DDR-Kulturhäuser & -Stadthallen

Ausgewählte DDR-Kulturhäuser & -Stadthallen der 60er und 70er Jahre. Denkmale der Ostmoderne?

In den ersten Jahren der DDR entstanden Kulturhäuser im Rahmen eines flächendeckenden Programms kultureller und politischer Bildung. Für die Entfaltung einer angestrebten "sozialistischen Lebensweise" kam dieser Bauaufgabe eine besonders hohe Bedeutung zu. Dementsprechend stark war anfangs ihre Gestaltung politischen Vorgaben unterworfen. Während Kulturhäuser bis Mitte der 50er Jahre ihrem Inhalt nach "sozialistisch" und in der Form "historistisch" sein sollten, offenbarte sich die anschließende "Wende im Bauwesen" hier besonders deutlich: Neben der modernen Form fallen in den 60er und 70er Jahren die sehr unterschiedlichen funktionalen Ausprägungen auf, wovon Bezeichnungen wie Haus der Kultur, Kulturpalast oder Kreiskulturhaus künden. Auch trennt man sich an manchen Orten begrifflich von der "Kultur" und es entstanden Stadthallen, Kongresshallen, Pionierpaläste und unterschiedliche Kombinationen (Sport- und Kongresshallen). Die bekanntesten, wie der Palast der Republik in Berlin und der Kulturpalast in Dresden, wurden schnell zur Gegenständen der baugeschichtlichen Forschung und sind heute Ikonen der Architektur der Ostmoderne.

Das öffentliche Bewusstsein und der Umgang mit den noch bestehenden DDR-Kulturpalästen und -Stadthallen der 60er und 70er Jahre wird meist nur an solch populären Beispielen reflektiert. Zwar spannen die beiden Genannten gewissenmaßen einen Bogen zwischen Abbruch und grundsätzlicher Erhaltung, ein repräsentativer Überblick über das "Schicksal" der Gebäudegruppe steht noch aus. Ein Beitrag hierzu soll im Rahmen von Thesis-Arbeiten geleistet werden. Dabei soll die öffentliche und denkmalfachliche Wahrnehmung ausgewählter DDR-Kulturhäuser und -Stadthallen analysiert werden.

Wie positionieren sich beispielsweise Stadtverwaltungen in Suhl, Neubrandenburg oder Chemnitz zu ihren Häusern. Wie werden sie denkmalpflegerisch bewertet und welche Probleme sind symptomatisch. Sind ideologische Auseinandersetzungen um den Denkmalstatus typisch oder wird das Ideologische meist nur vorgeschützt, geht es eher um wirtschaftliche Interessen. Welche Rolle spielen die Stadtidentitäten und welche Position nimmt die behördliche Denkmalpflege im Diskurs ein. Wie stellt sich der Umgang ganz real dar. Welche Konzepte hat man verfolgt oder will man, auch angesichts sich wandelnder Anforderungen, verfolgen (Weiterbauen, Konservieren, Nachnutzen, Spirit erhalten, Recyceln usw.). Die Fallbeispiele und thematischen Vertiefungen werden im Konsultationsverhältnis präzisiert. Erwartet wird eine hauptsächlich schriftliche Arbeit. 

1-2 Bearbeiter

Literatur zum einlesen:

Anne Kuhrmann: Der Palast der Republik – Geschichte und Bedeutung des Ost-Berliner Parlaments- und Kulturhauses, Petersberg 2006

Christine Meyer: Kulturpaläste und Stadthallen der DDR. Anspruch und Realität einer Bauaufgabe, Hamburg 2005

Susann Buttolo: Der Dresdner Kulturpalast. Vom Werden eines Baudenkmals und den anhaltenden Versuchen seiner Destruktion, in: Denkmal Ost-Moderne - Aneignung und Erhaltung des baulichen Erbes der Nachkriegsmoderne, Berlin 2012