Forschungsgruppe Urban Heritage

Verlust des Erbes durch die Transformation der Industrielandschaft. Fallstudie: Erhaltung und Regenerierung der Papierfabrik Seka in Izmit, Türkei

Onur Basri Camurlu
Landschaftsarchitekt

Eine Industrielandschaft samt ihrer industriellen Kultur diente den menschlichen Bedürfnissen seit der industriellen Revolution. Sie ist nicht nur ein Beweis der Geschichte, sondern sie ist ebenso eine soziale Marke, die als Katalysator für ihre Umgebung fungiert. Sie kann ihrer Umgebung, die keine Industrie besitzt und ohne sie nicht existieren bzw. überleben würde, eine Möglichkeit bieten, da die industrielle Funktion als Katalysator in ökonomischer, technologischer, politischer und kultureller Weise wirkt. In diesem Sinne können Industrielandschaften das Herzstück einer Gegend bilden. Das funktionale Erbe sollte deshalb erhalten bleiben.
Andererseits führen die Veränderungen der Industrielandschaft zum Verlust ihrer Identität als Erbestätte, denn die Transformationen geben dem bestehenden Körper eine neue Funktion ohne dessen funktionales Erbe zu erhalten, das als Katalysator für die Umgebung und die menschlichen Bedürfnisse gewirkt hat. An dieser Stelle setzt das Dissertationsprojekt an, eine Erklärung für die Veränderung der Industrielandschaft zu finden. Wenn durch die Veränderung der formale funktionale Nutzen als Katalysator für sich selbst und die Umwelt nicht erhalten bleibt, dann sollte es heißen: „Verlust des Erbes in der Transformation“.
 
THEORETISCHER HINTERGRUND
Viele internationale Transformationsprojekte von Industrielandschaften haben stattgefunden, einige von ihnen auch in der Türkei. Die Herangehensweise an Transformationen von Industrielandschaften sollte durch ein neues Regenerationsmodell definiert werden. Aus theoretischer Sicht ist die Industrielandschaft ein Katalysator nicht nur für sich selbst sondern auch für die ökonomische, technologische, politische und kulturelle Entwicklung ihrer Umgebung/Stadt. Dieses Modell kann für ähnliche Herangehensweisen in der Zukunft verwendet werden.

THEMA
Erhaltung und Regenerierung der Papierfabrik Seka in Izmit, Türkei
In westlichen Kulturen werden Industrielandschaften schon seit Langem als ein Gegenstand des Erbes betrachtet, in der Türkei hingegen ist dies erst seit wenigen Jahren der Fall.
Wie und Warum können Industrie, Landschaft und Erbe zusammen finden?
Wie vollzog sich in der Türkei die industrielle Revolution von der Zeit der Ottomanen bis ins 20. Jahrhundert?
Was bedeutet industrielles Erbe und wie wird es im Vergleich dazu in der Türkei verstanden?
Die ausgeführten oder noch stattfindenden Projekte sind mit vielen Herausforderungen konfrontiert, die ihren unterschiedlichen Reifegraden und Erfahrungen geschuldet sind. Was sind die Herausforderungen, denen ein Regenerationsprojekt in der Türkei gegenüber steht?

Während des ottomanischen Reiches wurden Istanbul und ihre Region zu einer urbanen Siedlungsstruktur, die einer sehr intensiven Industrialisierung und zentralstaatlicher Macht ausgesetzt war. Auch wenn während der Zeit der Republik Istanbul und die Stadterweiterung Izmit ihren industriellen Fokus erhielten, so verpassten sie doch, die selben Leistungen zur Anerkennung des industriellen Erbes zu erbringen. Wie viele Plätze des industriellen Erbes gibt es in der Türkei?

Unterschiedliche kulturelle Verständnisse und eigenartigen Bedingungen und Umstände in der Türkei sind Gründe für dieses Fehlschlagen. Diese Arbeit wird sich auf die Papierfabrik Seka in Izmit konzentrieren.

Dies ist der Beginn der Doktorarbeit. Die sich vollziehenden Veränderungen der Seka Papierfabrik bewahren nicht das Erbe. Ein Verlust des Erbes ist zu beobachten und diese Arbeit möchte ein Beobachtungsmodell entwerfen, um diese Veränderungen zu betrachten. Theoretisch gesehen kann man sagen, dass eine Bewahrung der formalen ökonomischen, sozialen, technologischen und politischen Dynamiken durch ein Regenerationsmodell nicht nur die Identität des Ortes überleben lassen wird, sondern auch die Identität, den der Ort für die Umgebung definiert. Wie sollte ein Regenerationsmodell zur Bewahrung des funktionalen Erbes aussehen?


Dezember 2009