Stimmt es tatsächlich, dass Gegensätze sich anziehen? In diesem Projekt wollen wir Unerwartetes zusammenbringen und sehen, was Neues entsteht. Die Surrealisten zeigten die Hintergründigkeit der Dingwelt, indem sie die traditionelle Formensprache in Frage stellten und Objekte in einen ungewohnten Zusammenhang brachten. Andre Breton und sein Surrealisten-Kreis feierten das dichterische Werk von z.B. Isidor Ducasse, „Comte de Lautrea-mont", der im 19. Jahrhundert auf das Irrationale verwiesen hat. Die Schönheit eines jungen Mannes wurde als "zufällige Begegnung zwischen einem Regenschirm und einer Nähmaschine auf einem Seziertisch" beschrieben. Was passiert - formal und inhaltlich - wenn Gegensätze aufeinander prallen? In einer Vielfalt von Medien können Ideen umgesetzt werden. Es wird im Projekt unter Anleitung gezeichnet, gebaut und überhaupt mit materiellen Gegensätzen - Gefundenen und Erstellten - experimentiert. Die Ergebnisse werden ausführlich im Dientagsplenum diskutiert. In Vorbereitung auf das freie Arbeiten in den Werkstätten werden in den ersten Wochen Einführungen in den Werkstätten Metall, Holz und Gips- und Formenbau durchgeführt. Diskutiert werden auch ephemere Formen der Gegensätzlichkeit: Politische Gegensätze wie der "Clash of Cultures", die Natur/Kultur-Dichotomie sowie das Komische und Lustige, das entsteht, wenn Dinge, die nicht zusammengehören, zusammengebracht werden. In einer Filmreihe wird der Diskurs fortgesetzt und aus anderen Blickwinkeln beleuchtet. Im theoretischen Bereich werden wir insbesondere die Strategien der Surrealisten untersuchen, die neue Erfahrungen mit der Wirklichkeit machten und vermitteln wollten. Von Anfang an bewegten sie sich im Spannungsfeld zwischen Rationalität und Irrationalismus, zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen geistiger und politisch-sozialer Revolution, wie auch zwischen Individuum und Gruppe: Die Kunst soll in die Lebenspraxis und die Lebenspraxis in die Kunst integriert werden. |