Ästhetiken und Materialitäten des Übergangs und des Übertragens

Call for Papers | 1. bis 3. Dezember 2021, Weimar

Hinter Begriffen und Konzepten wie denen der Objekt- und Buchbiographie, der offenen Objekte, der Grenz- und der epistemischen Objekte, der unveränderlichen mobilen Elemente etc. stehen teils miteinander verbundene, teils auch divergierende Theorien. Gemeinsam ist ihnen, dass mit ihnen neue Beweglichkeiten in die statischen Reiche der Ontologien und Epistemologien eingezogen sind. Die Tagung widmet sich den unterschiedlichen Rollen, die Übergänge und Übertragungsprozesse in solchen Szenarien spielen. Zugleich geht sie der Frage nach, wie die Vielzahl an Übergängen in menschlichen Biographien, sei es im Rahmen des biologischen Alterungsprozesses, gesellschaftlicher Statusveränderung oder subjektiver Neuausrichtung, von Dingen und Konstellationen grundiert, gerahmt oder hervorgebracht werden, die physische Präsenz besitzen, Raum beanspruchen und eigene Entwicklungen durchmachen. Denn erst durch sie kann es zur Stabilisierung der aufgrund ihrer inhärenten Dynamiken fragilen Vorgänge kommen. Zugleich führen sie zu einem Sichtbarwerden des Übergangs auch außerhalb der Grenzen von mit-involvierten Individuen. Ebenso fällt auf, dass diese Agenten des Übergangs selbst von übergangs-initiierenden, legitimierenden und fazilitierenden Instanzen zu Protagonisten werden, die ihrerseits ständigen Transformationen unterliegen und sich entsprechend je nach (zeitlicher, geographischer, kultureller etc.) Verortung unterschiedlich manifestieren und dabei auch ästhetische Effekte hervortreten lassen. Ritualobjekte zum Beispiel stehen in dieser Konstellation neben Briefkästen, Formularen oder bürokratischen Akten. Im Zentrum steht auch die Frage nach kulturtechnischen Entsprechungen des Übergangs, wie sie sich besonders eindeutig in Formen des Übertragens findet: Durchschriften und Kopien im privaten und öffentlichen Raum oder der Transfer eines Gegenstands von einem Kontext in einen anderen, wie es im Vorgang des Archivierens oder der musealen Aneignung zum Ausdruck kommt, dienen hier als Beispiele für den Umstand, dass Objekte und Materialien, wie auch der Mensch, Stationen durchlaufen, bevor sich ihre Existenz zumindest temporär verstetigt.

Mögliche Schwerpunktthemen sind:

  • Die Bestimmung von bürokratischen Materialien als materiellen Agenten eines Glaubens an Rationalität.
  • Räumliche Verhältnisse im Zusammenhang der Grenze und Schwelle und die Frage, durch welche Materialien und Kulturtechniken diese Räume konstituiert werden.
  • Materialien, die Transitionsprozesse zu Transgressionen intensivieren oder Übergangs- und Übertragungsgeschehen verschleiern.
  • Transitionsprozesse, die sich in Objekten manifestieren und in denen die übergangskonstitutive Agency von Objekten operativ und ästhetisch in Erscheinung tritt.

Wir erbitten den Vorschlag für einen Vortragstitel und ein kurzes Exposé (300 Wörter) an Simona Noreik.

Organisation: Prof. Dr. Jörg Paulus (Bauhaus-Universität Weimar), Fabian Winter, MA (Bauhaus-Universität Weimar), Simona Noreik, MA (Bauhaus-Universität Weimar)