Über die Beziehungen der Malerei zur Natur | SS 2011

Prof. Barbara Nemitz
Martin Mohr
Gäste:  
Prof. Dr. Werner Ingensiep (Philosoph, Biologe | Universität Essen)

Über die „Natur“, das Natürliche wird zur Zeit viel diskutiert.  In allen Disziplinen scheint die Natur eine nicht zu vernachlässigende Größe zu sein. Es ist die übergreifende Diskussion um die Gestaltung des zukünftigen Lebens und den Einfluß menschlicher Gestaltung auf Naturprozesse. Meist geht es um ökologische, ökonomische und ethische Fragen. Bisher eher weniger thematisiert werden ästhetische Belange oder Vorstellungen. Dabei gibt es eine intensive, sogar wechselseitige Beziehung zwischen Kunst und Natur.

Die Kunst war mit der Natur seit frühester Zeit eng verbunden, war doch die Menschheit von der Natur extrem abhängig. Und das bestimmte ihr Weltbild. Die Höhlenmalereien mit den zahlreichen Tieren zeigen nicht nur dieses, sie sind auch ein Hinweis auf „Luxus“. Dies alles zu malen bedeutet: sich zum Malen Zeit zu nehmen, eine Vorstellung in ein Bild umzusetzen und geeignete Materialien zu finden, die zur Darstellung taugten, also eine Kulturtechnik anzuwenden. Zu malen ist eine der ältesten Kulturtechniken. Es ist eine Form sich etwas anzueignen, etwas nachzuvollziehen, zu klären, zu verstehen.

So begann die Beziehung zwischen Malerei und Natur und die Rolle der Malerei wurde immer vielfältiger: es wurde präsentiert, behauptet, verführt, enthüllt, verklärt, dramatisiert und versachlicht, gespielt ...
Weniger Abhängigkeiten von der Natur schafften in späteren Zeiten Freiräume.  
Natur konnte seitdem aus der Distanz betrachtet werden. Man nahm sich ihre Besonderheiten vor und dachte in aller Ruhe über existenzielle Zusammenhänge nach. Es entstanden erste Sammlungen besonderer Preziosen aus der Natur, die „Wunderkammern“ und botanischen Gärten. Gleichermaßen künstlerisch und wissenschaftlich arbeitende Universalforscher trugen komplexes Wissen in Bildern! und Texten zusammen.

Heute drängt sich die Frage nach den Bedeutungen der Natur für das Individuum und die Gesellschaft wieder vehement in den Vordergrund. Was verstehen wir heute überhaupt unter „Natur“? Generell wird in den Lexika unter Natur (lat.: natura, von nasci „entstehen, geboren werden“)  alles verstanden, was nicht vom Menschen geschaffen wurde. Ob der Mensch in seiner Gesamtheit als Teil der Natur gesehen wird oder ob man Kultur als Gegensatz zur Natur betrachtet, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Diese Ausgangslage ist anregend für Kunst und Wissenschaft.

In der zeitgenössischen Kunst beschäftigen sich inzwischen  wieder viele Arbeiten mit der Natur, natürlichen Vorgängen und der Hybridisierung natürlicher und künstlicher Lebensprozesse. Auch die aktuelle Malerei nimmt sich aus überraschenden Perspektiven in innovativer Form dem „neuen“ und immerwährenden Thema Natur mit Elan an. Sei es, dass Natursubstanzen mit künstlichen Materialien und fremd wirkender Farbigkeit in Rauminstallationen gezeigt werden (Karla Black) oder dass irritierende, surreal anmutenden Landschaften in großformatigen Fotos oder Gemälden dargestellt werden.

Im Projekt kann jeder seinem eigenen Bezug zur Natur nachgehen und entsprechende Möglichkeiten der Auseinandersetzung und Darstellung ausprobieren. Die Malerei wird hier in einem erweiterten Begriff verstanden, der sich auf das Tun, auf die Farbe, auf die Frage danach, was „das Malerische“ sein könnte bezieht. Das ist soweit zu verstehen, dass der Prozess zu malen auch selbst auf seine „Natur“ hin befragt werden kann. Das Bedürfnis „zu malen“ ist in der Menschheitsgeschichte so primär, dass sich eine tiefer gehende Auseinandersetzung damit lohnt.

Ausstellung

Zwölfenbeinturm - Über die Beziehungen der Malerei zur Natur

 

Ausstellung von Arbeiten der Studierenden in der Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar

Britta Wagner
Ruth Kroll
Tonio Mundry | Charlene Hahne
Marc Aaron Faesser
Paula Curle-Scholz
Theresa Ketterer

Studienreisen

Galerie- und Ausstellungsbesuche in Berlin

Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart, Berlin
Museum für Naturkunde, Berlin
Galeriehaus Halle am Wasser, Berlin

Viertägige Exkursion nach Basel und Zürich

Kunsthaus Zürich
Galerie, Zürich
Galerie, Zürich
ArtBasel

Vortrag

Auf Einladung des Projektes und in Zusammenarbeit mit den „KünstlerGärten Weimar“ hat Prof. habil. Phil. Dr. rer. nat. Dipl. Biol. Hans Werner Ingensiep, Universität Duisburg-Essen einen Vortrag zum Thema "Pflanzenseele & Co" gehalten.

Prof. habil. Phil. Dr. rer. nat. Dipl. Biol. Hans Werner Ingensiep lehrt Philosophie und Wissenschaftsgeschichte an der Universität Duisburg-Essen. Unter Anderem schrieb er das Grundlagenwerk »Geschichte der Pflanzenseele«, Stuttgart 2001

summaery 2011

Ausstellung der Projektarbeiten zum Rundgang