Beschreibung |
Entgegen einer geläufigen Vorstellung von der für die westliche Moderne charakteristischen rechtsstaatlichen Zähmung öffentlicher Machtausübung, hat sich das abgelaufene 20. Jahrhundert als eine Epoche erwiesen, in dem nicht nur Diktaturen und totalitäre Regime, sondern gerade auch anerkannte Rechtsstaaten in 'Krisensituationen' von Ausnahmebefugnissen und Ermächtigungsgesetzen Gebrauch gemacht. Im Seminar wird es darum gehen, neben der juristischen Dimension einer zunehmenden Ausdehnung von Regierungsbefugnissen, wie sie erneut seit dem 11.September auf der (sicherheits)politischen Agenda der westlichen Welt steht, die Rolle von Lagerungs- und Belagerungstechniken, also einer spezifisch modernen 'politischen Topologie' zu analysieren, in der der Ausnahmezustand seine konkrete räumliche und architektonische Ausprägung gefunden hat. Neben der Überprüfung der These Giorgio Agambens, das Lager in seinen unterschiedlichen Ausprägungen (vom Sammel-, über das Konzentrations- bis zum Vernichtungslager) sei das politische Paradigma der Moderne, sollen die Struktur der 'Lagergesellschaft' sowie die mit der "Öffnung der Lager" verbundenen Fragen im Mittelpunkt stehen - worunter auch der Vorgang des Öffnens der Augen über die Lager noch während ihrer Existenz gehört.
Das Seminar ist Bestandteil des B.A.-Studienmoduls "Politik der Ausnahme". |