Nachdenken über Natur: Eine transatlantische Kooperation zwischen Weimar und Baltimore
Vom 18. bis 21. Juni 2025 organisieren Wissenschaftler*innen der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar gemeinsam mit dem Department of Comparative Thought and Literature der Johns-Hopkins University, Baltimore, ihr erstes Summer Lab in Weimar. Dieser Auftakt ist der Beginn einer fortdauernden Kooperation zwischen den beiden Institutionen, die Forschende aus beiden Ländern zusammenbringen möchte, um sich aus philosophischer, medien-, politik- und literaturwissenschaftlicher Perspektive mit dem Begriff der Natur auseinanderzusetzen. Teilnehmen wird auch Jane Bennett, renommierte Politikwissenschaftlerin der Johns-Hopkins University, die bereits 2023 als Bauhaus-Gastprofessorin in Weimar gastierte.
Der Austausch steht ganz im Zeichen der Natur: Was ist Natur? Ist es heute noch möglich, sich ein kohärentes Bild von ihr zu machen? Erkenntnistheoretisch und historisch wurde »Natur« als eine ursprüngliche, mythische Einheit oder negativ als eine bloße illusionäre Projektion von Repräsentationssystemen aufgefasst. Sie wurde als wissenschaftlicher Forschungsgegenstand, als technologischer oder kultureller Effekt, als wirtschaftliches Produkt und Ressource, als romantischer Ort oder gar als Gottheit/Gaia und zuletzt vor allem als Szene der Ausbeutung und der ökologischen Krise unter Bedingungen des globalen Kapitalismus verstanden.
Dabei fungiert »Natur« als dialektischer und funktionaler Differenzbegriff in Abgrenzung zu Begriffen wie »Kultur«, »Technik« oder »Bedeutung«. Hat aber das Konzept »Natur« noch einen Wert, wenn diese Differenzen selbst längst kritisch dekonstruiert und demgegenüber die Hybridität sogenannter »Naturphänomene« herausgestellt wurden? Und doch bleibt ein zumindest implizites Verständnis von »Natur« als prekäre Grundlage unserer Existenz virulent, etwa in künstlerischen Praktiken wie dem »Nature-Writing« oder der »Environmental Art«, in globalen und lokalen Bewegungen des ökologischen Aktivismus und in Diskursen des Anthropozäns, des New Materialism und der Urban Studies. Das Denken über »Natur« ist alles andere als überholt.
Das Bauhaus-Hopkins Summer Lab on Comparative Thought sucht deshalb in seiner ersten Auflage nach affirmativen, experimentellen, spekulativen und dennoch nicht naiven Ansätzen des Natur-Denkens. Dazu kommen 20 Wissenschaftler*innen der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar und des Department of Comparative Thought and Literature der Johns-Hopkins-University, Baltimore, USA in Weimar zusammen.
Das Programm des Summer Labs besteht aus englischsprachigen Kurzvorträgen und Diskussionen. Es ist außerdem ein geführter Spaziergang durch den Park an der Ilm und ein Besuch der Gedenkstätte Buchenwald geplant. Am Abend des 19. Juni 2025 um 20 Uhr findet ein öffentliches Filmscreening des Films »Taming the Garden« im Lichthaus-Kino statt, zu dem auch die interessierte Öffentlichkeit herzlich willkommen ist.
Die Veranstaltung bildet den Auftakt zu einer für die kommenden Jahre fortdauernden transatlantischen Kooperation zwischen den beiden Institutionen. Ziel ist es, die Internationalisierung der Forschung zu stärken. Die Summer Labs werden jährlich, abwechselnd in Weimar und in Baltimore stattfinden.
Für Rückfragen steht Ihnen gern Christiane Lewe, Koordinatorin Graduiertenkolleg Medienanthropologie, per E-Mail an christiane.lewe[at]uni-weimar.de zur Verfügung.