Vom Trödel in die Bibliothek: Ein Buch kehrt heim
Das Leben schreibt Geschichten, wie sie kein Drehbuchautor besser erdenken könnte. Und manchmal führen Zufälle dazu, dass Dinge an ihren Ursprungsort zurückkehren. Ein solcher Zufall ereilte in diesem Herbst die Universitätsbibliothek, die nun die Erstausgabe des »Bauhausbuches Nummer 8« wieder zu ihrem Bestand zählen darf.
Ein Berliner Student veräußerte am vergangenen Donnerstag, 8. November 2012, das gut erhaltene Exemplar der legendären Buchreihe direkt aus seinem Bücherregal an Bibliotheksdirektor Dr. Frank Simon-Ritz.
Die Geschichte beginnt mit einer E-Mail mit dem Betreff »Bauhausbuch Nr. 8: László Moholy-Nagy...«. Dessen Absender, Adrian Bremenkamp, ein Promotionsstudent der Kunstgeschichte aus Berlin, war dem Empfänger der Nachricht, Dr. Frank Simon-Ritz, bislang unbekannt. Das änderte sich schnell, als sich die Schlagworte »Erstausgabe von 1925« und »an einem Ankauf interessiert« vom Monitor des Direktors der Universitätsbibliothek abhoben.
Adrian Bremenkamp war auf der Website der Universitätsbibliothek auf eine Aktion aus dem Jahr 2008 gestoßen, bei der die Bibliothek die außergewöhnlichsten Bücher aus ihrem Bestand vorstellte. Neben dem »schönsten«, »kleinsten« und »ältesten« Buch tauchte in der Rubrik »Unser Ersehntestes« die Originalausgabe des Bauhausbuches Nummer 8 »Malerei, Photographie, Film« von László Moholy-Nagy auf, das die Bibliothek gern in ihrem Bestand zählen würde. Wie eine Fügung erscheint daher im Nachhinein die auf der Website geäußerte Bitte »nachzuschauen, ob sich dieser Schatz in Ihrem heimischen Bücherregal befindet.«
Diesem Aufruf folgte Adrian Bremenkamp. Er erinnerte sich, in einem Buchtrödel die besagte Ausgabe erstanden zu haben. »Da ich der Meinung bin, das Kulturgut am besten in öffentlichen Institutionen aufgehoben ist und ich außerdem eine finanzielle Unterfütterung meiner Promotionsstudien gut gebrauchen könnte, möchte ich es veräußern«, kommentierte er sein Angebot. Und zeigten sich alle beteiligten Parteien sehr glücklich über diese Fügung: sowohl der Student als auch Dr. Frank Simon-Ritz, der nicht zweimal überlegen musste, das Angebot anzunehmen. Am 8. November 2012 fuhr er nach Berlin, um das Original in Empfang zu nehmen.
Der Direktor der Universitätsbibliothek freut sich wie wohl kein Zweiter über diesen glücklichen Zufall: »An die Originale von Buchklassikern zu gelangen ist ein schwieriges Unterfangen und selten von Erfolg gekrönt.« Wie durch einen Wink des Schicksals fand jedoch das »Ersehnteste« seinen Weg durch verstaubte Regale und überfüllte Trödlerkisten zurück in die Arme der Stadt, in der es herausgegeben wurde.
Die Reihe der Bauhausbücher wurde von Walter Gropius und László Moholy-Nagy herausgegeben und sollte die am Bauhaus entstandenen Arbeiten und Entwürfe erklären und verteidigen. Der Künstler Moholy-Nagy verfasste die Nummer 8 »Malerei, Photographie, Film« im Jahre 1925. Die Ausgabe gilt als Meilenstein in der Geschichte der Ästhetik in Bildmedien. Bisher war in der Universitätsbibliothek nur der Nachdruck von 1927 verfügbar.
Zur Aktion der Universitätsbibliothek über die außergewöhnlichsten Bücher des Bestands (Link: www.uni-weimar.de/cms/universitaet/zentrale-einrichtungen/universitaetsbibliothek/wir-ueber-uns/projekte/unsere-superlative.html)
Kontakt:
Dr. Frank Simon-Ritz
Tel: +49 (0)36 43 / 58 28 00
E-Mail: frank.simon-ritz@uni-weimar.de