Bauhaus - Universität Weimar Weimar, 25. Februar 1999
Fakultät Architektur, Stadt- und Regionalplanung
Professur Darstellungsmethodik
Prof. DI Andreas Kästner
Gutachten zur Diplomarbeit von cand.-Ing. Ingo Hemesath: "Laboratorio
Universitario Volterra"
In seinem Erläuterungsbericht legt Ingo Hemesath sehr klar und
vor allem in einer essentiellen Kürze seine Sicht auf den Entwurf
vor. Mit seinen vier Baukörpern möchte er die "autistische Introvertiertheit"
aufbrechen, die jeder Besucher dieses Ortes verspüren kann.
Die Lage des Standortes auf einer Hügelkuppe mit dem damit verbundenen
Ausblick auf die Altstadt hat den Verfasser offenbar dazu inspiriert
dem schweifenden Blick eine fächerförmige Anlage folgen zu lassen.
Mit der kompositorischen Einordnung der vier Neubauten wird der
bis dahin recht beziehungslos mit seinen Symmetrieachsen in den
Raum zeigende Bestand neu verzurrt. Welche nicht unerhebliche
Bedeutung dabei den Figurationen der Freiflächen zukommt, zeigen
die sehr klaren Kompositionsdiagramme auf Blatt 2.
Der Verfasser legt den Schwerpunkt seines Entwurfs auf die Unterkunftsfunktion.
Die vier Baukörper schließen am öffentlichsten Teil der Anlage,
dem Platz mit dem Bühnenhaus an und entfernen sich zusehends von
ihm. Dieser schrittweise Entfernungszuwachsführt gemeinsam mit
der vorgefundenen topografischen Situation zu völlig einleuchtenden
Entwurfsresultaten, die dazu gereichen, jedes der auf den ersten
Blick identischen Häuser mit einem eigenen Konzept zu versehen.
So entstehen zwei Haustypen mit unterschiedlichen Erschließungsformen.
Die Organisation der Wohnungen stellt eine logische Übersetzung
der Geste des sich vom öffentlichsten Ort entfernen, die die Häuser
machen, dar. Halb öffentlich von allen 16 Hausbewohnern genutzten
Eingangs- und Treppenräumen folgen von jeweils 8 Personen genutzte
Gemeinschafts- und Küchenbereiche, denen wiederum von je zwei
Bewohnern genutzte Sanitäranlagen und schließlich die private
Zone, die zu Gunsten der anderen Räume minimiert ist. Widersprüchlich
zu diesem klaren Konzept erscheint der dann folgende sowohl horizontal
als auch vertikal durchlässige Loggiabereich.
Sehr effektiv trägt der Verfasser die Raumfolge auf Blatt 7 vor.
Die Qualitäten der vorgeschlagenen Wohnformen liegen gerade in
den verschiedenen Raumzuschnitten und -höhen, das gemeinschaftliche
Wohnkonzept ist hier Programm und läßt dem Individuum dennoch
seinen, wenn auch minimierten Platz, wie man im direkten Anschluß
der Treppenläufe an die Zimmertür bei Haus 1 sehen kann. Der auf
eine Schiebetür beschränkte Puffer zwischen Küche und Privatzimmer
und das zwingende Auftauchen am Küchenbereich beim Weg vom Zimmer
zum Sanitärbereich sind weitere Folgen des Minimierens.
Die Unterschiede in der äußeren Erschließung, sowie die Verbindungswege
werden nun herangezogen, um den eingangs erwähnten kompositorischen
Ansatz in der Freifläche zu ergänzen. Hier wird der Gutachter
den Eindruck des Fragmentarischen nicht ganz los. Dazu tragen
sicher auch die recht vordergründig wirkenden Höhenlinien in den
Grundrissen und im Lageplan bei.
Die geplotteten Zeichnungen weisen eine solide Blattgestaltung
auf. Schwächen gibt es in der Darstellung des Geländes (Axonometrie)
und leider wurde auf die Darstellung des reichlich am Standort
vorhandenen Grüns verzichtet.
Konstruktive Informationen zur Rückfassade liefert ein Fassadenschnitt,
Aussagen zur Eingangsfassade und den Fenstern in den Seitenwänden
dagegen fehlen.
Die Annahme der Arbeit wird empfohlen
Prof. Andreas Kästner