Pause

Ausgabe 2_1

Eben noch schien die Sonne, kitzelte die Wangen und blendete die Displays. Wir schritten vorwärts, rannten fast. Auch ohne den ständig prüfenden Blick auf die Uhr versuchten wir, das Tempo beizubehalten. Doch dann fällt plötzlich der Regen. Unzählbare Wassertropfen zischen auf dem Asphalt und unseren hitzigen Köpfen. Bevor wir nasse Füße bekommen, halten wir an und stellen uns unter. In einem schmalen Bushaltehäuschen ist noch Platz. Dort warten wir, …

Pausen werden gemacht. Sie sind der Unterschied. Sie unterbrechen die Einheitlichkeit eines Vorgangs, den kontinuierlichen Fortgang der Dinge, der Geschichte oder des Lebens. Pausen sind ein Dazwischen. Nach ihnen geht es immer weiter; genauso, so ähnlich oder anders als zuvor. Sie prozessieren und rhythmisieren zeitliche Vorgänge und schaffen dabei gleichzeitig eine eigene Zeitlichkeit, eine Form der Nicht-Zeit, eine leere oder lückenhafte Zeit.

Pausen werden gemacht. Sie sind wesentlicher Bestandteil von kulturellen und medialen Praktiken; als bewusstes Stilmittel (Musik, Film), pädagogisch-ökonomische Machttechnik (Schulordnung, Zeitmanagement), als Störung systemischer Abläufe (Warten, Vertagen) oder Erfahrung von Welt (Zögern, Langeweile, Prokrastination). Alle Zusammenhänge sind insofern immer gebrochene Zusammenhänge.

Diese zweite Ausgabe von EJECT begibt sich auf die Suche nach Pausen, den erwarteten und unerwarteten. Dabei zeigt sich die eine wie die andere beim Versuch, sie festzustellen als überraschend flüchtig. Wo wir gerade noch glauben, Anfang und Ende bestimmen zu können, kippen beide sogleich ineinander, die Unterbrechung und das Unterbrochene lassen sich nicht mehr trennen. Die Beschäftigung mit der Pause lässt uns deshalb stets Gefahr laufen, in Rastlosigkeit zu verfallen.

Redaktion

Friederike Günther, Jasmin Meerhoff, Nicolas Oxen, Mads Pankow, Alkos Cerda Romo, Tom Ullrich und Susanne Wagner

Beiträge

Oliver Bock, Laura Bon, Isabel Vila Cabanes, Alkos Cerda Romo, Simon Golin, Anna Grutza, Friederike Günther, Ekkehard Knopke, Ludger Lütkehaus, Mareike Maage, Jasmin Meerhoff, Nicolas Oxen, Mads Pankow, Björn Schorr, Robert Schwabe, Maria Sendal, Knut Spangenberg, Tom Ullrich

Gestaltung

Martin Schotten, Viola Kristin Steinberg
Typografie: Livory

Förderung

StudierendenKonvent der Bauhaus-Universität Weimar

Preis: 6,00€