Beschreibung |
Die Idee des Gesamtkunstwerks wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von dem deutschen Komponisten Richard Wagner entwickelt. Nach Wagner sollte das ‚Kunstwerk der Zukunft’ zum einen alle zeitgenössischen Kunstformen (Architektur, Malerei, Musik, Poesie u.a.) in einem einzigen Werk vereinigen, zum anderen die Trennung von Kunst und alltäglichem Leben aufheben. Das Wissenschaftsmodul untersucht zunächst Wagners Gesamtkunstwerk-Begriff, seine Wurzeln in der griechischen Tragödie und der neuzeitlichen Oper sowie die modernen Künstler und Theoretiker, die sich konkret oder in einem weiteren Sinne auf diese Idee bezogen haben, wie etwa der Jugendstil (z.B. Henry van de Velde) oder das Bauhaus. Anschließend geht es anhand eines erweiterten Gesamtkunstwerk-Begriffs um die Frage, welche vorgeschichtlichen und zeitgenössischen Gesellschaftsdispositive als Gesamtkunstwerk interpretiert werden können. Dazu betrachten wir einerseits die Beschreibung des Kula-Ringtausch auf den pazifischen Trobriand-Inseln durch Bronislaw Malinowski und seine Interpretation als ‚totale soziale Tatsache’ in der Gabentheorie von M. Mauss. Andererseits wenden wir uns zeitgeschichtlichen Phänomenen zu, die eine Interpretation als Gesamtkunstwerk zulassen, von den großen totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts (Kommunismus, Faschismus) über kleinere Strukturen wie die Ortschaft Celebration (Florida, USA) der Walt Disney Corporation bis hin zu der Frage, ob die ästhetisierte und durchdesignte Konsumwelt des heutigen Kapitalismus das ultimative Gesamtkunstwerk ist. Das Wissenschaftsmodul richtet sich an Studierende ohne besondere Vorkenntnisse, auch an Erstsemester-Studierende.
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