Für die Entwicklung technologischer Innovationen in den Bereichen Baustoffingenieurwissenschaft, Medieninformatik und Produktdesign wurden Weimarer Forscherinnen und Forscher auf der internationalen Erfinder- und Neuheitenmesse iENA 2019 mit einer Gold-, zwei Silber- und einer Bronzemedaille geehrt. Die Übergabe der Auszeichnungen erfolgte am 5. Dezember 2019 durch das Landespatentzentrum Thüringen in Ilmenau.
Gleich zwei Patente der Fakultät Bauingenieurwesen konnten auf der Erfindermesse in Nürnberg überzeugen: Eine Goldmedaille erhielt das Forscherteam der Professur Bauchemie und Polymere Werkstoffe für ein neuartiges »Instandsetzungsmaterial zur Ertüchtigung von Holzbauteilen«. Im Gegensatz zu herkömmlichen Materialien können übliche Holzverbindungsmittel wie Nägel oder Schrauben hierbei ohne Vorbohren fest eingebracht werden. Darüber hinaus besitzt das Material eine überaus geringe Dichte und Wärmeleitfähigkeit, lässt sich im nicht ausgehärteten Zustand nahezu beliebig formen und auch vertikal sowie über Kopf anbringen. Dadurch werde es möglich, stark geschädigte, aber statisch relevante Holzbauteile gezielt auszubessern, anstatt diese – wie bislang üblich – vollständig zu ersetzen.
Eine Silbermedaille ging an das Forscherteam der Professur Werkstoffe des Bauens für das Patent »Verwendung von getempertem Hydrotalkit zur Beschleunigung der Reaktion von hüttensand-haltigen Kompositzementen«. Dabei handelt es sich um eine innovative Anwendung zur Herstellung nachhaltiger und zugleich widerstandfähiger Betone. Durch die Zugabe von getempertem Magnesium-Aluminium-Hydroxidkarbonat ist es möglich, die Reaktivität von Zementen mit einem hohen Hüttensandanteil deutlich zu steigern und folglich den CO2-Ausstoß bei der Produktion von Bindemitteln für die Betonindustrie zu senken.
Effiziente Visualisierung für zeitabhängige Volumendaten
Aus dem Fachbereich Medieninformatik präsentierten Prof. Dr. Bernd Fröhlich, Adrian Kreskowski und Carl-Feofan Matthes die mit einer Silbermedaille prämierte Erfindung »Hardware-gestützte Interpolation für die Rekonstruktion vektorquantisierter Daten«. Das Verfahren dient der effektiven Kompression zeitabhängiger Volumendatensätze und deren hardwaregestützter Visualisierung. Bei Volumendaten handelt es sich meist um auf einem regelmäßigen Gitter angeordnete Messwerte, welche beispielsweise über Tomografie- oder Mikroskopieverfahren erzeugt werden. Die Erfindung erlaubt es, umfangreiche Zeitreihen von Volumendaten so zu komprimieren, dass deren Darstellung ohne explizite Dekompression direkt auf Basis der komprimierten Daten erfolgen kann. Im Gegensatz zu verwandten Volumenkompressionsverfahren erlaubt dieser Ansatz die Nutzung der hardwaregestützten Interpolation von Grafikkarten und stellt damit einen besseren Kompromiss zwischen flüssiger Darstellung und hoher Visualisierungsqualität für komprimierte Volumendaten dar.
Sound-Expression mittels Gewichtsverlagerung
Eine Bronzemedaille wurde an Produktdesigner Eric Geißler verliehen, der sich mit seiner Bachelor-Abschlussarbeit aus dem Sommersemester 2018 vorrangig an Musikerinnen und Musiker bzeiehungsweise alle, die mit Sound arbeiten und experimentieren, wendet. Mit seinem sogenannten »Expression-Pad« hat der Absolvent der Bauhaus-Universität Weimar einen Controller erfunden, der es ermöglicht, Sound-Effekte durch Gewichtsverlagerung mit den Füßen zu steuern. So könnte das auf dem Boden liegende Pad bald schon als Alternative oder Ersatz für die herkömmlichen Expression-Möglichkeiten dienen, wie beispielsweise den weit verbreiteten Kipp-Pedalen, mit denen zum Beispiel Gitarristinnen und Gitarristen auf der Bühne ihre Effekte steuern. Geißlers Expression-Pad zeigt seine Stärken vor allen Dingen, wenn es um Improvisation, Komposition und Performance geht und ermöglicht Musikschaffenden dank sensibler Sensoren volle Kontrolle durch Körpereinsatz. Mehrere Pads können außerdem miteinander gekoppelt werden, sodass in einem virtuellen Koordinatensystem mehrere Regelweg-Ereignisse platziert und durch Gewichtsverlagerung gesteuert werden können.
Thüringer Innovationen 2019
Die Erfinder- und Neuheitenausstellung iENA findet seit 1948 in Nürnberg statt. Innovationen von Thüringer Universitäten werden vor Ort vom Landes Patentzentrum Thüringen (PATON) vertreten. 2019 wurden insgesamt 15 Medaillen, darunter 7 Goldmedaillen, an Thüringer Innovatoren und Forschende überreicht. Die Bauhaus-Universität Weimar erhielt folgende Auszeichnungen:
Goldmedaille
»Ertüchtigung geschädigter Holzbauteile«
Dt. Patent: DE 10 2019 128 718, Fachgebiet: Bauingenieurwesen, Baustoffkunde, Polymere Bindemittel und Werkstoffe.
Erfinderinnen und Erfinder: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Andrea Osburg, Dr. rer. nat. Torben Wiegand, Dipl.-Ing. Franziska Vogt, Dr.-Ing. Kay Andre Bode, Dipl.-Ing. Alexander Gypser
Silbermedaille
»Verwendung von getempertem Hydrotalkit zur Beschleunigung der Reaktion von hüttensand-haltigen Kompositzementen«
Dt. Patentanmeldung: DE 10 2019 214 460, Fachgebiet: Bauingenieurwesen, Baustoffkunde.
Erfinderinnen und Erfinder: Dr. rer. nat. Christiane Rößler, Dr. rer. nat. Thomas Sowoidnich, M.Sc. Ole Carstens
Silbermedaille
»Hardware-gestützte Interpolation für die Rekonstruktion vektorquantisierter Daten«
Europ. Patentanmeldung: PCT/EP2018/070393, Fachgebiet: Medien, Virtual Reality Systems.
Erfinderinnen und Erfinder: Prof. Bernd Fröhlich, Adrian Kreskowski, Carl-Feofan Matthes
Bronzemedaille
»Expression Pad«
Dt. Patentanmeldung: DE 10 2019 129 301, Fachgebiet: Produkt-Design.
Erfinder: Eric Geißler, Prof. Mühlenberend, Timm Burghardt
Weitere Informationen zu Patenten der Bauhaus-Universität Weimar finden Sie auf unserer Webseite: www.uni-weimar.de/patente
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