Bauhaus - Universität Weimar 1. März 1999
Fakultät Architektur, Stadt- und Regionalplanung
Professur Bauformenlehre
Prof. DI / DD Bernd Rudolf
2. Gutachten zur Diplomarbeit von cand.-Ing. Ingo Hemesath: "Laboratorio
Universitario Volterra"
Analogie
Wagenburg des studentischen Wohnens
Zwei Kopositionsschemata geben Aufschluß über die proportionalen
Bezüge und geometrische Klarheit der angestrebten Erscheinung
in der Gesamtgestalt, in der die Neuen Baukörper sohwohl gliedernd
als auch das gemeinsame Zentrum betonend in eine wagenburganaloge
Situation gebracht werden. Die Querwände greifen radial in den
Höhenzug ein und verweisen auf einen gemeinsamen Mittelpunkt im
Zentrum der bestehnden Gebäudesubstanz.
Konzept
...wird bestimmt durch Übergänge von Öffentlichkeit zur Privatheit,
wobei der kompositionsbestimmenden Ausblick dem individuellem
Erlebnis zuerkannt wird - der Blick von der Stadt zum neuem Studienort
wird durch die Gliederung mit den Baukörpern des Wohnens dominiert,
der Blick zurück auf die Stadt ist der individuelle Ausblick der
Wohnenden. Das Dazwischen strukturiert der Autor mit einer logischen
Kette von Übergangsformen von Gemeinschaftlichkeit, die das gesamte
Areal aktivieren. Dem Bestand des ehemaligen Krankenhauses kommt
dabei die Rolle eines Rückgrates zu. Die kräftige Geländemodulation
gewärt Durchblicke und bringt den funktionellen Kern (Arbeiten)
und die Peripherie (Wohnen) zur Überlagerung.
Die Wohneiheiten nehmen die Hanglage bewußt ins Erschließungs-
und Raumonzept des schrittweisen Überganges von Öffentlilchkeit
zu Privatheit auf, ihre jeweilige Zuordnung zu Gesamtplan mit
differenzierten Höhenstaffelungen ergibt beinahe zwangsläufig
verschieden Charaktäre. Der Autor kommt dennoch mit zwei unterschiedlichen
Haustypen aus um dieses Anbebot zu untersetzen. 64 individuelle
Wohnzellen mit Ausblick über paarweise zusammenschaltbare Loggia
werden mit jeweils paarweiser Badbenutzung und gemeinschaftlicher
Küche über zwei verschiedene Erschließungsformen (Treppenläufe)
verknüpft.
Alle Grundrisse (auch die Eingriffe in die bestehende Substanz)
verweisen auf eine logische funktionelle und räumliche Klarheit
im Entwurf. Die Schnitte leiden unter fehlenden Höhenangaben und
unter der geringen Differenzierung (Detaillierung) der Anschlußpunkte
verschiedener Materialien.
Präsentation
Von der üppigen Landschaft ist in der grauen Schwarzplanreduktion
nicht viel übrig geblieben, der einprägsame Charakter der Geländeprofilierung
wird zur Höhenlinientapete und hilft leider nur dem Arbeitsmodell
zu annähernd attraktiver Lesbarkeit, in den Plänen vermißt der
Gutachter die angemessen intensive Auseinandersetzung mit der
landschaftlichen Situation zu Gusten der Verankerung der Bauformen
in der Topografie. Wegeverläufe sind nur selten begleitend, befördernd
oder gar steigernd in Gestalt einbezogen - freundlich interpretiert:
ein Mangel in der Intensität der Darstellung, möglicherweise dem
understatement der spröden rechnergestützten Zeichnungen geschuldet.
Der Modellbau ist den Zeichnungen vergleichbar präziser, Materialwahl
und Detailierungsgrad entsprechen sich.
der Autor weist in seiner Arbeit vorallem sein ausgeprägtes räumliches
Denken sowie einen zur Umsetzung seiner Ideen notwendigen Kenntnisstand
in der Nutzung von CAD-Programstrukturen nach. Die architektonische
Originalität steht über der sehr zurückhaltenden Grafik.
Ich empfehle der Kommission, die Arbeit anzunehmen.