Studierende entwickeln im Urban Design Hackathon Zukunftsszenarien für Berlin
Unter dem Motto »Flip the Road« haben Studierende aus Deutschland, Bulgarien und der Ukraine im vierten Urban Design Hackathon online Zukunftsszenarien für einen Bauabschnitt der A 100 in Berlin entwickelt. Aus der intensiven Zusammenarbeit sind vier konzeptionelle Entwürfe entstanden, die die A 100 als Wohnort, Grünraum, Freizeit, Fluss und Kultur unter anderen Nutzungen neu denken. Mit dem Workshop wurde ein neues Format der digitalen Lehre und internationalen Zusammenarbeit erprobt.
Die seit 65 Jahren im Bau befindliche Berliner Stadtautobahn war einst ein Symbol der Modernität, heute steht sie für eine überholte Politik, die eine autoorientierte Stadtentwicklung begünstigt. Die veraltete Planung bietet einen klaren Anreiz für einen Anstieg der Zahl der Autos und einen Anstieg der Kohlenstoffemissionen - genau das Gegenteil von dem, was Städte wie Paris, Kopenhagen oder Barcelona derzeit tun.
Der entsprechende Autobahnabschnitt ist zwar fertiggestellt, aber noch nicht in Betrieb. Wenn die Autobahn wie geplant nächstes Jahr eröffnet wird, droht ein Verkehrskollaps im Berliner Umland. Da es aber nie zu spät ist, um- oder neu zu denken, wurden die Teilnehmenden aufgefordert gefragt: Wie verwandelt man die Autoverkehrsruine, ein Symbol vergangener Zeitplanung, in einen Katalysator für nachhaltige Stadtentwicklung?
Alle vier Entwürfe im Überblick
100 Stitches
100 Stitches zielt darauf ab, die Narbe zu heilen, die durch die A 100 entstanden ist. Die rote, pixelartige Struktur fungiert als Pflaster, das sich mit seiner Umgebung verbindet. Modular und anpassungsfähig, übernimmt sie entlang der Autobahn verschiedene Funktionen: Wohnen, Sport, Gärten, Parks, Markt und Freizeit, und verändert ihre Größe und ihren Zweck je nach den aktuellen Bedürfnissen ihrer Nutzer.
Grow with the Flow
Fluid, flexible and fun: Das »Grow with the Flow«-Projekt nutzt Wasser als Hauptelement der Wiederverbindung. Das Wasser fließt durch die A100 zur Spree und nimmt verschiedene Rollen an, während es sich durch seine Umgebung schlängelt. Im Süden wird eine lokale aquaponische Lebensmittelproduktion betrieben, die Fischaquakultur und hydroponischen Gemüseanbau kombiniert. Durch die natürliche Filterung können die Anwohner endlich in den Berliner Kanälen schwimmen. Schwimmende Pavillons und eine grüne Uferpromenade schaffen einen weichen Rand, neue Interaktionsräume zwischen dem Wasser und der Stadt.
Canal of Happiness
Das Projekt »Canal of Happiness« nutzt die Autobahn als Schwamm, um Regenwasser zu sammeln. Das Wasser nimmt verschiedene Formen und Temperaturen an, fließt und lädt die Anwohner ein, das öffentliche Leben in einer Vielzahl von Funktionen zu genießen. Ein weitläufiges Glasdach verwandelt die Straße in ein Gewächshaus mit privaten und öffentlichen Gärten zur Erholung. Schwimmende Wohneinheiten passen sich dem Wasserstand an und heben und senken sich je nach Bedarf. Dunklere Tunnelbereiche bieten Platz für intimere Nutzungen: eine Sauna im Norden und ein Nachtclub im Süden.
A 100 to A 100 Houses
Die Wiederverwendung der A 100 als bewohnter Raum: das ist die Hauptidee des Projekts »A 100 to A 100 Houses«. Sozialer Wohnraum für ein ganzes Leben. Häuser zur Erholung und zur temporären Nutzung. Ein grünes Wohnzimmer für eine gute Freizeitgestaltung. Häuser für Kultur, Sport und Gemeinschaft in den Tunneln. Funktionen und Gebäudestrukturen, die auch als vertikale Verbindung zwischen den Wänden und der Umgebung dienen. Ein Autobahn mit viel Grün und Wasserwegen, die von den Bewohnern als Quelle genutzt werden können.
Hintergrund zum Urban Design Hackathon
Der Urban Design Hackathon wird seit 2020 von der Professur Entwerfen und Städtebau der Bauhaus-Universität Weimar veranstaltet. An der aktuellen Ausgabe nahmen vom 24. bis 26. November 2023 Studierende und Lehrende der TU Ilmenau, BTU Cottbus-Senftenberg, University of Architecture, Civil Engineering and Geodesy (Bulgarien/Sofia) and Kharkiv School of Architecture (Charkiv/Ukraine) und der Bauhaus-Universität Weimar teil. Das Projekt wird von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gefördert.
Weitere Informationen zu dieser und früheren Ausgaben der Urban Design Hackathons finden Sie hier:
Webseite des Urban Design Hackathon
Instagramkanal des Urban Design Hackathon
Webseite der Professur Entwerfen und Städtebau
Instagramkanal der Professur Entwerfen und Städtebau