Postkoloniale Urbanität

2. Postkoloniale Urbanität (Arbeitstitel)

(zusammen mit Johanna Hoerning, Goethe-Universität Frankfurt und Heiko Wegmann, Freiburg Postkolonial)

Seit den achtziger Jahren haben sich in Deutschland lokale Gruppen mit der Thematisierung kolonialer Geschichte auseinandergesetzt. Dabei sind wichtige Linien gesellschaftlicher Kontinuität in der Beziehung Deutschlands zu den Kolonien deutlich geworden. Kolonialismus lässt sich dadurch nicht nur als eine temporär wirksame Struktur bezogen auf eine verhältnismäßig kurze Zeitspanne verstehen, sondern eine an den diskursiven und gebauten Repräsentationen von Städten und städtischen Entwicklungen nachvollziehbare Hinterlassenschaft.  Unter kolonialen Bedingungen stellten Städte einerseits Machtzentren im Mutterland dar, in denen sich die ungleichen Beziehungen zwischen Deutschland und den Kolonien ablesen ließen. Zugleich waren sie auch der Ort, an dem sich Legitimitätsstrategien in politischen, literarischen und öffentlichen Diskursen entfalteten. Die urbanen Zentren Deutschlands bildeten somit zugleich ein Spiegelbild für die Wahrnehmung der Kolonien und der außereuropäischen Welt, insbesondere Afrikas und der Südsee. Anhand der Rekonstruktion des kolonialen Erbes der Städte lässt sich daher ein Gesellschaftsbild zeichnen, das Einblick in die Art und Weise der Wahrnehmung und die Interaktion mit dem „Anderen“ zulässt. In welcher Weise städtische Öffentlichkeiten, Diskurse und Räume sich zur Ungleichheit des kolonialen Systems verhielten, ist insofern die spannende Ausgangsfrage für eine Auseinandersetzung mit kolonialen Traditionen deutscher Städte. Sie leitet über zu der in diesem Forschungsprojekt zentralen Thematik, inwieweit heute mit dem kolonialen Erbe umgegangen wird.