»Wir (alle) sind das Volk« – Bauhaus-Universität Weimar präsentiert documenta-Arbeit von Hans Haacke
Die Bauhaus-Universität Weimar setzt mit dem Bannermotiv des international bekannten Künstlers Hans Haacke ein Zeichen für kulturelle Vielfalt und Toleranz. Bis zum 15. Mai 2019 zeigt die Litfaßsäule in der Belvederer Allee in zwölf verschiedenen Sprachen die Aufschrift »Wir (alle) sind das Volk«, gerahmt von einem regenbogenfarbenen Verlauf.
»Wir machen damit deutlich, dass wir für Weltoffenheit, aufgeklärtes Denken, offenen Austausch, Meinungsvielfalt und Toleranz eintreten. Fast dreißig Prozent unserer Studierenden kommen aus dem Ausland und tragen maßgeblich dazu bei, dass die Bauhaus-Universität Weimar eine internationale Hochschule ist. Wir bieten Raum für Diversität, Pluralität und Gleichberechtigung«, so Präsident Prof. Winfried Speitkamp.
Hans Haacke: » ›Wir sind das Volk‹ war die Parole, mit der die Befehlshaber der sogenannten Volkspolizei 1989 gestürzt wurden. Im Jahr 2003 war ich eingeladen, mich an einem Wettbewerb zu beteiligen, dieser Ereignisse mit einer permanenten Installation in Leipzig zu gedenken. Damals hatten fremdenfeindliche Gruppen die Befreiungslosung bereits für ihre Hetzkampagne gegen Einwanderer und Flüchtlinge umgedeutet. Vor diesem Hintergrund schlug ich vor, nachts auf die Nikolaikirche in Leipzig, wo 1989 die siegreichen Montagsdemonstrationen stattgefunden hatten, die Proklamation »Wir (alle) sind das Volk« zu projizieren. Die Wettbewerbsjury entschied sich für den Vorschlag eines anderen Künstlers. Das Banner »Wir (alle) sind das Volk« bekräftigt unsere Verbundenheit mit allen Migranten und Flüchtlingen, die gegenwärtig in vielen Ländern der Welt virulentem Fremdenhass, Rassismus und lebensbedrohenden Religionskonflikten ausgesetzt sind.«
Der Künstler Hans Haacke hatte das Banner 2017 als Beitrag zur internationalen Kunstausstellung documenta 14 in Athen und Kassel entwickelt. Haackes Arbeit war in den letzten Monaten an zahlreichen Standorten im In- und Ausland zu sehen, unter anderem am Bezirksrathaus Molenbeek in Brüssel, am S.M.A.K. Stedelijk Museum voor Actuele Kunst in Gent, am Hunter College in New York, am Khalil Sakakini Cultural Center in Ramallah sowie seit August 2018 in Mitteldeutschland an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, an den Kunstsammlungen Chemnitz, der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle sowie am Marktplatz in Zwickau.
Hans Haacke, 1936 in Köln geboren und seit 1998 Ehrendoktor an der Bauhaus-Universität Weimar, zählt zu den Begründern der politischen und gesellschaftlich operierenden Konzeptkunst. Mit dem Banner »Wir (alle) sind das Volk« verdeutlicht der Künstler seine Verbundenheit mit Migranten und Geflüchteten. Der Satz ist in den Sprachen Arabisch, Bulgarisch, Deutsch, Englisch, Farsi (Dari), Französisch, Polnisch, Russisch, Kroatisch, Kurdisch, Tigrinya (Eritrea, Äthiopien) und Türkisch zu lesen. Der Text referiert auf den Ausspruch »Wir sind das Volk«, der sich seit den Ereignissen von 1989 und 1990 in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben hat.
Am 14. Mai 2019, 18.30 Uhr, hält die Kunsthistorikerin und Journalistin Sarah Alberti, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät Architektur und Urbanistik und Mitinitiatorin der Aktion, in zahlreichen ostdeutschen Städten, einen Vortrag zum Kunstprojekt in der Ringvorlesung »Identität und Erbe«. Der Vortrag ist öffentlich und findet statt im Hörsaal D, Marienstraße 13C, 99423 Weimar.
Weitere Informationen:
Sarah Alberti: Wir (alle) sind das Volk – Hans Haackes Beitrag für die documenta 14, in: kunsttexte.de, Sektion Gegenwart, Nr. 4, 2017, Download: https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/19475