der
erste entwurf |
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Als kultureller
Gegenentwurf zeugt der Garten von der Intension des Gärtners, sich
mit dem Angetroffenen (Landschaft) schöpferisch auseinanderzusetzen
– Form der Grenzziehung als erster gestalterischer Akt nach der
Erkundung von benennbaren Qualitäten des Angetroffenen Ortes. Der Garten „garto“ – das Umzäunte, ursprünglich mit Gerten, meist mit Zäunen oder Hecken eingegrenztes Landstück mit Nutz- oder Zierpflanzen wird in seiner gestalterischen Abstraktion zum Mittler zwischen landschaftlicher Weite und intimer räumlicher Enge für einen Pavillon. Im Garten verwirklicht sich das Verwachsen gestalterischer Ambitionen mit den angetroffenen Potenzialen. Es entsteht eine Symbiose oder ein lesbarer, fraktaler Zusammenhang zwischen ursprünglich gegen- sätzlichen Qualitäten. |
Auch die zu entwickelnde
darstellerische Kompetenz stellt das Prozessuale, die Wandlungsfähigkeit
der Entwurfselemente ins Zentrum der Auseinandersetzung. Standortparameter erschöpfen sich nicht in der Topographie und deren historischer Herleitung – kurzfristige Naturerscheinungen spielen sowohl für die Schutzfunktion als auch die Zeichenfunktion der zu entwerfenden Kleinarchitektur eine entscheidende Rolle. Die Aufenthaltsqualität für Nutzer und Besucher des Gartens ergibt sich maßgeblich aus der im Pavillon und seiner Einbettung vergegenständlichten Interaktion mit Naturphänomenen. Mit geeigneten graphischen und modellhaften Mitteln werden diese Beziehungen ausgelotet. Der erste Entwurf faßt alle Schritte auf dem bisherigen Weg zur Architektur in einem komplexen, realitätsnahen Gestaltbild zusammen und erinnert die Entwerfenden nachdrücklich an wertvolle Erfahrungen der ersten, abstrak-teren Schritte. Die gestalterischen Kategorien Landschaft, Weg, Tor und Raum werden unter dem Begriff des Ortes subsummiert. Der Ort wird zur zentralen Metapher für die bewußte Suche nach benennbaren Qualitäten, sowohl in der Annäherung an den Garten, als auch für den Aufenthalt dort. Das in elementaren Experimenten trainierte Instrumentarium kompositorischer und darstellerischer Fähigkeiten fügt sich zu einem geschlossenen Entwurf mit artikulierter Handschrift. downloads |
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„...Von einer Wüstenkultur aus gesehen ist der Garten Oase, von einer Waldkultur aus ist er Lichtung, von einer Steppenkultur aus ist er Hain, von einer Sumpfkultur aus ist er Entwässerung, von einer Gebirgskultur aus ist er saftig. Der Garten ist überall Resultat des Versuchs, die Natur zu einer idealen Umwelt für den Menschen umzugestalten und widerspricht überall der gegebenen Umwelt auf spezifische Weise. Der Garten ist der Versuch, die Natur so umzugestalten, wie sie sein soll, als Utopie, ... ein Paradies auf Erden“... Vilém Flusser |
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Gegenstand des Entwurfes ist die Definition
eines Gartens sowie die Gestaltung eines Pavillons für „Chronisten”
oder „anemophile” Nutzer (Gärtner), wie sie die Russin
Vera Gerassimschuk in ihrem Essay beschreibt. Die beiden Antipoden bieten Anlaß für weitere Gestaltbilder hinsichtlich ihrer Kontaktnahme zur Umwelt. Ein entweder chronistischer (hier: veränderungsscheuer) oder anemophiler (hier: windliebender/ wandlungssüchtiger) Lebensentwurf gewinnt entscheidende gestalterische Relevanz. |