Urban Heritage (Dr.-Ing./Dr.-phil.)

Kurzübersicht Urban Heritage

Profil der Forschungsgruppe
Dem Kulturerbe kommt im Zeichen von Globalisierung und Ortlosigkeit/Uniquität, aber auch im weltweiten Städtewettbewerb, eine  zunehmende Bedeutung zu. Allerdings wird, seit Architektur und Stadtplanung den Begriff des kulturellen Erbes und des Denkmals kennen, um dessen Definition gerungen. Was als schützenswertes Denkmal, was als entbehrliches Residuum vergangener Zeiten zu gelten hat, wird heute  indessen in einem deutlich unübersichtlicheren Feld ausgemacht als zu Zeiten unangefochtener nationalstaatlicher Institutionen. Die beteiligten Akteure sind mittlerweile Legion: neben den klassischen öffentlichen Institutionen und Berufsverbänden sind es allerlei private und privatwirtschaftliche Interessenvertreter, heterogene Ad-hoc-Bündnisse, aber auch weltweit agierende supranationale Institutionen. Zugleich wird die Legitimität der öffentlichen Denkmalämter verstärkt angezweifelt.

Auch Ansprüche und Ziele an das urbane Kulturerbe haben sich beträchtlich erweitert: Neben der Pflege einer bestimmten Vergangenheit im Sinne lokaler oder politischer Repräsentation treten immer öfter Imagebildung im Hinblick auf die Standtortkonkurrenz in den Vordergrund. Aber auch unter Gesichtspunkten der Ökologie sowie als Instrument sozialer Integration wird das städtische Erbe mobilisiert. Hinzu kommen neue Herausforderungen, die mit den beiden gegensätzlichen Begriffen von Schrumpfenden Städten einerseits und Mega-Cities andererseits nur als Schlagworte angesprochen seien.

Aber auch der Gegenstand selbst, also, was die Bezeichnung kulturelles Erbe der Stadt oder Denkmal verdient, wird in einer Weise erweitert, die bis vor wenigen Jahren noch kaum denkbar war. Dies gilt etwa für die Erweiterung auf das bauliche Erbe der Nachkriegzeit, womit die Produkte der späten Moderne in den Fokus der Auseinandersetzung rückten. Dies gilt aber auch für das Kriterium Authentizität, das soweit aufgeweicht wird, dass selbst hundertprozentige Rekonstruktionen als Pflege des kulturellen Erbes der Stadt gelten.

Schließlich erweitert sich im Zuge der städtebaulichen Diskussion der Begriff des Erbes vom Einzeldenkmal zum städtebaulichen Denkmal bis hin zur Position, die eine noch näher zu definierende Europäische Stadt als ein aus ökonomischen, sozialstaatlichen und ökologischen Gründen zu verteidigendes Erbe definiert.

Forschungsbereiche

  • Denkmalpflege und Baugeschichte: Themen zur Theorie und Geschichte der Denkmalpflege, zur Inventarisation und Denkmalkommunikation, zur Bedeutung und Funktion des baukulturellen Erbes für die Stadt, die Stadtentwicklung und das Stadtmarketing, Fragen des Stadtbildes in den genannten Zusammenhängen, zur Bedeutung von Denkmalen und der Stadt für Erinnerungs- und andere kulturwissenschaftlichen Diskurse.
  • Raumplanung und Raumforschung: Tatsächlich sowie programmatische Bedeutung des städtischen Erbes bei der städtebaulichen, stadt- und landschaftsplanerischen sowie siedlungsstrukturellen Planung in europäischen Ländern, auch im Hinblick auf die Vielfalt des Verständnisses von "Europäischer Stadt" im Wandel der Themenkonjunkturen sowie bezüglich der Verbindung bewahrender Sichtweisen auf den Bestand mit ökonomisch bzw. ökologisch orientierten Entwicklungsstrategien.
  • Stadtsoziologie: Themen können zu den Zusammenhängen von Tourismus, Migration, Dienstleistungsökonomie, sozialer Ungleichheit und demographischem Wandel mit Bezug auf die historische Dimension von Städten formuliert werden. "Beispielsweise: Baukulturelles Erbe und Einwohnerschwund: Halles Kulturerbe als neue Universitätsstadt".
  • Baumanagement und Bauwirtschaft: Die Themengebiete bewegen sich im Umfeld der Institutionen- und Prozessökonomie mit deutlicher städtebaulicher und standortanalytischer Ausrichtung. Die Reflexion von Themen der Immobilien- und Finanzwirtschaft hinsichtlich ihrer Wirksamkeit in die Umsetzung der geplanten und schließlich gebauten Umwelt, insbesondere der Städte ist ein thematischer Schwerpunkt. Geografische Diversifikation und kulturelle Besonderheiten von Projektentwicklungen sind ebenso auf ihre Bedeutung für ökonomische Fragestellungen zu untersuchen.

Doktoranden in der Foschungsgruppe Urban Heritage
Die Zulassung der Doktoranden erfolgt nach einem kompetitiven, zwei-stufigen Auswahlverfahren. Als interdisziplinäres Programm, das sich an Architekten, Städtebauer, Stadtplaner, Stadtsoziologen, Geographen und Absolventen anderer raumorientierter Disziplinen wendet, erwartet Urban Heritage von ihren Doktoranden, sich dem oft schwierigen Dialog zwischen den einzelnen Fächern zu stellen.

Zurzeit forschen 24 Urban Heritage Promovierende aus der ganzen Welt.

Betreuung
Das strukturierte Promotionsprogramm garantiert eine gute Betreuung mit deutlich festgeschriebener institutioneller Verantwortung der Hochschule für die Promovierenden. Die Promotionsdauer wird klar begrenzt und damit für in- und ausländische Graduierte kalkulierbarer. Den Promovenden wird darüber hinaus ein außerfachliches Betreuungsprogramm mit zahlreichen Sprachkursen und Veranstaltungen zur raschen Integration in Weimar und an der Bauhaus-Universität Weimar angeboten.

Partnerinstitutionen
Bauhaus-Universität Weimar, Institut für Europäische Urbanistik, Deutschland
Università Roma Tre, Dipartimento di Studi Urbani, Italien

Dauer
sechs Semester

Sprachen
Englisch und Deutsch

Abschluss
Dr.-Ing. oder Dr. phil.

Information zur Bewerbung

Urban Heritage wurde finanziell unterstützt als PhD-Net Projekt des DAAD von 2008-2010