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STEP 2013 bis 2016: »Der Weg ist klar, aber die Umsetzung wird uns noch einiges abverlangen«
Im Interview mit dem Bauhaus.Journal Online berichtet Rektor Prof. Dr.-Ing. Karl Beucke über den aktuellen Stand des Struktur- und Entwicklungsplans (STEP) der Bauhaus-Universität Weimar, erläutert die zentralen Inhalte des Dokuments und beschreibt, warum die Universität im Kern gut aufgestellt ist für die Aufgaben der Zukunft.
- Datum: Dienstag, 01. April 2014, 15.26 Uhr
- Bereich: Universität
Herr Professor Beucke, die Bauhaus-Universität Weimar beschäftigt seit gut einem Jahr der sogenannte Struktur- und Entwicklungsplan (STEP). Welche Intention verfolgt die Universität mit dieser Planung, die bis 2016 reicht und was sind die Inhalte des fast 60-seitigen Papiers?
Eine Struktur- und Entwicklungsplanung ist im Prinzip die Grundlage einer zielgerichteten Planung und Entwicklung einer jeden Universität. Die Tatsache, dass das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, also »unser« Ministerium, uns eine Struktur- und Entwicklungsplanung abverlangt, hat, liegt – vereinfacht gesagt – daran, dass Thüringen im Jahre 2020 einen ausgeglichenen Haushalt anstrebt und bis dahin auf die »Schuldenbremse« tritt. Bei diesem Prozess sind alle Landeseinrichtungen aufgefordert, Einsparpotenziale zu finden, auch die Universitäten.
Doch wir haben in der Bauhaus-Universität Weimar diese Forderung nicht nur als Bürde verstanden, sondern auch als eine Herausforderung und Chance, bestehende Planungen weiterzuentwickeln und unsere Zukunft aktiv selber zu gestalten. An diesem »STEP-Prozess« haben viele Beteiligte mit hohem Einsatz im Verlaufe des Jahres 2013 mitgearbeitet. Besonders erwähnen möchte ich hierbei den bisherigen Prorektor für Forschung und Kunst, Prof. Walter Bauer-Wabnegg, der für das Rektorat die Federführung in diesem Prozess übernommen hatte. Ihm gebührt unser besonderer Dank.
Mit dem STEP soll eine Schärfung des Profils der Universität erfolgen. Welche Schritte geht die Bauhaus-Universität Weimar in Richtung stärkerer Profilierung?
Wir werden uns in unseren Zielen und Abläufen konsolidieren, d.h. wir werden uns nicht mehr alles leisten können, was wir bisher hatten, und wir werden einige Leistungen kürzen müssen, es ist also auch ein schmerzhafter Prozess. An der grundsätzlichen Struktur der Aufteilung in vier etwa gleichgewichtige Fakultäten halten wir aber unbedingt fest. Das Profil einer »fachlich einzigartigen Universität an einem historisch einzigartigen Ort« wurde auch in einer externen Evaluation bestätigt. In diesem Profil ist die Spannbreite von der Kunst, über die Architektur bis zu den Ingenieur- und Medienwissenschaften unverzichtbar.
Im STEP wurden außerdem Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte festgelegt – diese definieren bestehende Stärken und künftige Entwicklungslinien der Universität. Im Ergebnis werden wir eine Universität haben, die im Kern gut aufgestellt ist für die Aufgaben der Zukunft und deren Mittelausstattung für die nächsten Jahre auf einem sicheren Fundament stehen wird – davon sind wir überzeugt.
Bei massiven Kürzungen sollen zugleich qualitative Verbesserungen in Lehre und Forschung erreicht werden. Wie soll dieser Widerspruch aufgelöst werden?
Die im STEP festgehaltene Mitteleinsparung für die Bauhaus-Universität Weimar liegt bei etwa drei Millionen Euro gegenüber dem Haushalt 2015, dies wurde in der Rahmenvereinbarung III mit dem Ministerium festgelegt. In Stellen ausgedrückt waren dies etwa 55 Mitarbeiterstellen und zwölf Professuren, von denen acht jedoch mit neuer Orientierung wiederbesetzt werden konnten. Die Bereitstellung zusätzlicher, sogenannter Transformations- und Entwicklungskosten hat uns erlaubt, in diesem Prozess ohne Kündigungen auskommen zu können.
Man muss sagen, dass die allgemeine Entwicklung des Wissenschaftssystems von allen Hochschulen eine Konzentration auf klar definierte Kerngebiete und -aufgaben erfordert. Der Wegfall von Aufgabengebieten, die nicht mehr zu den Kernaufgaben unserer Hochschule gezählt werden, erlaubt somit Kürzungen ohne negative Konsequenzen für unsere Aufgaben in Forschung und Lehre. Von einer Konzentration auf unsere Kernaufgaben erhoffen wir uns sogar Perspektiven für qualitative Verbesserungen in Forschung und Lehre.
Das Land verweist immer wieder darauf, dass eine engere Kooperation der Hochschulen untereinander angestrebt wird. Welche Überlegungen gibt es hierzu an der Bauhaus-Universität Weimar?
Unsere vielfältigen Kooperationen mit der Musikhochschule gelten in Thüringen als beispielhaft. Auch mit den Bibliotheken und Rechenzentren sind wir schon weit gekommen in unseren Kooperationsbeziehungen. Unser Ministerium erwartet von uns noch besondere Anstrengungen im Bereich Architektur und Bauwesen mit anderen Hochschulen in Thüringen. Unsere Anstrengungen für und unsere Offenheit gegenüber vielfältigen Kooperationen finden aber an unserem Ministerium hohe Anerkennung. Alles in allem kann man also sagen, dass wir auf einem guten Weg sind bezüglich eines stetigen Ausbaus unserer Kooperationsbeziehungen im Land.
Der STEP ist Ende 2013 beim Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur eingereicht worden und muss nun vom Land bestätigt werden. Wie ist der aktuelle Stand der Verhandlungen und wie wird es weitergehen?
Jetzt haben wir erstmal den Haushalt 2014 fast gesichert und gute Aussichten für den Haushalt 2015. Das war ein hartes Stück Weg, aber hier hat sich die gute Zusammenarbeit im Rektorat wirklich ausgezahlt. Alle Beteiligten und Gremien haben ihren wichtigen Beitrag geleistet.
Die weiteren Schritte betreffen vor allem kurzfristig die Absicherung der sogenannten Transformations- und Entwicklungskosten, die uns den Übergang zu den Zielen des STEP erleichtern und Härten abmindern soll. Mittelfristig müssen wir die Umsetzung unserer Festlegungen im STEP sicherstellen und vor allem langfristig die Sicherung der Kostenaufwüchse ab 2016. Hierzu stehen wir in engen Diskussionen mit unserem Ministerium und auch der Ministerpräsidentin. Mit ihr hat ein erstes Gespräch Anfang März stattgefunden und es wurde ein Folgegespräch mit dem Finanzminister für Anfang April vereinbart, an dem die Ministerpräsidentin persönlich teilnehmen wird. Ich bin zuversichtlich, dass wir dort eine Klärung bezüglich der Sicherung unserer langfristigen Mittelverteilung bis zum Jahre 2020 erreichen werden.
In der weiteren Umsetzung des STEP werden sicher noch viele Detailfragen zu klären und Festlegungen zu treffen sein. Nach dem Start des neuen Rektoratsteams werden wir das gemeinsam in Angriff nehmen und in enger Kooperation im Rektorat gemeinsam mit den Fakultäten umsetzen.
Der Weg ist klar, aber die Umsetzung wird uns noch einiges abverlangen.