Prof. Nathalie Singer – Kunst und Gestaltung

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Erstellt: 22. März 2023

Erster Workshop im Forschungsprojekt »Listening to the World – 100 Jahre Radio« in Montevideo gestartet

Im Rahmen des Künstlerischen Forschungsprojekts »Listening to the World – 100 Jahre Radio« vernetzen sich beim ersten Bauhaus.Listening.Workshop in Uruguay Klangkünstler*innen und -forschende. Sie erkunden gemeinsam Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des regionalen und überregionalen Hörens.

Die Radiogeschichte weist auf Machtkonstellationen und Widerstände hin. Dies erlaubt auch Narrative und Entwicklungen der politischen, sozialen und kulturellen Geschichte der Region rund um Uruguay nachzuzeichnen. Angefangen mit der ersten Telegrafie in Bolivien 1897 und den ersten Unterhaltungssendungen 1920 in Buenos Aires, über die Bergbaustationen in den 1930er Jahren, sowie der militärischen Radionutzung während der Diktaturen bis hin zur heutigen Radiokunstszene Lateinamerikas mit zahlreichen Community-Radios.

Im »Bauhaus.Listening.Workshop #1« in Montevideo werden daraus resultierende Fragen erkundet: Wie hat das Radio die Art und Weise, wie wir hören, beeinflusst? Welche Hörpraktiken haben sich über die letzten 100 Jahre entwickelt? Und welchen Beitrag kann das Zuhören für eine Welt der Zukunft leisten?

Gemeinsam werden die eingeladenen Klangkünstler*innen und Forschende den Fragen des Hörens und Zuhörens in ihrer Vielfalt und transkulturellen Verflechtung nachgehen. Sie werden Archiven mit bisher unbekanntem Material lauschen – beispielsweise den Stimmen früherer Mitglieder der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens oder der Aguaruna, einem indigenen Volk im Peruanischen Urwald. Und sie werden 100 Jahren Radio in Lateinamerika beleuchten, sowie Fragen rund um die Ökologie des Zuhörens und dem politischen Potential von Radiokollektiven nachgehen.

Eingeladen sind renommierte Klangkünstler*innen und Radioforscher*innen aus Kolumbien, Chile, Bolivien, Peru, Argentinien und Uruguay  – etwa Fernando Godoy (Radio Tsonami), Fátima González Donado (Community Radio Amazondas), Guely Morató (Sonandes, Bolivia) und Lukas Kühne (Direktor Instituto de Música Facultad de Artes — UdelaR). Der fünftägige Bauhaus.Listening.Workshop in Montevideo findet während des regions-übergreifenden Festivals »EXIT« für experimentelle Kunst statt.

» Hier können Sie das komplette Programm als Übersicht herunterladen.


Die Workshop- und Forschungsergebnisse werden auf einer neuen Wissensplattform, der »Transcultural Listening Map« gesammelt und liefern wiederum das Ausgangsmaterial für eine Podcast-Reihe auf Deutschlandfunk Kultur und für Produktionen der beteiligten Länder. Das Haus der Kulturen der Welt in Berlin plant anlässlich des Jubiläums »100 Jahre Radio« jeweils im Oktober 2023 und 2024 zwei Veranstaltungen, in denen künstlerische und diskursive Positionen rund um das Projekt präsentiert werden.

»Listening to the World – 100 Jahre Radio« ist ein Projekt des Goethe-Instituts, der Professur »Experimentelles Radio« an der Fakultät Kunst und Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar, Deutschlandfunk Kultur und dem Haus der Kulturen der Welt.
Es wird gefördert durch das Goethe-Institut sowie über das Projekt »Neues Europäisches Bauhaus« der Bauhaus-Universität Weimar. Die Entwicklung der »Transcultural Listening Map« wird vom Kreativfonds der Bauhaus-Universität Weimar gefördert.


Bauhaus.Listening.Workshop #1 Montevideo
21. – 25. März 2023

Geleitet von Nathalie Singer
Co-Kuratiert von Florencia Curci
Unterstützt von Lefteris Krysalis

Goethe-Institut Uruguay
www.goethe.de/montevideo

Das Projekt »Listening to the World – 100 Jahre Radio«beschäftigt sich anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Radios in Europa mit dem Hören als globales Phänomen. Das Radiohören hat unser Zusammenleben nachhaltig beeinflusst. Radio verbindet Völker und schafft Identität – es wird aber auch zu Propagandazwecken und als Spionage- und Machtinstrument eingesetzt. Das Radio war von Anfang an ein Medium der Globalisierung und spielte in der Kolonialgeschichte eine Schlüsselrolle. Inzwischen hat das Internet das Radio als Medium der globalen Kommunikation abgelöst und neue Audioformate hervorgebracht. Unser Hörverhalten wird umgestaltet. Jede Region der Welt hat ihre eigenen Geschichten vom Zuhören und Weghören, von Gemeinschaften, die sich um das Radio versammeln und wieder trennen. Da Radiowellen jedoch nicht an Landesgrenzen Halt machen, sind diese Geschichten in vielerlei Hinsicht miteinander verbunden.

Nathalie Singer ist Professorin für Experimentelles Radio an der Bauhaus-Universität Weimar, hat als Radiokünstlerin und Produzentin gearbeitet, für verschiedene Medien komponiert und über Klangkunst publiziert. Sie war Dramaturgin in der Hörspielabteilung von Deutschlandradio Kultur, wo sie neue Radiotheaterformate (Wurfsendung) entwickelte. Ihre künstlerische Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung von Radiokunstarchiven und deren künstlerische Vermittlung (Wanderausstellung Radiophonic Spaces). Aktuell hat sie den Bauhaus.Listening.Workshop ins Leben gerufen und interessiert sich besonders für die Kulturtechnik des Zuhörens und deren Potential für die Gestaltung neuer Umgebungen.

Florencia Curci arbeitet als Klang- und Radiokünstlerin, Performerin, Kuratorin und Kulturmanagerin. Sie ist Direktorin des CASo (Centro de Arte Sonoro), einer Einrichtung des argentinischen Kulturministeriums, die künstlerische Forschung zu Klang, Radiokunst, experimenteller Musik und Hörstudien fördert. Curcis Arbeiten wurden von KunstRadio, AMEE, CA2M, Centro Cultural Kirchner in Auftrag gegeben und seine Live-Performances wurden unter anderem beim Festival Aural, MediaLab Prado und Tsonami Sound Art Festival präsentiert. Im Jahr 2022 absolvierte er die Radiokunst-Residency an der Bauhaus-Weimar-Universität und produzierte auch bei WaveFarm, einer amerikanischen Institution, die sich der Rundfunkkunst widmet.

Lefteris Krysalis ist Radio- und Klangkünstler sowie Forschender. Er studierte Kunstgeschichte und -theorie an der Hochschule für Bildende Künste in Athen und absolvierte einen Masterstudiengang in Medienkunst und -design an der Bauhaus-Universität Weimar im Bereich Experimentelles Radio und Elektroakustisches Musikstudio. Als DAAD-Stipendiat und Gastprofessor an der Bauhaus-Universität Weimar ist er derzeit künstlerischer Mitarbeiter beim Experimentellen Radio und Projektkoordinator der Weimarer Radio Art Residence.


Diese Menschen arbeiten am Experimentellen Radio.

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Das Kursangebot und aktuelle Veranstaltungen des Experimentellen Radios finden Sie hier.

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Die Vortragsreihe des Experimentellen Radios.

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