Sommersemester 2012

Kursangebot Bachelor

 

Semiotics of the Kitchen, Projektmodul, C.Hill, F.Sattler

“The journey is part of the experience - an expression of the seriousness of one's intent. One doesn't take the A train to Mecca.” Anthony Bourdain, A Cook's Tour: Global Adventures in Extreme Cuisines Wir lieben unsere Küche! In der Küche finden sich Mobiliar, Werkzeuge und Zutaten sorgfältig zu einem Ensemble geordnet und geben so Auskunft über das Können und die professionelle Einstellung der Köchinnen und Köche. So ist die Küche nicht nur lebensnotwendiges Mittel zum Zweck der Ernährung, sondern auch ein Labor für die praktische und gemeinschaftliche Erprobung einer ästhetischen Praxis. Die Bauhaus-Bewegung schrieb sich z.B. die Abschaffung unhygienischer, unordentlicher und ineffektiver Verhältnisse auf die Fahnen – heraus kam eine umfassende Reform, die die Küche in eine techno-soziale Umgebung transformierte, mit der die Idee der modernen Hausfrau als Pendant zum Industriearbeiter einherging. Bis heute ist die Küche das architektonische und soziale Herz eines Haushalts und anderen Lebens- und Arbeitsgemeinschaften. Kochen ist zum öffentlichen Schauspiel geworden, dass Millionen von Fernsehzuschauern verfolgen und KünstlerInnen kochen in Galerien und im öffentlichen Raum. Die weltweite erfolgreiche Verbreitung von Kochrezepten und Zutaten durch Migranten hat den Geist multikulturellen Zusammenlebens mehr als jede andere Kulturtechnik befördert. Die Küche stellt Herausforderungen an Gestalter, Künstler, Architekten und Ingenieure. Während einige von der Idee besessen sind, die Küche in eine Hochtechnologiezone zu verwandeln, steht für viele die anthropologische Qualität der Küche als persönliche und kollektive Inventare im Vordergrund.

Im Projekt findet eine grundlegende Erforschung der Konzepte Küchenraum, Kochen und Essen als Bestandteile der Conceptual Art statt. Wir werden Module für eine noch zu schaffende Küche an der Professur recherchieren, entwerfen und schließlich umsetzen (lassen). Für uns bedeutet diese Arbeit, keinen Unterschied zwischen einer künstlerischen Installation und dem alltäglichen Leben zu machen. Die TeilnehmerInnen werden weiterhin mit der Planung, Gestaltung und Realisation eines öffentlichen Koch-Ereignisses am Ende des Semesters betraut – von der visuellen Gestaltung, der Menükonzeption bis hin zur Zubereitung.

Die Studierenden werden befähigt, grundlegende Gestaltungsmerkmale einer Küche zu identifizieren und deren Rolle für das Zustandekommen einer ästhetischen Praxis weiter zu erforschen. Techniken, Werkzeuge und Fähigkeiten für den Entwurf und den Bau einer Küche und deren Inventar werden vermittelt und angewandt.

 

THIS IS WHAT WE MEAN WHEN WE SAY… Encyclopedia!, Werkmodul, Franziska Walther

Vom 29. April bis Juni 2012 zeigen Christine Hill, Studierende, Alumni und Mitarbeiter im Neuen Museum Weimar die Ausstellung THIS IS WHAT WE MEAN WHEN WE SAY… Im Werkmodul soll ein Katalog zur Ausstellung entworfen und umgesetzt werden. Der Katalog soll als eigenständige & anspruchsvolle künstlerische Publikation -- d.h. als experimentelle Enzyklopädie -- die Forschungspraxis, Prozesse, Arbeiten und das materielle und geistige Inventar der Professur dokumentieren.

Vermittlung von theoretischen und praktischen Fähigkeiten der Buchgestaltung: Layout, Typography, Farben/ Farbräume, Einbettung von Bildern usw. Weiterhin werden Druck- und Bindetechniken und Papiere vorgestellt und zur Anwendung gebracht. Die redaktionelle Bearbeitung gehört in enger Zusammenarbeit mit Prof. Christine Hill und Felix Sattler ebenfalls zu den Kursinhalten.

Kursangebot Master

 

Master-Kolloquium, C.Hill, F.Sattler

Heranführung an aktuelle Themen in Kunst,Design und Forschung im Bereich der betreuenden Professur. Orientiert an den Arbeitsgebieten der jeweiligen Professuren werden aktuelle Tendenzen im Kolloquium vorgestellt. 

 

Semiotics of the Kitchen, Projektmodul, C.Hill

“The journey is part of the experience - an expression of the seriousness of one's intent. One doesn't take the A train to Mecca.” Anthony Bourdain, A Cook's Tour: Global Adventures in Extreme Cuisines Wir lieben unsere Küche! In der Küche finden sich Mobiliar, Werkzeuge und Zutaten sorgfältig zu einem Ensemble geordnet und geben so Auskunft über das Können und die professionelle Einstellung der Köchinnen und Köche. So ist die Küche nicht nur lebensnotwendiges Mittel zum Zweck der Ernährung, sondern auch ein Labor für die praktische und gemeinschaftliche Erprobung einer ästhetischen Praxis. Die Bauhaus-Bewegung schrieb sich z.B. die Abschaffung unhygienischer, unordentlicher und ineffektiver Verhältnisse auf die Fahnen –

heraus kam eine umfassende Reform, die die Küche in eine techno-soziale Umgebung transformierte, mit der die Idee der modernen Hausfrau als Pendant zum Industriearbeiter einherging. Bis heute ist die Küche das architektonische und soziale Herz eines Haushalts und anderen Lebens- und Arbeitsgemeinschaften. Kochen ist zum öffentlichen Schauspiel geworden, dass Millionen von Fernsehzuschauern verfolgen und KünstlerInnen kochen in Galerien und im öffentlichen Raum. Die weltweite erfolgreiche Verbreitung von Kochrezepten und Zutaten durch Migranten hat den Geist multikulturellen Zusammenlebens mehr als jede andere Kulturtechnik befördert. Die Küche stellt Herausforderungen an Gestalter, Künstler, Architekten und Ingenieure. Während einige von der Idee besessen sind, die Küche in eine Hochtechnologiezone zu verwandeln, steht für viele die anthropologische Qualität der Küche als persönliche und kollektive Inventare im Vordergrund.

Im Projekt findet eine grundlegende Erforschung der Konzepte Küchenraum, Kochen und Essen als Bestandteile der Conceptual Art statt. Wir werden Module für eine noch zu schaffende Küche an der Professur recherchieren, entwerfen und schließlich umsetzen (lassen). Für uns bedeutet diese Arbeit, keinen Unterschied zwischen einer künstlerischen Installation und dem alltäglichen Leben zu machen. Die TeilnehmerInnen werden weiterhin mit der Planung, Gestaltung und Realisation eines öffentlichen Koch-Ereignisses am Ende des Semesters betraut – von der visuellen Gestaltung, der Menükonzeption bis hin zur Zubereitung.

Die Studierenden werden befähigt, grundlegende Gestaltungsmerkmale einer Küche zu identifizieren und deren Rolle für das Zustandekommen einer ästhetischen Praxis weiter zu erforschen. Techniken, Werkzeuge und Fähigkeiten für den Entwurf und den Bau einer Küche und deren Inventar werden vermittelt und angewandt.

 

INVENTORY & DISPLAY II: Mnemosyne – Der Bilderatlas von Warburg bis Google, Fachmodul, F.Sattler

Das Gedächtnis, personif. als Mutter der Musen Ein wesentlicher Teil unseres kulturellen Gedächtnisses wird durch Bilder geprägt. Ob es sich dabei um die großen Themen kollektiven Gedenkens handelt, oder um individuelle, persönliche Erinnerungen, stets greifen wir auf einen großen Fundus überlieferter Bilder zurück. Gegenüber Texten bewahren sie sich eine größere interpretatorische Offenheit und unterlaufen die Beschränkungen bzw. Präfigurationen sprachlich-wissenschaftlicher Einordnungen. Aby Warburg hat ab 1924 mit dem Bilderatlas „Mnemosyne“ einen herausragenden Versuch unternommen, Kulturgeschichte nicht einfach als Bildergeschichte zu beschreiben, sondern durch Arrangements von Bildern bestimmte Zusammenhänge „ersichtlich“ zu machen. Denn (Re-)Konstruktion von bildlichen Erinnerungen ist selbst ein bildnerischer Prozess: nicht nur die Auswahl, sondern auch die Anordnung von Bildern schafft Bedeutung. Künstler haben immer wieder auf unterschiedlichste Bildarchive zurückgegriffen und alternative Interpretationen der Geschichte geschaffen. In der Vergangenheit stand die kritische Auseinandersetzung mit der Systematik der Wissenschaften im Vordergrund. Heute bieten die Algorithmen digitaler Bildarchive wie die Google Bildersuche oder Apples iPhoto neuen Anlass für eine Beschäftigung mit automatisierten Identifikations- und Klassifikationsprozessen, z.B. Gesichtserkennung und Geotagging.

Im Kurs werden wir uns intensiv mit der Entstehung und Bedeutung von Aby Warburgs Bilderatlas „Mnemosyne“ auseinandersetzen. Weiterhin werden wir mit Strategien und der Ästhetik der Erinnerungs- und Gedächtniskultur im Werk verschiedener Künstlerinnen und Künstler beschäftigen (Kurzreferate!), z.B. bei Marina Abramovic, Emily Jacir, Christian Boltanski, Chris Marker, Annette Messager, Walid Raad / The Atlas Group, Anselm Kiefer, Ilya und Emilia

Kabakov, Gerhard Richter, Sarkis uva. Begleitend und vertiefend werden wir kurze(!) Ausschnitte aus maßgeblichen Texten zur Mnemosyne/Mnemotechnik diskutieren; diese Diskussionen finden als sog. „Meditationen“ als performative, nicht-wissenschaftliche Dialoge statt. Exkursionen ins Bildarchiv des Bundesarchivs in Koblenz und in die Fotothek der Künstlerin Anke Heelemann sind ebenfalls Bestanteil des Kursangebots. Im Zentrum steht die Befähigung zur kritischen künstlerischen Auseinandersetzung mit der Herkunft und dem „Nachleben“ von Bildern, der Erzeugung bzw. Veränderung von Authentizität und Aussagen durch die unterschiedliche Zusammenstellungen von Bildern und der Gestaltung verschiedener Repräsentationsformen.

Kursziel ist die Zusammenstellung eines eigenen Bilderatlas! Erwartet wird die engagierte Recherche nach Bildern aller Art -- dazu zählen auch und gerade Motive aus privaten, alltäglichen oder scheinbar trivialen Sammlungen. Die Produktion von fiktionalen Dokumenten („Fakes“) kann ebenfalls Teil dieser Strategie sein. Ein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung einer individuellen Systematik, die sich nicht zwingend durch Wissenschaftlichkeit aber durch intellektuellen Scharfsinn auszeichnen soll (Humor inbegriffen). Die Wahl des Mediums ist frei, der Atlas kann sowohl als Tafelwerk/Buch wie auch als Wand- oder Vitrineninstallation realisiert werden, elektronische Formate sind ebenfalls möglich. Format und Umfang werden individuell abgesprochen, der Atlas sollte jedoch mehrere Zusammenstellungen enthalten. Der Kurs mündet in eine öffentliche Präsentation zum mediengang, deren Planung und Realisation ebenfalls Bestandteil des Leistungsnachweis ist.