Archiv der Moderne mit Leihgaben auf zwei internationalen Ausstellungen zur Designgeschichte und im Centre Pompidou vertreten
Erstmals widmen sich zwei große international ausgerichtete Ausstellungen explizit dem Thema der osteuropäischen und der deutsch-deutschen Designgesichte. In Warschau startete am 27. Mai 2021 in der Nationalgalerie Zachęta die Ausstellung »Cold Revolution« und im Vitra Design Museum in Weil am Rhein läuft seit dem 20. März 2021 die Exposition »Deutsches Design 1949–1989«. Auf beiden Ausstellungen ist das Archiv der Moderne mit insgesamt 25 Leihgaben vertreten.
Beide Ausstellungen rücken Designstücke in den Fokus, die mit stereotypen Vorstellungen eines von Planwirtschaft und Propaganda-Begeisterung geprägten Designs brechen wollen.
Im Vitra Design Museum wird die Ästhetik der Stücke im Arrangement zueinander auf einfühlsame und zum Nachdenken anregende Art zum Sprechen gebracht werden. Hier werden DDR-Designklassiker von Horst Michel und Wolfgang Dyroff gezeigt, z.B. der Gartensessel für die Internationale Gartenschau in Erfurt 1959 und der Autotürgriff für die erste Trabant-Modellreihe 1957.
In Warschau ist das Thema weiter und komplexer gespannt. Die Ausstellung wirbt mit der Fragestellung, die »Diskrepanzen zwischen den präsentierten Bildern und der tatsächlichen Situation« in der Planwirtschaft herauszustellen und die Rolle von Kunst und Kultur zu befragen bei der »Schaffung der sozialistischen Gesellschaftsordnung und der Wertschätzung der neuen Eliten«. In Gegenüberstellung zueinander werden hier u.a. zwei Mokka-Kannen von Horst Michel mit und ohne Dekor aus dem Jahr 1957 präsentiert.
Beide Kuratorinnenteams haben sich dabei auf die Suche auch nach verborgenen, nicht im Rampenlicht der üblichen Narrative visueller Produktion und Designgeschichte stehender Exponate begeben und sind dabei auf die Sammlung des »Instituts für industrielle Formgestaltung« in Weimar aufmerksam geworden.
Gezeigt werden außerdem die 1957 auf der Triennale in Mailand mit der Goldmedaille ausgezeichnete Palmholzschale von Horst Michel und Exponate aus der »zweiten«, oft nicht beachteten Reihe, wie die Stoffentwürfe von Sigrid Kölbel und die Puppenschule der Studentin Eila Stedtler aus dem Jahr 1949.
Die Ausstellung »Women in abstraction« im Centre Pompidou rückt das Wirken von Künsterlerinnen der Jahre von 1860 bis in die 1980er in den Fokus. Hier ist das Archiv der Moderne mit dem von Gertrud Arndt für das Direktorenzimmer von Walter Gropius entworfenen Teppich vertreten.
Es bleibt vor allem spannend, was die Präsentationen in Warschau und Weil am Rhein bewirken. Auffällig ist, dass in Folge des Bauhaus-Jubiläums 2019 die Nachfragen zur DDR-Designsammlung stetig zunehmen, sowohl von Forscher*innen als auch von Designer*innen. Noch ist die Sammlung ein verborgener Fundus, den es systematisch aufzuarbeiten gilt.
Text: Christiane Wolf, Leiterin des Archivs der Moderne
www.uni-weimar.de/adm
Weiterführende Links:
https://www.design-museum.de/de/ausstellungen/detailseiten/deutsches-design-1949-1989.html
https://zacheta.art.pl/en/kalendarz/zimna-rewolucja-2
https://www.centrepompidou.fr/en/program/calendar/event/OmzSxFv