Lebenszyklusorientiertes Risikomanagement für PPP-Projekte im öffentlichen Hochbau

Titel:

Lebenszyklusorientiertes Risikomanagement für PPP-Projekte im öffentlichen Hochbau

Fördermittelgeber:

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) im Rahmen der Forschungsinitiative "Zukunft Bau"

Zeitraum:

2008 - 2010

Projektbeschreibung:

Kaum ein anderer Bereich bei der Planung und Durchführung eines PPP-Projektes hat einen so starken Einfluss auf den Projekterfolg wie die Identifikation, Einschätzung, Verteilung und Steuerung von Risiken. Dennoch ist dieses Thema bisher nur sehr wenig erforscht.

Bei vielen Marktteilnehmern herrschen noch große Unsicherheiten bezüglich des Umgangs mit Risiken. Die sich bietenden Möglichkeiten zur Kosten- und Qualitätssicherung durch eine aktive Steuerung von Risiken sind bisher noch wenig bekannt bzw. werden noch unzureichend ausgeschöpft. Die Erfahrungen aus PPP-Pilotprojekten zeigen zudem, dass beim Erkennen und Einschätzen von Risiken deutliche Verbesserungen möglich sind. Zur Optimierung zukünftiger PPP-Projekte bedarf es der Professionalisierung des Risikomanagements. Die Bauhaus-Universität Weimar hat sich zusammen mit ihren Partnern zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zu leisten diese Lücke zu schließen.

Die Bedeutung von Risiken bei lebenszyklusorientierten Bauprojekten ergibt sich vor allem aus der Langfristigkeit der vertraglichen Bindung. Die Projektrisiken sind im Vorfeld einer 20 bis 30 jährigen Nutzungsphase zu kalkulieren und anschließend über den gesamten Nutzungszeitraum zu steuern. Ein weiterer Grund ist der Projektumfang, der typischerweise Planung, Bau, Finanzierung, Instandhaltung und Betrieb einschließt. Jede Stufe der Wertschöpfungskette ist mit spezifischen Risiken behaftet. Es sind Wechselwirkungen der Risiken untereinander sowie unterschiedliche Entwicklungen über den Zeitverlauf zu beachten, sodass eine hohe Aufmerksamkeit seitens der Projektbeteiligten erforderlich ist.

Dies gilt zum einen für öffentliche Maßnahmenträger, die u.a. die gewünschte Risikoverteilung in der Ausschreibung vorgeben und dabei bestimmte Risiken übertragen und andere zurück behalten. Dies gilt aber ebenso für die Bauunternehmen, Betreiber und Finanzierungsinstitute, die Risiken bei einem PPP-Projekt übertragen bekommen. Alle Projektbeteiligten sind bestrebt übernommene Risiken effektiv zu steuern und „im Griff zu halten“.

Eine zusammenfassende Übersicht zum Forschungsprojekt steht in Form eines Handouts zum Download (pdf) bereit.

Partner:

PPP-Task Force NRWMarsh GmbHVHV Versicherung AGPMI Frankfurt ChapterAlfen Consult GmbH

Weitere Informationen:

  • Durchführung von Experteninterviews zum Risikomanagement bei PPP-Projekten
  • Vortrag zur Ausgangslage, Zielstellung und Vorgehensweise im Forschungsprojekt auf dem 9. Betriebswirtschaftlichen Symposium-Bau am 25.3.2009 
  • Vortrag und Paper zu Forschungsinhalten und Zwischenergebnissen am 26. Juni auf der ERES 2009 in Stockholm (Berichterstattung)
  • Präsentation und Diskussion von Zwischenergebnissen im Arbeitskreis "Immobilien-Risikomanagement" der gif e.V. am 13.11.2009 in München

 
Endbericht des Forschungsprojektes (2010)

Der Forschungsbericht untergliedert sich in vier Teile, welche die Arbeitsergebnisse des Forschungsprojektes strukturiert darstellen. Zunächst werden im ersten Teil des Forschungsberichtes die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zum Ist-Zustand des Risikomanagements in PPP-Projekten des öffentlichen Hochbaus als Grundlage für die weiteren Untersuchungen und Ergebnisse des Forschungsprojektes analysiert. Der zweite Teil des Forschungsprojektes beinhaltet ein Kompendium bzw. Werkzeugkasten der Methoden des Risikomanagements. In ihm werden die Verfahren zur Erlangung von risikobezogenen Erkenntnissen oder praktischen Ergebnissen dargestellt und hinsichtlich ihrer Eigenschaften analysiert. Darüber hinaus werden Allokationskriterien auf der Grundlage der den PPP-Vertragspartnern real zur Verfügung stehenden Informationen definiert, die als Basis sowohl für die Selektion vorteilhafter Risikobewältigungsmaßnahmen als auch für den Nachweis der Vorteilhaftigkeit der Übernahme von Risiken für Auftragnehmer im Risikomanagementprozess dienen. Durch die Anwendung dieser Allokationskriterien im IRMS kann eine optimale Risikoverteilung sowohl für den einzelnen Projektpartner als auch das Gesamtprojekt erreicht werden. Im dritten Teil wird das integrierte Risikomanagement-Prozessmodell über den gesamten Projektlebenszyklus eines PPP-Hochbauprojektes unter Berücksichtigung der relevanten PPP-Vertragspartner dargestellt und erläutert. Es stellt einen wesentlichen Beitrag zur Standardisierung dar und bietet die Möglichkeit für die Praxis, ein Verständnis für die Abläufe und Anforderungen der anderen Vertragspartner weiter zu entwickeln. Das Modell besteht aus drei Ebenen. Auf der ersten Ebene werden die Prozesse aller PPP-Vertragspartner und ihre Interaktion über den Projektlebenszyklus in einer globalen Prozesslandkarte dargestellt. Die zweite Ebene bildet die vertragspartnerspezifischen Prozesslandkarten ab. Den höchsten Detaillierungsgrad weist die dritte Ebene mit den vertragspartnerspezifischen Risikomanagementprozessen auf. Sie bildet die Integration der einzelnen Phasen des Risikomanagementprozesses in die bestehende Ablauforganisation der PPP-Vertragspartner in Form von Prozessflussdiagrammen ab. Von herausragender Bedeutung innerhalb des Risikoprozessmodells ist der Standardprozess Risikoallokation, welcher bei allen Vertragspartnern in den einzelnen Projektphasen verwendet wird. Abhängig von der jeweiligen Zielstellung seiner Verwendung befähigt er sowohl zur Ermittlung der optimalen Risikoallokation unter dem gegebenen Handlungsspielraum des Anwenders als auch zur Auswahl einer optimalen Risikobewältigung für ein Einzelrisiko bzw. Risikobündel innerhalb eines bestehenden Steuerungskonzeptes. Der vierte Teil führt die Erkenntnisse der vorhergehenden Bände in der exemplarischen Ausgestaltung des IRMS zusammen. Es besteht aus dem auf die PPP-Prozesse abgestimmten integrierten Risikomanagement-Prozessmodell, den zu den einzelnen Prozessen gehörenden Methoden sowie organisationsspezifischen Festlegungen. Um die Anwendbarkeit eines solchen IRMS aufzuzeigen, wird exemplarisch die methodische Ausgestaltung des Standardprozesses Risikoallokation vorgestellt.

Bearbeiter: Prof. Dr. Hans Wilhelm AlfenAlexander RiemannKatja LeidelAndrea Frank-JungbeckerDirk Daube