Ort der Beklemmung in Ort der Toleranz umwandeln

Volterra selbst hat auch in kürzerer Vergangenheit seine seltsame Beziehung zur Isolation erhalten. Eine riesige Zwingburg wacht über der Stadt – Symbol staatlicher Macht wurde es 1818 zum Gefängnis umgebaut.
Eine andere bedeutende Einnahmequelle der Stadt waren die Krankenhäuser und die Psychiatrischen Anstalten, auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt. Als man 1945 die Psychiatrien auflöste, gingen damit auch viele Arbeitsplätze verloren.

Heute findet man drei leerstehende Gebäude, die dem Hügel einen verlassenen Charakter geben. -1878 begann man hier die erste Psychiatrische Klinik zu eröffnen. Zunächst brachte man einzelne Patienten in San Girolamo unter, später errichtete man Pavillons, sanitär und wissenschaftlich mit modernsten Mitteln eingerichtet.
-Prof. Luigi Scabia , von 1900 – 1934 Direktor, löste scharfe Kritik aus, als er seine ersten Experimente startete, mit den geistig verwirrten Menschen zu arbeiteten. Er wollte sie aus ihrer Isolation befreien, begann eine Beschäftigungstherapie – die Arbeit als positiver Aspekt der Eigenverantwortlichkeit, die die kreative Selbstentwicklung fördert. Dafür wurden ihm sämtliche Mittel gestrichen und die Anlage mußte sich selbst versorgen.Das Krankenhausviertel wird zum eigenständigen autarken Ort und von den Bewohnern als das ?verrückte Dorf? bezeichnet.
-1935-45 während des Mussulini Regimes, wurden 4300 Patienten untergebracht und isoloiert.
Später entschloß man sich, die Patienten in ihre Familien zu integrieren. Heute gibt es noch 500 Patienten im Spital Santa Maria Maddalene.

Der Umgang mit dem so vorbelasteten Ort muß einerseits sensibel geschehen und zweitens in seiner Atmosphäre eine hohe Qualität gesehen werden. Wichtig ist auch die positive Interpretation des Begriffs der Isolation, also die Erhaltung als einen Ort des Geistes und der Ruhe, Abgeschiedenheit und gleichzeitig die Wiederbelebung der leerstehenden Gebäude durch die Ideen junger kreativer Menschen. Jeder nimmt die Erfahrungen mit, lernt die Eigenart des Landes kennen und hinterläßt gleichzeitig einen Teil seiner Arbeit.