ENTWURFSANSATZ

Diese Innenseiten bilden Angriffsflächen für die neue "Akademie". Hier kann der neue Geist eingeatmet werden. Alle drei Gebäude bilden eine gemeinsame lineare Zwischenzone. Diese Linie ist gleichzeitig Erschlielßungs-, Versorgungs- und vor allem Kommunikationszone. Ziel meines Entwurfs ist es den "Ort der Isolation" in einen "Ort der Kommunikation" umzu-wandeln. Das bestehende Ensemble aus allen drei Gebäuden bildet für mich die Entwurfs-grundlage. Analog zu den Grundrissen des Bestandes, in denen die Räume an langen Fluren wie aufgefädelt liegen, setzen sich die neuen Gebäude an die Kommunikationsschiene. Die Nähe zum Bestehenden läßt einen Dialog zwischen den alten Gebäuden, der Aura des Ortes und dem Neuen entstehen. Die bestehende räumliche Situation soll durch das Hinzugefügte noch verstärkt werden.
Der Außenraum des unteren Gebäudes ist nicht klar definiert im Gegensatz zu den oberen Gebäude, dessen Innenhof einen klaren Raum bildet. Dieser Hof lebt ebenfalls von der Öffnung zur Landschaft.
Das Gelände hat einen starken Höhensprung von neun Metern, der das Gebiet in zwei Niveaus unterteilt. Von der Stadt Volterra kommend, schlängelt man sich den Berg hinauf und wird an dieser Geländekante bis hin zum Eingang geführt.

Das Eingangsgebäude ist Verbindungselement der zwei Ebenen und gleichzeitig Informationsträger zur Verteilung im Gebiet. Verwaltungsbüros und lnformationsstellen helfen dem Neuankommenden sich zu orientieren.
Die Beziehungen zwischen Alt- und Neubau gleichen einer Symbiose. Der Bestand beraubt seiner ursprüngliche Nutzung gibt Atmosphäre und stellt Raum zur Verfügung. Die Idee der Studien- und Begegnungsstätte spendet dem Komplex so neue Nutzung und Identität. Die Akademie wird das Gebiet revialisieren und Einfluß auf die Entwicklung der Stadt haben.
Der Bestand wird fachgerecht saniert und der Innenraum wird durch Entfernung einzelner nichttragender Trennwände entsprechend der neuen Funktionen verändert. Sechs Meter hohe Räume verbunden durch lange Flure eignen sich hervorragend für Vorlesungs- und Seminarräume, Werkstätten, Lager und Proberäume für die Werkstattbühne, Mensa und Cafeteria, Bibliothek und Mediathek, sowie Atelierräume.

Die Fassade steht unter absoluten Denkmalschutz und der einzige unmittelbare Eingriff besteht in der Durchwegung der Gebäude. Es gibt keinen direkten Kontakt zwischen Altbau und Neubau, jedoch bilden die Gebäudekanten der Alt- und Neubauten gemeinsam Außenräume. Drei der neu geplanten Baukörper dienen dem studentischen Wohnen der Akademieteilnehmern, die in Einzelzimmern untergebracht sind.
"Um sich Begegnen zu können, muß man sich zurückziehen können."
Die einzelne Zelle betrachte ich dabei als ein Modul, welches gestapelt, ergänzt und vervielfältigt wird. Die Wohnzelle dockt an der schützenden Betonaußenwand an, ist autark und selbst-tragend. Zwischen zwei Wohnzellen klemmen jeweils eine gemeinsam zu nutzende Badzelle. Diese hat nur zum Flur hin Oberlichter aus Alabaster.
Das Kommunikationsumfeld vermehrt sich im Grundriß, ausgehend vom Einzelzimmer und der gemeinsamen Badnutzung, den Gemeinschaftsräumen bis hin zu den Gruppenarbeitsräumen. Der Übergang vom absolut Privaten zum öffentlichen Bereich wird nur im Erdgeschoß durch die Öffnung der Fassade zum Platz geschaffen. Nur die Außenwände der drei Wohngebäude reagieren im Erdgeschoß direkt auf ihr Umfeld, während die Obergeschosse sich aufeinander beziehen. Alle neuen Gebäude besitzen einen eigenen Charakter, der sich durch die verschiedenen außenräumlichen Situationen definiert. Somit gibt es fünf ,Typen' von Gebäuden.

Neben dem Eingangsgebäude gibt es noch die Sonderform der Werkstattbühne nach dem Prinzip des Raumtheaters. Durch verschiebbare Bühnentechnik, mobile Bühne und Zuschauerränge wird eine Freiluftaufführung ermöglicht. Der Innenhof des Bestandes bildet je nach Bedarf Kulisse oder Zuschauerraum. Die jährlich im Sommer stattfindenden Theaterfest-spiele, die in Volterra und Umgebung große Resonanz erfahren, sollen mit dieser Bühne eine neue Spielstätte finden.

Die Revitalisierung des Ortes wird durch die neue Nutzung der Studien- und Begegnungsstätte vollzogen. Vordergründig gleiche Bauvolumen, die durch ein Repertoire an differenzierten Außenräumen zu eigenen Typen gestaltet werden, verleihen dem Ensemble eine neue Erscheinung und Identität.

Das Zentrum des Zusammenlebens bilden die gemeinsamen Außenräume und ihre wechselseitige Nutzung. Die Liniearität des Entwurfes drückt die temporäre Nutzung der Akademie aus. Studenten kommen und gehen.

Die fünf Gebäudetypen schaffen unter Ausnutzung des vorhandenen Raumes die optimale Beziehung zwischen Alt und Neu. In weiteren Entwicklungsphasen ist eine Erweiterung des Gebietes entlang dieser Linie durchaus denkbar.