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Bild: Dipl.-Ing. Christoph Kulle mit Poster (Foto: Florian Kleiner)
Erstellt: 02. April 2018

Thüringer Werkstofftag am 16.03.2018

Im Rahmen des Thüringer Werkstofftages am 16.03.2018 wurde der Posterbeitrag „Anti-Schimmel-Beschichtung mit biobasierten Fungiziden“ vorgestellt.

Der Verband privater Bauherren hat 2009 veröffentlicht, dass ca. die Hälfte aller Wohngebäude von Schimmel befallen ist. Das Institut für Bauforschung e.V. gibt an, dass jährlich ca. 4 Mrd. € für die Wohnraumschimmelbeseitigung anfallen. 41 % der deutschen Bevölkerung war im eigenen Wohnraum schon einmal durch Schimmelbildung betroffen. Durch die Belastung mit lebenden Schimmelpilzen können in bestimmten Fällen bei Risikogruppen Infektionen (Mykosen) entstehen. Weiter kann es zu Schnupfen, Husten, Kopfschmerzen und Müdigkeit kommen. Schimmelpilze werden auch den karzinogenen Stoffen zugerechnet, wobei nicht bekannt ist, ab welcher Konzentration, welche Erkrankungen auftreten. Darum muss eine Minimierung des mikrobiellen Befalls in Wohnräumen erzielt werden.

Aufgrund des hohen Sanierungsbedarfs sind am Markt verschiedene Produkte vertreten. Schimmelschutzfarben wirken nach Herstellerangaben bspw. durch chemisch-organische Biozide, hohe Alkalität, Nano-Silber oder silberdotiertes Zinkglaspulver. Auch bei den Spachtelmassen soll die Schimmelpilzbildung bspw. durch eine hohe Alkalität eines Spachtels verhindert werden. Die unzureichende Dauerhaftigkeit des alkalischen Milieus und die Ursache der Schimmelpilzbildung, wie Kondensation an Wärmebrücken, werden dabei häufig außer Acht gelassen. Die Alkalität von Zement- und/oder Kalkbindemitteln wird bekanntlich durch die Reaktion mit Luft-CO2 abgebaut. Die chemisch-organischen Fungizide sind i.d.R. für den Menschen giftig.

Das Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines Anti-Schimmel-Spachtels zur nachhaltigen Vermeidung der Bildung von gesundheitsschädlichem Schimmelpilz in Innenräumen. Schimmelpilzbildung und -wachstum treten insbesondere dann auf, wenn an einem Ort eine Feuchtequelle und ein Nährstoffangebot gleichzeitig vorliegen. Besonders kritische Bereiche sind Oberflächen an Wärmebrücken im sanierten Altbau.

Der zu entwickelnde Spachtel wird auf Grundlage von Gips und nicht toxischen biologischen bzw. anorganischen Fungiziden entwickelt. Durch das verwendete Bindemittel ist eine Applikation auf beinahe allen Innenwandoberflächen möglich. Daneben stellt die Nutzung der eingeplanten Fungizide ein Alleinstellungsmerkmal dar.

Der Nachweis der Wirksamkeit der Fungizide erfolgt mittels des sogenannten Agar-Tests. Dabei werden Proben des Anti-Schimmel-Spachtels mit Schimmelpilzen, welche in Innenräumen häufig vorkommen, kontaminiert. Nach einer definierten Lagerungsdauer wird der sichtbare Bewuchs auf den Proben prozentual bewertet.

Weiterhin erfolgt die Entwicklung des Gipsspachtels unter Variation der Füllstoffe und Zusatzmittel sowie deren Anteilen. In Kombination mit einer herkömmlichen Innendämmung sollen die Ursachen für die Schimmelpilzbildung minimiert werden. Es stellt somit eine neuartige systemische Lösung dar.