Bauhaus - Universität Weimar Weimar, Weimar, 2. Oktober 1999
Fakultät Architektur, Stadt- und Regionalplanung
Professur Darstellungsmethodik
Prof. DI Andreas Kästner






Gutachten zur Diplomarbeit von Saskia Jäger

Die Verfasserin empfindet bei der Analyse des Bestandes, wie andere Bearbeiter vor ihr, den autarken und offenbar nicht aufeinander bezogenen Gestus der Einzelgebäude. Bemerkenswerter als diese ja nicht neue Erkenntnis ist ein Schlüssel, den die Verfasserin entdeckt, nach dem sich alle Gebäude auch als Ganzes lesen lassen. Der von West nach Ost zunehmende Öffnungsgrad der Gebäude ist ein verbindendes Merkmal.

Die Verwendung dieses Schlüssels zur Bestimmung des architektonischen Charakters der zugefügten Neubauten an den beiden Polen des Bestandes erscheint unter dieser Sicht logisch, um nicht zu sagen zwingend. So muß sich der studentische Wohnbereich am einen Pol zu einer noch stärkeren Introvertiertheit zusammenrollen während die Künstlerateliergebäude am anderen Pol sich noch stärker öffnen dürfen, sie lösen sich auf in einzelne Punktobjekte.

Die funktionellen Vorstellungen zum Altbau sind nachvollziehbar, werden durch die Neubauten sinnvoll ergänzt und bilden ein schlüssiges Ganzes. Besonders wertvoll am Entwurf der Studentenwohnbereiche sind einerseits die Herleitung der Ausstattungsvariationen aus der unterschiedlichen Verweildauer der Studenten und andererseits die Ideen zu unterschiedlichen Öffnungsgraden zwischen Individual- und Gemeinschaftsbereichen. Hier zeigt sich eine gewisse Durchgängigkeit in der Auswahl der Bearbeitungsmethode.

Für das Künstlerhaus weist die Verfasserin recht flexible Grundrisse aus. Zwei bis vier Personen teilen sich eine Etage mit gemeinsamer Küche und Sanitärbereich und erschließen von einem umlaufenden Laubengang ihre Individualbereiche. Die Künstlergäste sind so zwar zwangsläufig optisch nach außen präsent, stören sich aber möglicherweise beim ständigen Passieren der Individualbereiche doch ein wenig. Bei einer Maximalbelegung scheinen separate WC`s außerdem ratsam, was flächenmäßig ja möglich wäre.

Das Gemeinschaftshaus bildet mit seiner Schneckenform einen schönen Innenhof, in dem das gemeinschaftliche Leben Raum findet. Die Fassaden sind zum Innenhof individuell zu öffnen, während die äußere Fassade als recht massive Lochfassade vorgeschlagen wird. Hier vermißt der Gutachter Angaben zum Sonnenschutz. Die Wohnbereichstrennwände werden als nicht tragende von beiden Seiten nutzbare Behältnisse vorgeschlagen, deshalb werden noch einige ergänzende Angaben zur Stabilisierung der Längswände erwartet.

Die Planzeichnungen sind sauber, sachlich und sehr informativ. Auf eine räumliche Darstellung des Entwurfes wird leider verzichtet.

Die Annahme der Arbeit wird empfohlen.



Prof. Andreas Kästner