in den verschiedenen Herkünften, Glaubensbekenntnissen, Sprachen, körperlichen Verfassungen, Merkmalen und Fähigkeiten keine Bedrohung, sondern im Gegenteil den wahren Reichtum einer Gesellschaft. Ebendiese Vielfalt ermöglicht die Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, die wir jetzt und in Zukunft brauchen. Denn ein wesentlicher Teil der Herausforderungen ist auch, dass wir in deutlicher Weise Nachwuchs und Austausch benötigen in nahezu allen Gewerken, Industrien, Unternehmenszweigen, Schulen, Hochschulen, Pflegedienstleistungen sowie der medizinischen Versorgung. Die daraus erwachsende gemeinsame Aufgabe kann ebenfalls nur sein, ein gastfreundliches, offenes und dankbares Land für alle zu sein, die eine lebenswerte Gegenwart erarbeiten und erleben wollen.

Es ist daher unsere Absicht, diese Welt miteinander zu teilen und gemeinsam am selben Ort und zur selben Zeit verschiedene Vorstellungen eines geglückten Lebens zu leben. Diesen Weg gehen wir mit Freude und Vertrauen auf die gemeinsame Stärke unserer Gesellschaft, mit Mut, Neugier und Zuversicht.