Beschreibung |
Die Geschichte der Cinephilie ist eng mit der Frage der Sammlung und Archivierung, der Präsentation und Ausstellung von Filmen und filmbezogenen Objekten verknüpft. Zentrale Institutionen filmkultureller Überlieferung wie die Cinémathèque Francaise oder das Österreichische Filmmuseum verdanken sich dem Enthusiasmus von Figuren wie Henri Langlois, Lotte Eisner oder Peter Kubelka.
Der im Deutschen leicht angestaubt klingende Begriff „Cinephilie“ verweist jedoch nicht nur auf eine Mentalität, die sich oft aus der Fetischisierung von Film und Kinoerlebnis speist. Er muss vielmehr als Produkt sehr spezifischer Institutionen und Infrastrukturen verstanden werden, zu denen Filmzeitschriften und -Festivals ebenso gehören wie Filmclubs und eine Vielzahl anderer filmvermittelnde Institutionen.
Die Sammlung von Filmplakaten, Büchern, Zeitschriften, Fotos, Korrespondenzen und Objekten, die Heimo Bachstein seit den 1960er Jahren angelegt hat und die er 2010, ein Jahr vor seinem Tod, der Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar geschenkt hat, stellt sich aus dieser Perspektive als ein weitverzweigtes Arsenal cinephiler Praktiken dar. Im Plenum soll das Phänomen der Cinephilie als ein möglicher kulturgeschichtlicher Rahmen ausführlich diskutiert und an einzelnen Objekten der Sammlung nachvollzogen werden. Wie organisiert sich Filmbegeistertung zu einer Zeit, in der Filme ihren Ort noch weitgehend im Kino haben? Wie formiert sich para- und protoakademisches Wissen, eine Art Privatwissenschaft vom Film, bevor der Gegenstand in den Fokus von Universitäten rückt? |