Der Bestand

Meine Absicht ist es, den dominanten Charakter der Bestandsgebäude zu belassen, da sie ja auch funktionell als die Universitätsgebäude am wichtigsten sind. In den Neubauten befindet sich an den beiden Enden und bilden so zwei bzw., drei miteinander korrespondierende Punkte, die das gesamte Gelände überspannen. In ihnen befindet sich das Wohnen, um das Wiederbeleben des Ortes über den ganzen Tag zu garantieren.
Es muß gezeigt werden, wie flexibel und qualitätvoll die Grundrisse der Altbauten sein können und wie gut die Neubauten dem Ort ein neues Prinzip geben und sich gleichzeitig an ihn anpassen.
Die Bestandsgebäude scheinen kein klares städtebauliches Konzept zu besitzen, wohl aber verfügen sie über einen ausgeprägten Charakter:

Il Charcot

Das untere Gebäude Il Charcot ist von der Stadt aus sichtbar, es ist auch das Gebäude, das man als erstes passiert, wenn man auf das Gelände kommt. Es hat eine sonnige Vorderseite, der den Eindruck eines offiziellen Eingangs vermittelt. Eine solche Straße kann man auf der Rückseite noch einmal wiederfinden hier ist sie doch eher privat und wirtschaftlich.
Wegen seiner zwei Seiten bildet es die Schnittstelle von Stadt und Akademie. Die Stadtseite hat einen Promenadencharakter, während die Rückseite der schattige Mensahof ist, in dem man ißt und kocht. Je nach Jahreszeit wird man sich auf die Sonnen- oder Schattenseite des Hauses setzten.
Im EG befinden sich eine sich nach außen orientierende Struktur: die gemeinsame Bibliothek und die Mensa mit einem öffentlichen Café. Der Außenbereich geht durch das Haus durch.
Das OG hat eine Büronutzung, in der sich die Professoren, die Verwaltung und ein fremdvermietetes Büro untergebracht sind, das nach Bedarf der Bibliothek oder der Verwaltung zugeschaltet werden kann.Die Räume sind so gestaltet, daß man mit Hilfe von verschieblichen Schrankelementen einen Innenbereich bilden kann, der nach Belieben verschattet oder belichtet wird.

Il Maragliano

Fährt man die Straße etwas weiter den Berg hinauf, gelangt man zu einer platzartigen Aufweitung. Hier befindet sich das mittlere Gebäude Il Maragliano. Es ist das kleinste Gebäude und erhält durch seine Größe einen sehr menschlichen Maßstab. Durch seine erhöhte Lage und seine Form erhält das Gebäude einen privateren Charakter und bildet den Anfang eines interneren Bereiches. Die Vorderseite ist der Sonne zugewendet und das Gebäude selbst umgreift mit seinen ausgebreiteten ?Armen? einen Vorgarten.Wie eine italienische Kirche die Fortsetzung des Piazza ist, geht der Außenraum in den Innenraum über.
Hier ist der Treffpunkt der Studenten. Das EG integriert ein Café sowie einen Club, die sich in den davor liegenden Garten ausbreiten. Im Obergeschoß befindet sich die Fachschaft und eine kleine Bibliothek für das Lesecafé.
Es ist die eigentliche Keimzelle für die Neunutzung und wird als erstes Gebäude fertiggestellt. Es beinhaltet deshalb zuerst Sanitäranlagen und eine kleine Küche sowie die dann später dort verbleibende kleine Bibliothek.

Il Ferri

Es führt eine schmale gepflasterte Straße weiter hinauf zu dem Innenhofgebäude Il Ferri. Durch das Pflaster und die hohen Pinien glaubt man, sich auf einer alten römischen Straße zu befinden. Nur wird man enttäuscht. Was so spannend beginnt, endet offen. Ein erhofftes Gegenüber gibt es nicht, auch nicht ein Weiterführen der Straße. So entstand das Bedürfnis den ersten Neubau- das Gemeinschaftshaus im Anschluß zu bauen. Il Ferri wirkt durch seine Größe sehr autonom und stellt für mich das Hauptgebäude der Akademie dar. Das Haus ist bestimmt von seinem Innenhof, der als Teil des Gebäudes wirkt. Hier möchte ich Theorie und Praxis miteinander verbinden.Der schattige Innenhof soll den Charakter eines Handwerkerhofes bekommen, er gehört den Studierenden. Darum befinden sich im Erdgeschoß alle Werkstätten. So z.B. für Holz, Gewebe, Zeichensaal und Computerpool. Je nach Wetterlage kann der Außenraum zur Sonne oder im Schatten zum Arbeiten benutzt werden. Dafür gibt es spezielle Handwerkerboxen, die eine Arbeitsfläche, Stauraum und Sitzfläche bieten.
Im Innenhof befindet sich außerdem die temporäre Werkstattbühne, die auch Vorträge im Freien ermöglicht. Die Bestuhlung ist temporär und wird im Hauptgebäude untergebracht. Das Obergeschoß enthält Seminar- und Vorlesungsräume. Die Kapazitäten der Universität sind überschläglich von 200 bis 600 Studenten anzunehmen.