Schlafen

„… Und wenn ich mitten in der Nacht erwachte, wusste ich nicht, wo ich mich befand und deshalb im ersten Augenblick nicht einmal, wer ich war; ich verspürte nur, ursprünglich, elementar, jenes Daseinsgefühl, wie es in einem Tier beben mag; ich war entblößter als ein Höhlenmensch; doch dann kam mir die Erinnerung – noch nicht an den Ort, an dem ich mich befand, wohl aber an einige andere, an denen ich gewohnt hatte und wo ich hätte sein können …“ (Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Unterwegs zu Swann)

Der Zustand des Schlafens wird als ortlos beschrieben, als ein Zustand im Nichts ohne Identifikation. Erst die Erinnerung führt den Erwachenden in die hiesige physische Welt und schließlich zu seinem Ich. Dabei sei im Übergang von Schlafen zu Wachen das Ur-Gefühl des Seins erlebbar.
Schlafen ist eine fließende Tätigkeit, geprägt von solchen Übergängen zwischen dösen, schlafen, träumen, dämmern, erwachen und erinnern. Eine Reihenfolge von Handlungen ritualisieren das Schlafen gehen, Erwachen und das Aufstehen.
Wir wollen versuchen diesen Rhythmus von Körper, Geist, Zeit und Raum zu gestalten: Welche räumlichen Übergänge werden beim Schlafengehen vollzogen? Welcher Orte, Plätze und Stellen bedient man sich zum Schlafen? Welche räumlichen Grenzen sind dabei zu ziehen?  Welcher Komfort muss geboten werden? Welche Materialisierung begleitet einen in das Reich der Träume?
Dieser Fragen wollen wir uns im eigenen Erfahrungsbereich sowie historisch und kulturübergreifend widmen. Gemeinsam mit einem Schlafexperten als Paten sollen die Grundbedürfnisse und Probleme des Schlafens erarbeitet werden, um eine gerechte Gestaltung erstellen zu können.

1. Schlafbuch und Kurzentwurf Schlafplatz
In einem Schlafbuch sollen die Selbsterfahrungen zwischen Genuss und Bedürfnis skizziert werden.  Die Wechselwirkung zwischen Körper und Geist soll individuell getestet werden. Nach einer Kartierung von bestehenden Schlafplätzen für eine Person sollen weitere in einem Kurzentwurf hinzugefügt werden.

2. Entwurf Kollektiver Schlafraum
Schlafen war bis zur Industrialisierung auf mehrere Schlafpausen verteilt. Der Rhythmus der Fabriken verlangte eine Umerziehung zu einem durchgehenden Schlaf von ca. 7-8h. Einhergehend ist Schlafen aus dem sozialen Leben und der Öffentlichkeit ausgegliedert worden. Diese gesellschaftliche Normung und den Anspruch auf ein persönliches Bett wollen wir in der Gestaltung von kollektiven Schlafstätten hinterfragen.
In urbaner Umgebung soll ein permeabler, kollektiver Ort des Schlafgenusses entstehen, der alle Altersgruppen anspricht.

BACHELOR ENTWURF SS2015

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