Beschreibung |
Institutionen, die Einrichtungen, Orte, Agenturen, die das Soziale strukturieren und regeln, sind abstrakte, amorphe Gebilde mit großem Niederschlag im Konkreten. Sie haben Vorsitzende, Sprecher, Repräsentantinnen, Beamtete, Diener, sind aber selbst gesichtslos, stimmlos. Sie adressieren den Einzelnen, leiten sein Handeln, sind von ihm aber mitunter nur sehr mühsam zu readressieren, zum Antworten zu bringen. Sie richten soziales Leben ein, schreiben gleichsam Leben – und Leben erzählt und schreibt sich aus ihnen hervor und heraus. Imaginär sind Institutionen genau in diesem Aggregatzustand zwischen (subjektivitätsbildender) Wirkungsmacht und unfassbarer Gestaltlosigkeit.
Das Seminar wird den Ordnungen und Unordnungen des Imaginären in Bildern und literarischen Imaginationen von Institutionen nachgehen. Anhand von Institutionenromanen und -erzählungen, dokumentarischen Institutionenportraits und Spielfilmen aus dem Inneren von Anstalten widmet es sich den totalen Institutionen mit ihrem kleinen und großen »Einschluss«: den Rede- und Bildordnungen, die Schulen, Gefängnisse, Psychiatrien generieren, auch dem Gegensprechen, das sie provozieren. Es diskutiert die Paradoxien, die sich aus der narrativen Verschränkung von allmächtiger (sub-)staatlicher Institution und dem Einzelnen ergeben. Es fragt nach den konkreten Wegen durch die Institutionen, die demokratische Gesetzgebungsprozesse nehmen müssen, nach den Aushandlungen, denen sie unterworfen sind – und danach, wie sich Demokratie gerade in diesen Wegen und Aushandlungen vollzieht. Und nicht zuletzt soll das Seminar untersuchen, was es bedeutet und wie es funktioniert, Institutionen und überhaupt regulative Sozialfiktionen zum Sprechen zu bringen, das heißt: zu erzählen. |
Literatur |
Texte von Thomas Bernhard, Heinrich von Kleist, Franz Kafka, Robert Walser u.a.; dokumentarische Filme von Raymond Dépardon, Thomas Heise, Frederick Wiseman; Spielfilme von Robert Bresson, Samuel Fuller, Jean Vigo u.a.; Episoden aus den Fernsehserien »The Wire« und »The West Wing«. |
Zielgruppe |
MK/MA, Kulturwissenschaftliche Medienforschung, EFMS
Information für Studierende der Medienkunst/Mediengestaltung (MFA):
Das Studienmodul "Künstliche Welten" besteht aus dem Seminar "Das Imaginäre der Institution in Literatur und Film" à 3 LP und dem Seminar "Institutionen und Gründungsszenen. Modelle und Analysen" ebenfalls à 3 LP. Um die 6 Leistungspunkte für das wissenschaftliche Modul zu erhalten, ist der Besuch und die Vorlage der entsprechenden Leistungsnachweise beider Bestandteile des Studienmoduls verpflichtend. |