»Um das Leben der Stadt und in der Stadt und um ihre Zukunft verdient gemacht«: Professor Dr.-Ing. Gerd Zimmermann ist Weimar-Preisträger 2012
Mit ihrem Weimar-Preis hat die Stadt Weimar in diesem Jahr Professor Dr.-Ing. Gerd Zimmermann geehrt. Oberbürgermeister Stefan Wolf übergab den renommierten Preis an den ehemaligen Rektor der Bauhaus-Universität Weimar in einer feierlichen Stadtratssitzung am Mittwoch, 3. Oktober 2012, im Deutschen Nationaltheater.
Oberbürgermeister Wolf hob in seiner Rede die Verdienste Zimmermanns um die Stadt Weimar hervor, insbesondere seine Erfolge als Rektor der Bauhaus-Universität Weimar und in seiner Rolle als Mitglied des Gestaltungsbeirates der Stadt. Zudem würdigte er sein stetes Streben, die Universität und damit die Stadt Weimar international sichtbar zu machen und zu vernetzen:
»Professor Zimmermann steht für das Neue, das Moderne in unserer Stadt. Als Lehrstuhlinhaber für Theorie und Geschichte der Architektur und in seiner langjährigen Amtszeit als Rektor hat er dafür gesorgt, dass die Bauhaus-Universität, den Traditionslinien des Bauhauses folgend, Kunst mit Technik und Medien mit Kultur verbindet. Dies war in der Bundesrepublik einmalig. Und dieses neue Denken strahlt nach Weimar hinein und in die Welt hinaus. Gerd Zimmermann hat damit wesentlich dazu beigetragen, dass Weimar als moderne Stadt wahrgenommen wird, die den zeitgenössischen Fragen von Gestaltung und Ästhetik, Medien, Film und Architektur aufgeschlossen gegenüber steht.«
Laudator Professor Dr. Lorenz Engell fasste Professor Zimmermanns Bedeutung für die Stadt Weimar mit den Worten zusammen: »Du hast Dich um das Leben der Stadt und in der Stadt, und das heißt: um ihre Zukunft verdient gemacht.« Das Erbe des Bauhauses zu bewahren, hatte er zu seiner Aufgabe gemacht, vielmehr jedoch, etwas Neues zu schaffen, ein aktuelles, zeitgenössisches Bauhaus: »Du hast aus dem Erbe des Bauhauses eine Universität gemacht, und zwar eine sehr eigene und sehr ‚coole’, einen Geheimtipp unter den Hochschulen. Und hast damit eine Einrichtung des Wissens und des Forschens, der Wissenschaften und der Künste geschaffen und ihr ihre spezielle Marke verliehen. Wissenschaft und Kunst werden in Weimar seitdem nicht mehr nur betrachtet, sondern betrieben. Ohne Dich gäbe es keine Bauhaus-Universität.«
Unter großem Beifall überreichte Oberbürgermeister Wolf Professor Zimmermann den Preis, gestaltet in den Bauhaus-Farben Rot, Gelb Blau und mit den Symbolen Dreieck, Kreis und Quadrat. In seiner Dankesrede verglich Professor Zimmermann Weimar mit einer »Multiplen Persönlichkeit«:
»Sie ist rätselhaft, auch erschreckend in ihren Tiefen, banal, gelegentlich zänkisch in ihrem Alltag, betörend in ihrer Schönheit, eine Diva, die Allüren eingeschlossen. Das Display der Stadt stellt ein Sehnsuchtsbild der Harmonie vor, aber gezeichnet von jenen Narben, welche das zerrissene Konstrukt der deutschen Geschichte dieser Stadt eingeschrieben hat. Es ist eben nicht die glatte Oberfläche, sondern dieser schwankende Grund, von dem die irritierende Faszination dieser Stadt eigentlich ausgeht. Weimar ist ein Brennspiegel der Geschichte, gerade weil sie zwergenklein ist und zugleich gigantisch, ein Provinz-Nest und eine Welt-Metropole. Alles hier ist nachgespielt, ist Maskerade. Und doch hat es Tiefe, hat es Bedeutung. Nichts hier scheint zusammen zu passen. Hier der nicht enden wollende Zwiebelmarkt mit seiner heute hier anwesenden Königin, dort der kutschenbefahrene Klassik-Kult, aber auch der immer unfassbare Abgrund des Konzentrationslagers, und das unglaubliche Moderne-Experiment, auf dessen Spuren Leute mit großen schwarzen oder weißen Brillen wandeln: Bauhaus. Von dieser, einer solchen Stadt einen Preis zu erhalten, ist meine Damen und Herren eine hohe Ehre und ich möchte Ihnen, verehrte Mitglieder des Stadtrates sehr danken, dass Sie mir diesen Preis zuerkannt haben.«
Professor Zimmermann war seit 1992 in insgesamt drei Amtsperioden als Rektor der Bauhaus-Universität Weimar tätig und hatte in dieser Zeit die Entwicklung der Universität maßgeblich geprägt, ihr Profil neu definiert und einen entsprechenden Aus- und Umbau der Inhalte und Strukturen erreicht. Die Bauhaus-Universität Weimar entwickelte sich unter seiner Leitung zu einem »Unikat« in der deutschen Hochschullandschaft. Schon zu Beginn seiner ersten Amtszeit, 1992, formulierte er seine Vision eines »neuen Bauhauses«, also einer Universität, die gleichermaßen Kunst und Technik gewidmet ist und somit auf die Verbindung der unterschiedlichen Disziplinen gerichtet ist. Er engagierte sich zu allen Zeiten stark für die Internationalisierung der Universität und setzte dabei auf die weltweite Strahlkraft des Bauhauses.
Der Weimar-Preis 2012 war anlässlich des Tages der Deutschen Einheit verliehen worden. Dem Festakt im Deutschen Nationaltheater wohnten zahlreiche Gäste aus Politik, Stadt, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft bei.