Soziale Exklusion und Stadtplanung

4. Soziale Exklusion und Stadtplanung in Frankfurt (Arbeitstitel)

(mit Janos Klocke und in Kooperation mit der Sozialpolitischen Offensive Frankfurt)

Lokale Möglichkeiten der sozialen Gestaltung werden durch die Internationalisierung der Wirtschaft und die Transformation der Arbeitswelt in Frage gestellt. Verständigungsprozesse unter lokalen Akteuren der "Sozialen Stadt" (Politik, Unternehmen, Arbeitgeber, Dritter Sektor, Bürgergesellschaft) stehen unter globalen Wettbewerbsdruck und scheinen in zunehmender Weise nur noch Opfer weltweiter ökonomischer Prozesse und nationaler politischer Reaktionen zu werden. Dies stellt die auf viele und komplexe Aushandlungsprozesse beruhende Stadtgesellschaft in ihrer Funktion als Kernzelle der demokratischen und sozialen Gesellschaft in Frage. In diesem Projekt soll untersucht werden, in welcher Weise sich bestehende Arrangements zwischen den verschiedenen Akteuren verändern und welche sozialpolitischen Handlungsoptionen sich daraus ergeben. Ausgangsthese ist, daß die globalisierte Stadt die Möglichkeiten der politischen Gestaltung sozialer Verhandlungsprozesse nutzen kann, um in den Politikbereichen Bildung, Arbeit, Wohnen und Stadtplanung die Chancen des Einzelnen für eine erfolgreiche Teilnahme am Arbeits- und Sozialleben zu bewahren und zu vermehren.

Die veränderten Perspektiven auf die Entwicklung lokaler Gesellschaft wird zunehmend projektiv für die weitere Stadtplanung und -gestaltung festgelegt. In Leitbild-Prozessen wird eine für die globale Vermarktung des Standorts notwendig erscheinende Reduktion von Stadtplanung auf global kommunizierbare Attraktionen ("Leuchttürme") vorgenommen, die einerseits konzeptionell alternativlos erscheint und die andererseits der sozialen Kohärenz der Stadt keine Priorität einräumt. Erforscht werden soll daher, in welcher Weise sich Planungsstrategien für die Stadt der Zukunft und sozialpolitische Vorstellungen gegenseitig miteinander vereinbaren lassen und sich gegenseitig bedingen. Hierbei geht das Projekt von der Annahme aus, dass sich stadtplanerischen Zukunftsentwürfe durch den Diskurs über die Globalisierung von der lokalen Sozialpolitik entkoppelt hat. Untersucht wird, wie diese Rückbindung von stadtplanerischer Gesamt- und Detailkonzeption der Stadt mit den Vorstellungen einer partizipativen und solidarischen Stadt verbunden werden können.

Das Projekt findet in Zusammenarbeit mit der Sozialpolitischen Offensive Frankfurt (SPO) statt und nimmt Bezug auf den laufenden Diskussions- und Planungsprozess "Frankfurt 2030".  Es wird diesen Prozess begleitend und explorativ untersuchen und durch eine eigene, mit den Akteuren der SPO in Kooperation stattfindende öffentliche Planungsdebatte ergänzen. In drei ausgewählten Stadtteilen sollen partizipative Prozesse dazu genutzt werden, um alternierende Perspektiven zum lokalen Eliten-Diskurs über das Frankfurt der Zukunft herauszustellen, zu dokumentieren und hinsichtlich der sozialpolitischen Handlungsoptionen und stadtplanerischen Implikationen analysiert werden.