Bauhaus - Universität Weimar 1. März 1999
Fakultät Architektur, Stadt- und Regionalplanung
Professur Bauformenlehre
Prof. DI / DD Bernd Rudolf

2. Gutachten zur Diplomarbeit von cand.-Ing. Cathrin S. Bock: "Laboratorio Universitario Volterra"

Idee
Überzeugend, klar, beruhigend, eindringlich, identitätsfördernd, ....
fünf gleichartige Kuben beschwören den geneinsamen Zusammenhang über die differenzierte räumliche und funktionelle Ergänzung bestehender Bausubstanz in einem Ensemble, das jedem seiner Teile eine Existenzberechtigung bei geringförmiger Verschiedenartigkeit einräumt.
Die Wohn-Container bevölkern das Areal des zukünftigen Laboratorio Volterra und definieren mit ihrer Parallelstellung eindringlich die äußeren Abmaße des Ensembles sowie eine gemeinsame innere Erschließungsachse. Im Zentrum des neuen Gefüges liegt die Werkstattbühne, die Wohnbauten gewinnen je nach Lage im Gesamtareal ihre endgültige Gestalt und nehmen zusätzlich spezifische Funktionen fürs Ganze war: Eckbetonung, Auftakt, Treppenraum...

Ihre jeweilige besondere Qualität im Gefüge oder der von ihnen definierten Funktionsflächen wären mit einer Legende zu beschreiben gewesen. Die 59 Wohnzellen ordnen sich jeweils linear einer Erschließungsachse zu (fraktale Ähnllichkeit zubeir Gesamtgestalt) und grenzen sich an der gemeinsamen äußeren Kontur von der Umgebung ab, d.h. öffnen sich zur Erschließungsachse. In letzter Konsequenz hätte das die Ausrichtung der Wohnzellenin den Containern nur an der Peripherie des beschriebenen Areals bedeutet, vor der die Autorin jedoch zu Gunsten der Wiederholung des Erschließungsbildes im Inneren der Wohnkuben Abstand nimmt. der Gesamtgestalt hätte die auf das gemeinsame Zentrum ausgerichtete Strukturierung sicher zu mehr Prägnanz verholfen.

Die baukonstruktive Dopplung der möglichen Tragstruktur ist den besonderen klimatischen Bedingungen geschuldet: ...den Nachweis bleibt die Arbeit schuldig.

Größte Chance und zugleich größte Unterlassung des Entwurfes stellt die identitätssteigernde Beziehung zur Topografie des Standortes dar. Eine intensivere Verflechtung (gegenseitige gestalterische Bedingung) zwischen der Schar der Höhenlinien und der Schar der Wegesäume wäre nicht wünschenswert, sondern möglicherweise entwurfsbefördernd gewesen in einer geschickteren Präsentation und ist vielleicht auch nur ein darstellerisches Defizit. Die Spezifik des Ortes schimmert leider nur in fotografischen Andeutungen durch das Transparent und findet in den Grundriß- und vor allem Schnittdarstellungen keinen Ausdruck. Der Modellbau ist aufwendig und anschaulich. Die nachgewiesen Entwurfs- und Darstellungsmittel werden insgesamt dem Entwurfsgegenstand gerecht.

Ich empfehle, die Arbeit anzunehmen.